Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Loniu von der Hauptinsel trennt, nach Pitelu, 
wo der „Seestern“ lag, zurückfahren könnten, 
wurde getäuscht. Die wenigen Kanus, die wir 
vorfanden, waren klein und nicht seetüchtig. Mit 
vieler Mühe konnte ich von Loniu ein einziges 
großes Kanu auftreiben, auf welchem ich mit dem 
ersten Offizier, Pagenstecher, nach dem „Seestern“ 
zurückfuhr, wo wir gegen Mitternacht ankamen. 
Polizeimeister Peters bezog mit den Soldaten 
Nachtlager auf einer kleinen, der Insel Potomo 
vorgelagerten Sandbank und wurde am nächsten 
Tage vom „Seestern"“ abgeholt. 
Komini war mit den Pitelu-Leuten nach der 
Nordküste zurückmarschiert und hatte unterwegs 
übernachtet. Während der Nacht wurde ein 
Obsidianspeer nach dem Lager geworfen, der einen 
Eingeborenen am Arm verletzte. 
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* 
Der Aufenthalt auf der Insel Noru galt neben 
den Erkundungen über das Schicksal Kominis 
hauptsächlich der Kontrolle der Arbeiterverhältnisse. 
Es wurde alles im besten Zustande gefunden, 
Klagen wurden seitens der Arbeiter nicht vor- 
gebracht. Vorgeführt wurden dreißig Leute, 
welche kurz vorher von Komini mit dem Kutter 
„Anna“ angeworben worden waren und größten- 
teils aus der im Süden der Hauptinsel gelegenen 
Insel Baluan stammten. Die Anwerbung bestand 
fast zu zwei Dritteln aus kärperlich noch nicht 
völlig entwickelten Knaben. Dies wurde später 
von Komini dahin erklärt, daß die Eingeborenen 
zwar gern ihre Kinder anwerben lassen, um sie 
vor den Angriffen der Feinde in Sicherheit zu 
bringen, dagegen ihre wehrfähigen Männer nur 
selten ziehen lassen, um eine Schwächung der 
Wehrkraft des Dorfes zu vermeiden. Die An- 
werbung der Knaben konnte unbedenklich ge- 
nehmigt werden, da die Leute während des ganzen 
Arbeitsvertrages auf der Insel Noru bleiben 
sollten, wo es keine schweren Arbeiten zu ver- 
richten, insbesondere keinen Busch mehr zu 
klären gibt. 
Von dem auf Noru stationierten Angestellten 
der Firma Hernsheim & Co. erfuhr ich, daß die 
Bewohner der Noru gegenüberliegenden Insel 
Sori, welche die Anstifter der im vorigen Jahre 
erfolgten Ermordung einer Hernsheimschen Bvoots- 
besatzung gewesen waren (ovgl. Kol. Bl. 1908, 
S. 853), die Insel verlassen und sich auf das 
Festland der Hauptinsel geflüchtet hatten. Die 
Firma Hernsheim & Co. hatte in der Erwartung, 
daß ihr die Insel später weiter überlassen werde, 
sie von den Eingeborenen für den Fiskus er- 
worben. Ein Besuch der Insel, die reiche Palm- 
bestände aufweist, war leider infolge Zeitmangels 
nicht möglich. 
  
Am nächsten Tage, dem 21. April, fuhr 
„Seestern“ weiter nach der etwa 20 Seemeilen 
entfernten Insel Ponam, auf deren östlichen Hälfte 
Komini für die Firma Hernsheim eine Palm- 
pflanzung anlegte. Wir trafen Komini auf der 
Insel an. Im November v. JIs. hatte der Inder 
Bal Sing, ein Angestellter Kominis, einen Ein- 
geborenen erschossen, den er, mit einer Axt be- 
waffnet, in Begleitung zweier weiterer Einge- 
borenen abends in der Pflanzung traf. Bal Sing 
behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben, da 
die Leute auf seinen wiederholten Anruf nicht 
stehen geblieben seien und er einen Angriff von 
ihnen befürchtet habe. Eine Bestrafung Bal Sings 
schien mit Rücksicht hierauf nicht angebracht. Die 
Eingeborenen waren über den Vorfall auch nicht 
im mindesten erregt und verkehrten friedlich mit 
Komini und seinen Arbeitern. Sie wurden er- 
mahnt, die Pflanzung nicht ohne Grund, ins- 
besondere nicht zur Nachtzeit, zu betreten. 
Auf der Insel Pitelu, wohin ich am nächsten 
Tage kam, fand gerade zu Ehren eines ver- 
storbenen Häuptlings ein großes Tanzfest statt, 
zu welchem sich eine stattliche Anzahl Eingeborener 
aus den benachbarten Inseln eingefunden hatte. 
Ich hatte gerade noch Gelegenheit, die kriegerischen 
Tänze der kräftigen, bunt bemalten, mit Obsidian- 
speeren bewaffneten und zum Teil nur mit einer 
Muschel bekleideten Gestalten anzusehen. Unter 
den Eingeborenen befand sich auch der mir schon 
von Herbertshöhe her bekannte, vielgenannte 
Häuptling Pominis von Papitalai. Ich hatte 
nicht erwartet, Pominis hier in friedlichem Ver- 
kehr mit den Pitelu-Leuten anzutreffen, da die 
letzteren erst vor einigen Monaten durch Ver- 
mittlung der Firma Hernsheim Pominis des 
Weiberraubes bezichtigt und um seine Bestrafung 
gebeten hatten. Die Leute von Pitelu erklärten 
mir jedoch, daß diese Sache jetzt friedlich bei- 
gelegt sei. 
Auch der Japaner Komini, der früher auf 
Pominis schlecht zu sprechen war und ihn als den 
Anstifter eines angeblich schon früher auf ihn 
beabsichtigten Uberfalles bezeichnet hatte, schien 
jetzt eine bessere Auffassung von ihm zu haben 
und riet, ihn auf den beabsichtigten Zug gegen 
Ndrauo mitzunehmen. Pominis, welcher mir 
klagte, daß er seinen Platz Papitalai habe ver- 
lassen und auf der Insel Makarenge (Los Negros) 
sich ein neues Heim habe gründen müssen, war 
sofort bereit, sich dem Zuge anzuschließen, und 
leistete insbesondere durch seine Ortskenntnis gute 
Dienste. Er war es auch, der, als wir nach 
durchgeführter Expedition an die Küste gegenüber 
Potomo (Bird-Island) kamen, einige Kanus auf- 
trieb, die es ermöglichten, die Polizeitruppe aus 
der Mangrovenküste der Hauptinsel nach einer
	        
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