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Loniu von der Hauptinsel trennt, nach Pitelu,
wo der „Seestern“ lag, zurückfahren könnten,
wurde getäuscht. Die wenigen Kanus, die wir
vorfanden, waren klein und nicht seetüchtig. Mit
vieler Mühe konnte ich von Loniu ein einziges
großes Kanu auftreiben, auf welchem ich mit dem
ersten Offizier, Pagenstecher, nach dem „Seestern“
zurückfuhr, wo wir gegen Mitternacht ankamen.
Polizeimeister Peters bezog mit den Soldaten
Nachtlager auf einer kleinen, der Insel Potomo
vorgelagerten Sandbank und wurde am nächsten
Tage vom „Seestern"“ abgeholt.
Komini war mit den Pitelu-Leuten nach der
Nordküste zurückmarschiert und hatte unterwegs
übernachtet. Während der Nacht wurde ein
Obsidianspeer nach dem Lager geworfen, der einen
Eingeborenen am Arm verletzte.
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Der Aufenthalt auf der Insel Noru galt neben
den Erkundungen über das Schicksal Kominis
hauptsächlich der Kontrolle der Arbeiterverhältnisse.
Es wurde alles im besten Zustande gefunden,
Klagen wurden seitens der Arbeiter nicht vor-
gebracht. Vorgeführt wurden dreißig Leute,
welche kurz vorher von Komini mit dem Kutter
„Anna“ angeworben worden waren und größten-
teils aus der im Süden der Hauptinsel gelegenen
Insel Baluan stammten. Die Anwerbung bestand
fast zu zwei Dritteln aus kärperlich noch nicht
völlig entwickelten Knaben. Dies wurde später
von Komini dahin erklärt, daß die Eingeborenen
zwar gern ihre Kinder anwerben lassen, um sie
vor den Angriffen der Feinde in Sicherheit zu
bringen, dagegen ihre wehrfähigen Männer nur
selten ziehen lassen, um eine Schwächung der
Wehrkraft des Dorfes zu vermeiden. Die An-
werbung der Knaben konnte unbedenklich ge-
nehmigt werden, da die Leute während des ganzen
Arbeitsvertrages auf der Insel Noru bleiben
sollten, wo es keine schweren Arbeiten zu ver-
richten, insbesondere keinen Busch mehr zu
klären gibt.
Von dem auf Noru stationierten Angestellten
der Firma Hernsheim & Co. erfuhr ich, daß die
Bewohner der Noru gegenüberliegenden Insel
Sori, welche die Anstifter der im vorigen Jahre
erfolgten Ermordung einer Hernsheimschen Bvoots-
besatzung gewesen waren (ovgl. Kol. Bl. 1908,
S. 853), die Insel verlassen und sich auf das
Festland der Hauptinsel geflüchtet hatten. Die
Firma Hernsheim & Co. hatte in der Erwartung,
daß ihr die Insel später weiter überlassen werde,
sie von den Eingeborenen für den Fiskus er-
worben. Ein Besuch der Insel, die reiche Palm-
bestände aufweist, war leider infolge Zeitmangels
nicht möglich.
Am nächsten Tage, dem 21. April, fuhr
„Seestern“ weiter nach der etwa 20 Seemeilen
entfernten Insel Ponam, auf deren östlichen Hälfte
Komini für die Firma Hernsheim eine Palm-
pflanzung anlegte. Wir trafen Komini auf der
Insel an. Im November v. JIs. hatte der Inder
Bal Sing, ein Angestellter Kominis, einen Ein-
geborenen erschossen, den er, mit einer Axt be-
waffnet, in Begleitung zweier weiterer Einge-
borenen abends in der Pflanzung traf. Bal Sing
behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben, da
die Leute auf seinen wiederholten Anruf nicht
stehen geblieben seien und er einen Angriff von
ihnen befürchtet habe. Eine Bestrafung Bal Sings
schien mit Rücksicht hierauf nicht angebracht. Die
Eingeborenen waren über den Vorfall auch nicht
im mindesten erregt und verkehrten friedlich mit
Komini und seinen Arbeitern. Sie wurden er-
mahnt, die Pflanzung nicht ohne Grund, ins-
besondere nicht zur Nachtzeit, zu betreten.
Auf der Insel Pitelu, wohin ich am nächsten
Tage kam, fand gerade zu Ehren eines ver-
storbenen Häuptlings ein großes Tanzfest statt,
zu welchem sich eine stattliche Anzahl Eingeborener
aus den benachbarten Inseln eingefunden hatte.
Ich hatte gerade noch Gelegenheit, die kriegerischen
Tänze der kräftigen, bunt bemalten, mit Obsidian-
speeren bewaffneten und zum Teil nur mit einer
Muschel bekleideten Gestalten anzusehen. Unter
den Eingeborenen befand sich auch der mir schon
von Herbertshöhe her bekannte, vielgenannte
Häuptling Pominis von Papitalai. Ich hatte
nicht erwartet, Pominis hier in friedlichem Ver-
kehr mit den Pitelu-Leuten anzutreffen, da die
letzteren erst vor einigen Monaten durch Ver-
mittlung der Firma Hernsheim Pominis des
Weiberraubes bezichtigt und um seine Bestrafung
gebeten hatten. Die Leute von Pitelu erklärten
mir jedoch, daß diese Sache jetzt friedlich bei-
gelegt sei.
Auch der Japaner Komini, der früher auf
Pominis schlecht zu sprechen war und ihn als den
Anstifter eines angeblich schon früher auf ihn
beabsichtigten Uberfalles bezeichnet hatte, schien
jetzt eine bessere Auffassung von ihm zu haben
und riet, ihn auf den beabsichtigten Zug gegen
Ndrauo mitzunehmen. Pominis, welcher mir
klagte, daß er seinen Platz Papitalai habe ver-
lassen und auf der Insel Makarenge (Los Negros)
sich ein neues Heim habe gründen müssen, war
sofort bereit, sich dem Zuge anzuschließen, und
leistete insbesondere durch seine Ortskenntnis gute
Dienste. Er war es auch, der, als wir nach
durchgeführter Expedition an die Küste gegenüber
Potomo (Bird-Island) kamen, einige Kanus auf-
trieb, die es ermöglichten, die Polizeitruppe aus
der Mangrovenküste der Hauptinsel nach einer