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Während des ganzen Jahres 1908 hat die
Regierung von Costa Rica versucht, teils mit,
teils ohne Einvernehmen mit der United Fruit Co.,
der bis zum Oktober 1910 vertragsmäßig das
Recht der zollfreien Bananenausfuhr zustand, zu
einer Regelung des künftigen Ausfuhrzolls zu ge-
langen. Erst im Juni 1909 wurde schließlich
durch ein Gesetz vom Oktober 1910 ab ein Aus-
fuhrzoll von 1 Cent (amerik. Gold) für die Traube
eingeführt und dabei festgesetzt, daß in den fol-
genden zwanzig Jahren weder die Ausfuhr noch
der Anbau und Verkauf der Bananen mit irgend
einer weiteren Staats= oder Gemeindeabgabe be-
lastet werden darf. Die United Fruit Co. hat
darauf sofort mit Wirkung vom 29. Oktober 1908
ab auf ihr Recht der zollfreien Ausfuhr verzichtet
und von diesem Zeitpunkt ab den Ausfuhrzoll
nachträglich entrichtet.
Die Menge des aus Costa Rica ausgeführten
Kakaos ist 1908 gegen das Vorjahr wieder um
fast 63 000 kg gestiegen. Es sind in Kilogramm
(und Colones) ausgeführt worden:
1906: 176 243 (151 568), 1907: 277 884
(166 630), 1908: 340 375 (159 020).
Hiernach würde im Jahre 1908 ein Durch-
schnittspreis von etwa 0,50 Col. oder 1 X für
das Kilogramm erzielt worden sein, etwa 0,10 Col.
oder 0,20 /“ weniger als im Jahre 1907.
Hauptabnehmer für den Kakao ist England,
wohin im Jahre 1908 etwa ⅝ der ganzen
Ausfuhr verschifft worden sind, was damit zu-
sammenhängen dürfte, daß der Ausfuhrhandel
hauptsächlich in Händen einer englischen Firma
Costa Ricas liegt. Mit Einschluß der im Lande
selbst verbrauchten Menge wird man zur Zeit
das Jahreserzeugnis in Costa Rica auf etwa
600 000 kg schätzen können.
Infolge des Rückganges der Holzpreise und
der Kosten der Beförderung von Holz nach dem
Verschiffungshafen ist die Holzausfuhr in Puntarenas
immer weiter gesunken, und die Holzausfuhr-
Unternehmer haben in den letzten Jahren viel
Geld verloren. Um das Holzgeschäft zu unter-
stützen, ist durch ein Gesetz vom 7. Juli 1908
der seit 1899 erhobene Ausfuhrzoll von 1,50 Col.
für die Registertonne des ladenden Schiffes bis
zum 31. Dezember 1909 aufgehoben worden;
doch hat diese Maßregel anscheinend eine nennens-
werte Wirkung nicht gehabt. Auch der im Jahre
1910 zu erwartende Ausbau der pazifischen Eisen-
bahn Costa Ricas, von dem man sich eine Hebung
der Holzausfuhr verspricht, dürfte hierfür nicht
von großer Bedeutung sein, solange nicht die
Holzpreise wesentlich steigen. Es sind an Hölzern
ausgeführt worden:
1906: 13 446 chm und 2 495 685 kg für
354 691 Colones, 1907: 25 498 ebm und
208000 kg für 472389 Colones, 1908: 7016 chm
und 3 879 750 kg für 152 827 Colones.
Einen großen Rückgang hat insbesondere die
Ausfuhr von Zedernholz erlitten, die von 23975ecbm
im Jahre 1907 auf 5012 chm im Jahre 1908
gefallen ist. Dagegen ist die Ausfuhr von Gelb-
holz von 117 000 kg auf 3749 000 kg gestiegen.
Zedernholz und Gelbholz wurde hauptsächlich
nach Deutschland und England, Mahagoniholz
zum größten Teil nach England verschifft.
Die Ausfuhr von Viehhäuten und Fellen,
die in den letzten Jahren stetig zurückgegangen
war, hat sich wieder etwas gehoben. Sie hat
228 019 kg betragen und ist damit gegen das
Vorjahr um 8599 kg angewachsen; doch war der
Gesamtwert infolge niedriger Preise um 2124
Colones geringer als im Jahre 1907.
Die Kautschukausfuhr, die sich eine Zeitlang
jährlich gehoben hatte, ist seit drei Jahren wieder
langsam zurückgegangen, was darauf schließen
läßt, daß sie bisher wesentlich auf der Ausnutzung
wildwachsender Bäume beruht hat. Immerhin
dürfte sie im Laufe der nächsten Jahre wieder
steigen, wenn die in San Carlos angelegten
Pflanzungen Ertrag zu geben beginnen. Dort
ist hauptsächlich Castilloa Costaricana angepflanzt
worden, ein Baum, der nach etwa sieben Jahren
Gummi gibt. Der Ertrag eines Baumes wird
auf 400 bis 500 g Kautschuk jährlich geschältzt.
In den letzten drei Jahren sind folgende
Mengen Kautschuk in Kilogramm (und Colones)
ausgeführt worden:
1906: 60 044 (167 823), 1907:
(147 369), 1906: 42 424 (87 622).
Der Durchschnittspreis für 1 kg Kautschuk hat
hiernach 1908 0,48 Col. oder 0,95 .J7¼ betragen.
Die Ausfuhrmenge von Schildpatt ist in
den letzten drei Jahren ziemlich gleichgeblieben.
Sie betrug in Kilogramm (und Colones):
1906: 1327 (17 148), 1907: 1313 (25 881),
1908: 1470 (21 540).
Der Durchschnittspreis betrug im Jahre 1907:
19 Colones für 1 kg und fiel im Jahre 1908
auf 13,50 Colones.
Im Bergbau ist im Jahre 1908 eine rege
Tätigkeit entfaltet worden. Die in Costa Rica
tätigen nordamerikanischen Minengesellschaften
haben teilweise ihren Betrieb sehr vergrößert und
in den Minen große Kapitalien neu angelegt.
Der Staat unterstützt diese Entwicklung, indem er
Zollfreiheit auf alle für den Bergbau usw. er-
forderlichen Maschinen, Werkzeuge und Waren
gewährt. In den drei auf der pazifischen Seite
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