Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Der dritte wichtige Exportartikel ist Kakao. 
Zur Zeit der französischen Herrschaft war seine 
Ausfuhr drei= und viermal größer als jetzt, und 
in der benachbarten Republik Santo Domingo ist 
die Kakaoausfuhr im Laufe der letzten Jahre er- 
heblich gestiegen. Man hat daher den Präsidenten 
in einer Eingabe gebeten, seine Aufmerksamkeit 
insbesondere dieser Kultur zuzuwenden. Daran, 
daß die letzte Ernte sehr klein ausgefallen ist, 
trug besonders der Regenmangel Schuld. Die 
Preise fielen infolge des Preisrückganges an den 
Märkten in den Verbrauchsländern auf 30 bis 
55 Centimes für das Pfund je nach Kursstand 
des haitianischen Geldes. An dem verhältnis- 
mäßig niedrigen Preise des haitianischen Kakaos 
soll die Verwilderung der Kakaobäume, die eine 
sorgfältige und kunstgerechte Beschneidung er- 
fordern, und die primitive Behandlung der Frucht, 
die von den Landleuten selbst vorgenommen wird, 
schuld sein. Zur Hebung der Kakaokultur wird 
die Entsendung von Wanderlehrern vorgeschlagen. 
Das vierte bedeutende Erzeugnis Haitis ist 
die Baumwolle. Die letzte Ernte dieses Spinn- 
stoffs war hinsichtlich der Menge und Güte nur 
eine mittelmäßige zu nennen. In den besten 
Produktionsgebieten, St. Marc und Gonaives, 
stieg der Preis bis zu 55 Centimes für das 
engl. Pfund, in Port-au-Prince war der höchste 
Preis 45 Centimes. Unentkörnte Baumwolle aus 
dem Süden des Landes brachte 12 bis 15 Cen- 
times, da sie nur etwa 30 v. H. Fasern enthält. 
Die Erxporthäuser benutzen zum Entkernen moderne 
amerikanische Maschinen und erzielen dadurch um 
10 v. H. höhere Preise als früher. Neu sind die 
Baumwollpflanzungen im südlichen Aux Cayes, 
die sich rentieren. Baumwolle gibt in Haiti zwei 
Ernten. 
Von anderen Exportwaren seien noch Honig 
und Wachs erwähnt, deren vorzügliche Beschaffen- 
heit immer mehr anerkannt wird. (Das Koiser- 
liche Konsulat in Kap Haitien ist besonders gut 
unterrichtet über diesen Artikel.) Zur Ausfuhr 
gelangen noch: Tavernonholz, eine dem Mahagoni 
sehr ähnliche Holzart mit oft selten schöner Fase- 
rung; Latanier, ein Palmenblatt, das zum Flechten 
von Strohhüten verwendet wird. Die anderen 
Ausfuhrwaren sind ohne große Bedeutung und 
bedürfen keiner besonderen Besprechung. Auf- 
fallend, aber aus den allgemeinen und Schiffahrts- 
verhältnissen erklärbar ist, daß keine Ausfuhr von 
Bananen aus Haiti entstanden ist. 
(Bericht des daiserl. Konsulats in Port-au-Prince.) 
  
handel des Freistaats Costa Rica 1908. 
Nachdem für Costa Rica schon das Jahr 19°½ 
ungünstig gewesen war, hat sich die wirtschaftlic. 
Lage im Jahre 1908 auf allen Gebieten nech 
wesentlich verschlechtert. Infolge eines groß#er 
Ausfalls im Ernteertrage fast aller Erzeugnis= 
des Landes ist die Kaufkraft der Bevölkerung ge- 
schwächt worden; Ausfuhr und Einfuhr sind dabi: 
nicht unbedeutend zurückgegangen, und dazu kamer 
Naturereignisse, die dem Staate große unvorher- 
gesehene Ausgaben und der Bevölkerung weitere: 
Schaden verursacht haben. 
Der Wert des gesamten Außenhandels ergik: 
für die letzten drei Jahre folgendes Zahlenbild: 
Einfuhr Ausfuhr Ubel# # 
(ohne gemunztes (ceinschlieklich der 
old) Barrengoldd Aus#dr 
in Millionen Colonee 
1906 14,60 18,66 1.10# 
1907 16.00 19.55 3.50 
1908 12,10 16,68 1.5 
Nachdem seit Jahren Einfuhr und Ausfuhr 
Costa Ricas eine regelmäßige Steigerung gezeia## 
haben, sind 1908 beide stark zurückgegangen. 
Der gesamte Außenhandel des Landes hat auf 
den Kopf der Bevölkerung etwa 80 Colones be- 
tragen gegen 100,80 Colones im Jahre 1907. 
Die große Verminderung der Einfuhr dürtte sich 
teilweise dadurch erklären, daß im Vorjahr von 
den meisten größeren Einfuhrhäusern erhebliche 
Mengen von Waren eingeführt wurden, wäbrend 
1908 einige Häuser aus verschiedenen Gründen 
ihre Einkäufe auf das Notwendigste beschränkh 
oder ganz eingestellt haben. Ferner ist die Ein- 
fuhr von lebendem Vieh aus den spanisch-zameri- 
kanischen Ländern, die im Vorjahr mit 27 539 
Stück den Bedarf anscheinend überschritten hanc. 
auf 8613 Stück gesunken, wozu teilweise au 
die Erwartung der Aufhebung des Einfuhrzols 
beigetragen haben dürfte. 
Die Einfuhr hat sich nach der costaricanischen 
Statistik auf die einzelnen Länder in den Jabren 
1908 und 1907 dem Werte nach und in den 
letzten drei Jahren nach dem Verhältnisse zur 
Gesamteinfuhr in folgender Weise verteilt: 
1908 1907 1908 11IO7 lis-: 
Wert 1000 Colones v. H. der Gesamteintur 
Deutschland 1750 1716 10,05 10.88 11.2 
Verein. Staaten 5408 7124 100.50 11L 44 
Grosibritannien. 2619 3690 22.78 23.28 21 19 
Frankreich. . . 904 790 7.77 1.8 11 
Spaninu 311 341 2,#8 2.15 2“ 
Jtalien. 254 101 2.19 2.53 2.2 
Belgien 199 124 1.71 0.78 ((#.1 
Spanisch= ameri- 
kanische Lünder 578 1425 1.25 99 1 
Hiernach hat die deutsche Einfuhr 1908 Uun 
Verhältnis zur Gesamteinfuhr am meisten zu- 
*) 1 Colon S 1.95 AM.
	        
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