Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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neue Triebe von 10 bis 20 cm Länge. Von 
den ausgepflanzten Pflanzen sind 95 v. H. davon- 
gekommen. Sie haben bis Ende März 1909 
eine durchschnittliche Höhe von 1,5 m und einen 
Stammumfang am untersten Ende von durch- 
schnittlich 12 cm erreicht. Höhenentwicklungen 
von 2 m find nicht selten; einige Pflanzen sind 
sogar nahe zu 3 m hoch und haben einen Stamm- 
umfang von 20 cm. Das frohwüchsige Aussehen 
derechtigt zu der Annahme, daß das Fortkommen 
der Pflanzen dauernd gesichert ist. Es steht zu 
erwarten, daß die Pflanzen nach Ablauf der 
VBegetationsperiode 1909 in Schluß getreten sind, 
dadurch den Boden dauernd beschatten und den 
Graswuchs hintanhalten. Die angewendete Pflanz- 
weite von 2,2 m scheint also für Khaya so ziemlich 
die richtige zu sein, zumal diese Holzarten beim 
Verpflanzen aus den Saatbeeten in das Freiland 
wenig Verlust erleiden durch Eingehen von 
Pflanzen. Normal bildet die Khaya in der Jugend 
einen langen geraden Stamm ohne Verzweigung 
aus. Die langstieligen gefiederten Blätter sind 
direkt am Stamm angesetzt. Durch einen Schäd- 
ling, eine Larve, die sich in die Terminalknospen 
einfrißt, wird die Entwicklung von Seitenästen 
bzw. eine Gabelung des Stammes häufig veran- 
laßt. Die Larve frißt von der Knospe nach unten 
das Mark des noch nicht verholzten Triebes aus. 
Der Gipfeltrieb wird dadurch zum Absterben ge- 
bracht, die Pflanze sonach in ihrem Höhenwachs- 
tum beeinträchtigt. Viele Pflanzen wurden von 
dem Schädling befallen. Es wäre die oben an- 
gegebene durchschnittliche Höhenentwicklung eine 
noch größere gewesen, wenn der Schädling nicht 
aufgetreten wäre. Die von dem Schädling be- 
fallene Pflanze setzt am unteren Ende des ab- 
gestÖoobenen Triebes bald wieder eine neue Knospe, 
oft sogar mehrere Knospen an, wodurch dann oft 
mehrere Gipfeltriebe zugleich entstehen, bis dann 
nach einiger Zeit ein Trieb sich stärker entwickelt 
und die Höhenführung übernimmt. An der 
Stelle, wo der ausgefressene Gipfeltrieb abstirbt 
und die neue Knospe sich ansetzt, entsteht eine 
wulstartige Narbe, welche aber alsbald wieder 
verwächst und nach einigen Jahren voraussichtlich 
nicht mehr erkennbar ist. Als Maßregel gegen 
die Vermehrung des Schädlings wird künftig jede 
Krhaya, deren Gipfeltrieb an dem Auftreten von 
braunen Kothäuschen erkennen läßt, daß sich in ihm 
der Schädling aufhält, geschnitten werden; die ab- 
geichnittenen Triebe werden gesammelt und ver- 
brannt. Es ist dies eine Maßregel, welche sich leicht 
durchühren und von Zeit zu Zeit wiederholen 
läht. Ein Mann schneidet an einem Tage mehrere 
tausend Pflan zen. Die Khaya hält selbst einen 
mehrmaligen Schnitt leicht aus, übersteht sie ja 
doch leicht selbst den viel länger dauernden und 
  
sich mehrmals wiederholenden Prozeß des Aus- 
fressens ihres Gipfeltriebes durch die Larve. Durch 
fleißiges Beschneiden wird man den Schädling 
allmählich an Zahl vermindern, wenn man ihn 
nicht gänzlich ausrotten wird. Der gleiche Schäd- 
ling tritt in den Khayakulturen der Station So- 
kode auf; er wurde dort gesammelt und zur Be- 
stimmung des wissenschaftlichen Namens nach 
Berlin gesandt. - 
ZwischendieKhayaIclainiiwurdendieaus 
den 1907 ausgelegten, etwa 2500 Samen er— 
haltenen 80 Stück Tectona grandis eingepflanzt. 
Zu einer selbständigen Reinkultur wäre die er- 
haltene Anzahl von Tiekpflanzen, ebenso wie die 
Zahl der Khayapflanzen viel zu gering gewesen. 
Aus diesem Grunde und gleichzeitig um Anhalts- 
punkte zu bekommen, ob der Tiek in Mischung 
mit Khaya kultiviert werden kann, wurden die 
erhaltenen Tectona grandis-Pflänzlinge zwischen 
die Khaya Klainü gepflanzt. Die meisten Pflänz- 
linge waren zur Zeit ihrer Verpflanzung (Juni 
1908) noch sehr schwach entwickelt; sie hatten 
einen sehr dünnen, kaum verholzten Stamm von 
2 bis 3 cem Umfang; nur einige sind etwas 
stärker, 50 cm bis 1 m groß geworden bei einem 
Stammumfange von 4 bis 5 cm. Aber gerade 
die schwach entwickelten Pflanzen dieser Holzart 
verpflanzen sich leicht, sie treiben viel eher an, 
schon teilweise nach acht Tagen, während die 
stärker entwickelten Pflanzen in ihrer Höhen- 
entwicklung zurückgehen, indem der noch nicht 
verholzte Stammteil vertrocknet, und längere Zeit 
(drei bis vier Wochen) brauchen, bis sie wieder 
in Saft kommen. Die jungen Pflänzlinge zeigten 
bei ihrer Herausnahme aus dem Pflanzgarten 
ein gut verzweigtes Wurzelsystem; die Haupt- 
wurzel war 15 bis 20 cm lang, davon gingen 
zahlreiche Seitenwurzeln aus. Sämtliche Pflanzen 
sind davongekommen und haben die Trockenzeit 
gut überstanden; sie erreichten eine durchschnitt- 
liche Höhe von 1,2 m bei einem Stammumfang 
am untersten Ende von 10 cm. Verschiedene 
Exemplare waren 1,80 und 2 m hoch, eines er- 
reichte die ansehnliche Höhe von 3,6 m. Wir 
sehen also, daß im ersten Jahre der Entwicklung 
beide Holzarten, Khaya Klainii und Tectona 
grandis, im Höhenwachstum bei einer Pflanz- 
weite von 2: 2m gleich sind. Auf Grund des 
jetzigen Standes dieser Mischkultur läßt sich hoffen, 
daß auch in den weiteren Jahren die Mischung 
gelingen wird, wenngleich sich heute ein ab- 
schließendes Urteil darüber selbstredend noch nicht 
fällen läßt. Ubrigens tritt der Tiek auch in seiner 
Heimat nicht nur in reinen Beständen, sondern 
auch vergesellschaftet mit anderen Holzarten auf. 
Es erscheint nicht zweckdienlich, den Tiek auf 
unserer Baumsteppe in großen, reinen Beständen
	        
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