Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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wegsam. In Numis ist hinreichendes Bankwasser 
vorhanden. Da mir bekannt war, daß ein Über- 
gang über die Dünen westlich Numis nach dem 
Kunguib-Gebirge weniger Schwierigkeiten bot, 
hatte ich Numis zum Sammelplatz gewählt. 
Leutnant von Haxthausen traf mit den Kamelen 
im Laufe des 1. Juli dort ein. Am andern 
Tage wurde nach dem Kunguib-Gebirge ab- 
marschiert. Die Dünen, obwohl teilweise Wander- 
dünen, sind höchstens 20 bis 25 m hoch und 
der Dünenstreifen hat hier nur eine Breite von 
15 bis 20 km. Der Streifen selbst läuft von 
Kunbis in südlicher Richtung bis nach Tiras. 
Die Dünen nehmen von Norden nach Süden 
sowohl an Höhe wie an Breite ab. 
Im Koichab-Rivier machten wir eine Ruhe- 
vause. Das Rivier, in dem Kamele hinreichend 
Futter finden, läuft westlich von dem angegebenen 
Dünenstreifen. Aus dem starken, teilweise ver- 
dorrten, alten Baumbestand ist zu schließen, daß 
hier früher viel Wasser niedergegangen ist. Der 
Beitermarsch erfolgte am Rande des Koeichab- 
Riviers. Kurz vor dem Kunguib-Gebirge ging 
die Patrouille in drei Abteilungen zu Fuß vor 
und fand ziemlich viel Wasser. 
Ich gewann die überzeugung, daß das 
Kunguib-Gebirge bzw. die dortige Waseerstelle, 
von Hottentotten und Buschleuten als Durch- 
gangsstation aus dem Innern nach der Küste 
benutzt wird. Der Weg über das Kunguib- 
Gebirge nach der Küste bietet nicht die Schwierig- 
keiten, wie der über Awasib oder noch weiter 
nördlich. Um über das Gelände nördlich vom 
Kunguib-Gebirge, namentlich über die Frage, ob 
die Flüche vom Kunguib-Gebirge bis nach Awasib 
reicht, Aufklärung zu erhalten, sandte ich den 
Leutnant von Haxthausen über Awasib—Chowasib 
—Numib — Gorab nach Chamis zurück (s. u.). 
Ich selbst ritt vom Kunguib-Gebirge nach 
Namtop und stellte fest, daß die Dünen nach 
Norden sowohl an Höhe wie an Breite bedeutend 
zunehmen. Der geschilderte Dünenstreifen hängt 
mit dem Hauptdünengürtel, der bis zum Meere 
reicht, nicht zusammen. Über die Ausdehnung 
der Fläche beim Kunguib-Gebirge, wie über die 
Breite des Hauptdünengürtels bis zum Meere 
werden spätere Patrouillenritte Aufklärung geben. 
Von Namtop trat ich den Rückmarsch nach 
Bethanien an, wo ich nach zweitägigem Ritt 
wieder eintraf. 
II. 
Eine Kamelpatrouille Chamis — Tiras — 
Numis —Kunguib—Kunbis — Aunis— 
Auboris — Kunjas — Chamis. 
Bericht des Oberleutnants v. Harthausen. 
Die Patrouille ritt am 27. Juni 1909 von 
Chamis ab. Die 21 Kamele gingen die ersten 
  
Tage sehr schlecht. Bis Numis hatten sie sich 
einigermaßen eingelaufen. Von hier aus führte 
Hauptmann von Rappard die verstärkte Patrouille 
über den Dünengürtel zwischen Tirasbergen und 
Koichab-Rivier nach dem Kunguib-Gebirge, wo 
sich Hottentotten und Buschleute aufhalten sollten. 
Es wurde dort jedoch nichts Verdächtiges ge- 
funden. Am Nachmittage des 3. Juli ritt Haupt- 
mann v. Rappard nach Namtop und gab mir 
den Befehl von Kunguib nach Awasib, von dort 
nach Chamis zurückzureiten. 
Nach Aussage eines landeskundigen Busch- 
manns sollte sich westlich von Kunguib, in einer 
Nacht zu Fuß zu erreichen, die Wasserstelle 
Gachab befinden. Sie sollte stets Wasser ent- 
halten und mit Vorliebe von Eingeborenen be- 
sucht werden. Ich entschloß mich daher, in der 
übernächsten Nacht nach Gachab zu reiten. Der 
Marsch auf Gachab führte 30 km durch feste 
Sandwüste (nur vereinzelt standen Brackbüsche), 
dann in die unbewachsenen Berge bei Gachab. 
In den Gachabbergen vor einem Steilabfall ließ 
ich halten, da die Führung des Buschmanns 
unsicher wurde. Nach der Beschreibung des 
Buschmanns lag Gachab selbst noch 15 km vor 
uns, erkenntlich an einer zum Teil weißen Kuppe. 
Von einer Bergspitze sah ich, daß wir uns etwa 
20 km von der See, zwischen Lüderitzbucht und 
Anichab, befanden. Bei dem regen Verkehr von 
Diamantsuchern in dieser Gegend war es aus- 
geschlossen, daß sich feindliche Eingeborene bei 
Gachab hätten aufhalten können. 
Da das Weitermarschieren bei dem knappen 
Proviant unzweckmäßig gewesen wäre, entschloß 
ich mich zu dem Marsche auf Awasib. Von dem 
genannten Berge aus waren die Höhen von 
Awasib, Aunis und Kunbis gut sichtbar. Auch 
konnte ich den günstigsten Weg nach Awasib 
erkunden. 
Bis auf etwa 30 bis 40 km an Awasib 
herangekommen, stand ich vor einem ununter- 
brochenen Gewirr von hohen Dünen. Ein Weiter- 
marsch auf das geplante Ziel hätte bei der 
Schwerfälligkeit der Kamele sowohl für die Tiere 
als auch für die Reiter, die auf jede Düne 
mehrere Male hinauftreiben mußten, zu großen 
Verlusten führen können. Nach Awasib gebrauchte 
ich mindestens drei Tage, dabei war dort kein 
Wasser zu erwarten; nach Kunbis, der nächsten 
Wasserstelle waren es zwei Tage. Ich beschloß 
deshalb nach Kunbis abzubiegen. Südlich war 
eine flachere Dünenformation zu erkennen, noch 
weiter südlich folgten dann wieder hohe Dünen. 
Der Vormarsch wurde durch unzählige kleine 
Wanderdünen sehr erschwert. Die Bewachsung 
innerhalb des Dünengebirges war spärlich. Später 
wurde das Gelände günstiger, die hohen Dünen
	        
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