Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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wo dieser Mann sei, wurde die Sache sehr dila- 
torisch behandelt. Außerdem wurden Ochsen, die 
Kambonde durch Ukuanjama nach Humbe treiben 
ließ, gestohlen. Um sich für Blut, Gewehr und 
Ochsen schadlos zu machen, ließ nun Kambonde 
den von Arbeit durch sein Land zurückkehrenden 
Ovakuanjama die mitgebrachten Sachen abnehmen. 
Die Folge war das gänzliche Stocken des Zu- 
zuges von Ovakuanjama-Arbeitern, was sich ja 
auch deutlich in den Meldungen über den Ovambo- 
verkehr von Okaukwejo und Namutoni im Juni, 
Juli und August zeigt. Durch Eingreifen der 
Missionare wurde der Zwist zwischen Kambonde 
und Mandume beigelegt und Ondonga ist jetzt 
nicht mehr für die Ovakuanjama gesperrt. 
Mandume ließ uns bald nach Ankunft in 
Namakunde sagen, er würde uns am nächsten 
Tage besuchen. Wir setzten ihm in derselben 
Weise wie Kambonde den Zweck unserer Reise 
auseinander, die jetzige Fürsorge für die Ovambo, 
die Tätigkeit des Eingeborenen-Kommissars Tönjes 
in Lüderitzbucht usw. 
Am 7. August ritten Tönjes und ich zu 
Mandume, der sich vorübergehend auf seiner 
Nebenwerft etwa anderthalb Reitstunden nordöst- 
lich Namakunde aufhielt, um ihm einen Gegen- 
besuch zu machen. Bei dieser Gelegenheit bat 
ich ihn, er möge für guten Zuzug seiner Leute 
zur Arbeit sorgen. Er versprach es zu tun, ich 
bezweifle aber, daß er es getan hat. 
In Ukuanjama fand ich mehrfach Spuren von 
Arbeiter-Anwerbern, woraus ich erkannte, welch 
große Anstrengungen die englischen Minen machen, 
um Arbeiter aus dem Ambolande zu bekommen. 
Am 9. August ritten Tönjes und ich nach 
den Missionsstationen Omupanda und Ondjiva, 
deren Missionare vor einigen Tagen uns in 
Namakunde begrüßt hatten. 
Von Namakunde über Omupanda nach 
Ondjiva ist es ein kurzer Ritt von 30 km, der 
zuerst im waldumsäumten breiten Grasbett bis 
Omupanda entlang führt, dann durch dichten 
Busch, bis man die palmenumrauschte Station 
Ondjiva vor sich hat. 
Diese Ukuanjama-Stationen sind von Leuten 
erbaut, die wirklich hart gearbeitet haben. Es 
sind durchweg sehr große, mit dicken Lehmmauern 
versehene Häuser, ganz umgeben von einer 
schönen Veranda, über die das Strohdach hinaus- 
ragt, innen sehr schön eingerichtet und möbliert, 
mit wunderhübschen Möbeln, die aus dort ge- 
schlagenem Holz von den Missionaren selbst 
angefertigt sind. Ukuanjama hat ja sehr viel 
schöne Bäume, die sich gut bearbeiten lassen. 
Wie ich die Station Ondjiva vor mir sah, war 
ich aber doch über die Fülle des verbauten 
Holzes erstaunt. Die Station ist erhöht erbaut 
  
und in der Höhe der ersten Etage läuft rund 
um das Haus herum die von Balken getragene 
Veranda. 
Von Ondjiva ritten wir am nächsten Tage 
etwa 15 km nordwestlich zur Werft der Häuptlings- 
mutter Tapona, um auch ihr unsere Aufwartung 
zu machen. Diese mit Ocker ganz rot ange- 
strichene Dame in Ukuanjama-Tracht, mehr eine 
Rothaut als eine Schwarze, empfing uns sehr 
liebenswürdig, so liebenswürdig, daß wir in ihrer 
Palisadenwerft fünf Stunden bleiben mußten, 
um an ihrem Mittagstisch, Huhn nebst Kaffern- 
mehl, teilzunehmen. Auf dem Rückwege ritten 
wir noch mal bei Mandumes neuer Werft vor, 
die ganz in der Nähe von Ondjiva liegt. 
Am 18. August wieder in Namakunde ange- 
langt, zogen Tönjes und ich am selben Tage 
weiter nach der Missionsstation Omatemba, 
dann in südwestlicher Richtung nach Ukuambi, 
bei dessen Häuptling wir uns bereits angesagt 
hatten. Nach einem Marsch von 30 km waren 
wir an der Stammesgrenze, durchzogen dann 
etwa 20 km unbesiedeltes Waldgebiet und hatten 
das offene Ukuambi vor uns. Am 20. langten 
wir nach einem kleinen Marsch von 7 km durch 
besiedeltes Gebiet bis in die Nähe der Häuptlings- 
werft, hinter welcher man 1 km weiter die 
Häuser der Missionsstation sah. Doch konnten 
wir nicht gleich bis zur Station fahren, da ein 
Großmann uns halten hieß, um uns erst dem 
Häuptling anzumelden. So mußten wir eine 
Stunde warten. Nachmittags kam ein Bote, 
wir sollten zum Häuptling kommen. Man merkte 
gleich an dem Auftreten des Dieners, daß unser 
Empfang nicht der beste sein würde. Nachdem 
wir im großen Bogen, um nur nicht die unbe- 
stellten Felder zu betreten, zum Wersteingang 
gelangt waren, mußten wir auf der „Haupt- 
wache“, wo etwa 20 Gewehrträger saßen, warten, 
bis ein Bote uns in die Werft weiter führte. 
Ein Grammophon klang uns aus den Palisaden 
ohrzerreißend entgegen! Schließlich kam Ipumbo, 
die kleine, hagere Figur im weißen Anzug, sein 
unangenehmes Gesicht, vor allem die unsteten 
Augen, hinter einem breitkrämpigen Hut ver- 
borgen. Barsch fragte er uns, was wir wollten. 
Tönjes setzte ihm nun den Zweck unserer Reise 
auseinander. Ipumbo konnte sich gar nicht vor- 
stellen, daß wir eigentlich nichts von ihm wollten 
als Arbeiter. 
Die ganze Unterredung dauerte wohl ¾ 
Stunden, währenddessen Ipumbo mehrere Male 
aufsprang und in dem Eingang eines palisaden- 
umgebenen Ganges verschwand. Schließlich 
gingen wir fort, ohne ihn zu grüßen. Wie wir 
kaum aus der Werft waren, rief Ipumbo den 
Missionar Koivn, der uns begleitet hatte, nochmal
	        
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