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wo dieser Mann sei, wurde die Sache sehr dila-
torisch behandelt. Außerdem wurden Ochsen, die
Kambonde durch Ukuanjama nach Humbe treiben
ließ, gestohlen. Um sich für Blut, Gewehr und
Ochsen schadlos zu machen, ließ nun Kambonde
den von Arbeit durch sein Land zurückkehrenden
Ovakuanjama die mitgebrachten Sachen abnehmen.
Die Folge war das gänzliche Stocken des Zu-
zuges von Ovakuanjama-Arbeitern, was sich ja
auch deutlich in den Meldungen über den Ovambo-
verkehr von Okaukwejo und Namutoni im Juni,
Juli und August zeigt. Durch Eingreifen der
Missionare wurde der Zwist zwischen Kambonde
und Mandume beigelegt und Ondonga ist jetzt
nicht mehr für die Ovakuanjama gesperrt.
Mandume ließ uns bald nach Ankunft in
Namakunde sagen, er würde uns am nächsten
Tage besuchen. Wir setzten ihm in derselben
Weise wie Kambonde den Zweck unserer Reise
auseinander, die jetzige Fürsorge für die Ovambo,
die Tätigkeit des Eingeborenen-Kommissars Tönjes
in Lüderitzbucht usw.
Am 7. August ritten Tönjes und ich zu
Mandume, der sich vorübergehend auf seiner
Nebenwerft etwa anderthalb Reitstunden nordöst-
lich Namakunde aufhielt, um ihm einen Gegen-
besuch zu machen. Bei dieser Gelegenheit bat
ich ihn, er möge für guten Zuzug seiner Leute
zur Arbeit sorgen. Er versprach es zu tun, ich
bezweifle aber, daß er es getan hat.
In Ukuanjama fand ich mehrfach Spuren von
Arbeiter-Anwerbern, woraus ich erkannte, welch
große Anstrengungen die englischen Minen machen,
um Arbeiter aus dem Ambolande zu bekommen.
Am 9. August ritten Tönjes und ich nach
den Missionsstationen Omupanda und Ondjiva,
deren Missionare vor einigen Tagen uns in
Namakunde begrüßt hatten.
Von Namakunde über Omupanda nach
Ondjiva ist es ein kurzer Ritt von 30 km, der
zuerst im waldumsäumten breiten Grasbett bis
Omupanda entlang führt, dann durch dichten
Busch, bis man die palmenumrauschte Station
Ondjiva vor sich hat.
Diese Ukuanjama-Stationen sind von Leuten
erbaut, die wirklich hart gearbeitet haben. Es
sind durchweg sehr große, mit dicken Lehmmauern
versehene Häuser, ganz umgeben von einer
schönen Veranda, über die das Strohdach hinaus-
ragt, innen sehr schön eingerichtet und möbliert,
mit wunderhübschen Möbeln, die aus dort ge-
schlagenem Holz von den Missionaren selbst
angefertigt sind. Ukuanjama hat ja sehr viel
schöne Bäume, die sich gut bearbeiten lassen.
Wie ich die Station Ondjiva vor mir sah, war
ich aber doch über die Fülle des verbauten
Holzes erstaunt. Die Station ist erhöht erbaut
und in der Höhe der ersten Etage läuft rund
um das Haus herum die von Balken getragene
Veranda.
Von Ondjiva ritten wir am nächsten Tage
etwa 15 km nordwestlich zur Werft der Häuptlings-
mutter Tapona, um auch ihr unsere Aufwartung
zu machen. Diese mit Ocker ganz rot ange-
strichene Dame in Ukuanjama-Tracht, mehr eine
Rothaut als eine Schwarze, empfing uns sehr
liebenswürdig, so liebenswürdig, daß wir in ihrer
Palisadenwerft fünf Stunden bleiben mußten,
um an ihrem Mittagstisch, Huhn nebst Kaffern-
mehl, teilzunehmen. Auf dem Rückwege ritten
wir noch mal bei Mandumes neuer Werft vor,
die ganz in der Nähe von Ondjiva liegt.
Am 18. August wieder in Namakunde ange-
langt, zogen Tönjes und ich am selben Tage
weiter nach der Missionsstation Omatemba,
dann in südwestlicher Richtung nach Ukuambi,
bei dessen Häuptling wir uns bereits angesagt
hatten. Nach einem Marsch von 30 km waren
wir an der Stammesgrenze, durchzogen dann
etwa 20 km unbesiedeltes Waldgebiet und hatten
das offene Ukuambi vor uns. Am 20. langten
wir nach einem kleinen Marsch von 7 km durch
besiedeltes Gebiet bis in die Nähe der Häuptlings-
werft, hinter welcher man 1 km weiter die
Häuser der Missionsstation sah. Doch konnten
wir nicht gleich bis zur Station fahren, da ein
Großmann uns halten hieß, um uns erst dem
Häuptling anzumelden. So mußten wir eine
Stunde warten. Nachmittags kam ein Bote,
wir sollten zum Häuptling kommen. Man merkte
gleich an dem Auftreten des Dieners, daß unser
Empfang nicht der beste sein würde. Nachdem
wir im großen Bogen, um nur nicht die unbe-
stellten Felder zu betreten, zum Wersteingang
gelangt waren, mußten wir auf der „Haupt-
wache“, wo etwa 20 Gewehrträger saßen, warten,
bis ein Bote uns in die Werft weiter führte.
Ein Grammophon klang uns aus den Palisaden
ohrzerreißend entgegen! Schließlich kam Ipumbo,
die kleine, hagere Figur im weißen Anzug, sein
unangenehmes Gesicht, vor allem die unsteten
Augen, hinter einem breitkrämpigen Hut ver-
borgen. Barsch fragte er uns, was wir wollten.
Tönjes setzte ihm nun den Zweck unserer Reise
auseinander. Ipumbo konnte sich gar nicht vor-
stellen, daß wir eigentlich nichts von ihm wollten
als Arbeiter.
Die ganze Unterredung dauerte wohl ¾
Stunden, währenddessen Ipumbo mehrere Male
aufsprang und in dem Eingang eines palisaden-
umgebenen Ganges verschwand. Schließlich
gingen wir fort, ohne ihn zu grüßen. Wie wir
kaum aus der Werft waren, rief Ipumbo den
Missionar Koivn, der uns begleitet hatte, nochmal