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uns immer noch Sorge.“ Man kann sich des
Gedankens noch nicht entschlagen, daß diese beiden
eines Tages zurückkehren, die Herrschaft an sich
reißen und den augenublicklichen Regenten ver-
treiben. Wir gaben die Versicherung, daß die
Regierung schon dafür sorgen werde, daß jenen
eine Rückkehr nach Ondonga unmöglich gemacht
werde, und sie dieser Sache wegen ohne Sorge
sein könnten.
Kambonde mag vielleicht zwanzig Jahre alt
sein. Den Nutzen einer guten Schulbildung hat
er längst erkannt und es im Lesen und Schreiben
zu einer großen Fertigkeit gebracht. Alle Ange-
legenheiten mit den verschiedenen Stationen im
Lande erledigt er brieflich. Größeren Verkehr
scheint er nicht zu lieben. In seinem Gehöft
trifft man ihn meist nur in Gegenwart eines
seiner Diener. Auch auf den verschiedenen Touren
im Stammesgebiete ist er meist nur von einem
Mann begleitet. Die Freigebigkeit scheint nicht
zu seinen Tugenden zu gehören. Die in seinem
Gehöft lebenden Menschen erhalten nur den aller-
nötigsten Proviant, oft müssen sie auch tagelang
hungern. Aus diesem Grunde sind in letzter Zeit
viele seiner Frauen entlaufen, die er aber aus
den verschiedenen Stammesgebieten, wo sie sich
versteckt hielten, wieder zurückholen ließ.
Kambondes jüngerer Bruder, also der nächste
Tronfolger in Ondonga, ist in jeder Beziehung
das gerade Gegenteil von seinem Bruder. Ist er
auch im Anfang gegen Fremde scheu und zurück-
haltend, so zeigt er sich doch bald bei näherer
Bekanntschaft als äußerst freundlich und zuvor-
kommend. Auch er hat den Nutzen einer guten
Schulbildung erkannt. Augenblicklich ist er noch
ein fleißiger Besucher der Schule, zugleich ein
großer Freund der Mission und der eingeborenen
Christen. Beim Volk erfreut er sich großer Be-
liebtheit. Bis heute hält er sich noch im Gehöft
seiner Mutter auf, doch wird er in nächster Zeit
seine eigene Werft erhalten, und dürfte dadurch
auch größeren Einfluß auf die ganze Verwaltung
des Landes gewinnen.
Der ganze Verwaltungsapparat ist höchst ein-
fach. An der Spitze des Landes steht der Häupt-
ling (Omukuanilua), umgeben von dem Stabe
seiner Großleute, mit deren Hilfe er das Land
regiert. Das ganze Stammesgebiet ist in Bezirke
eingeteilt, welche von den Bezirksvorstehern ver-
waltet werden. Die verschiedenen Bezirke vergibt
der Häuptling, welchem ein ziemlich hoher Kauf-
preis dafür zu entrichten ist. In den meisten
Fällen verfügt er auch über die einzelnen Gärten,
für welche ebenfalls bezahlt werden muß. Als
Kaufpreis kommt meistens nur Vieh in Betracht,
neuerdings auch bares Geld. Grund und Boden
des ganzen Stammesgebiets ist Eigentum des
Häuptlings. Er ist auch die letzte Instanz bei
jeder Art von Rechtsprechung. »
Die Einwohnerzahl von Ondonga scheint bisher
unterschätzt zu sein. Eine genaue Zählung der
Stammesbevölkerung dürfte nicht so einfach sein;
vielleicht ließe sie sich auf folgende Weise ermög-
lichen: Ein dort stationierter Beamter, der natür-
lich die Landessprache kennen müßte, hätte sich
zunächst einen Uberblick über die verschiedenen
Bezirke des Landes zu verschaffen. Nachdem
dieses geschehen, müßte er nähere Fühlung mit
den einzelnen Bezirksvorstehern suchen, um dann
von diesen die Zahl der in jedem Bezirk gelegenen
Gehöfte und der darin lebenden Menschen zu
erhalten. Auf diese Weise wäre vielleicht eine
ungefähre Feststellung der Einwohnerzahl möglich.
Die im Amboland vor einiger Zeit herrschende
Viehseuche, von den Eingeborenen „Okawenjo“
genannt, kann wohl als erloschen betrachtet werden.
Als wir in Ukuanjama bei dem Höäuptling
Mandume ankamen, traute ich kaum meinen
Augen. War Mandume früher ein Bild aus-
gesuchter Häßlichkeit, so ist er jetzt eine wirklich
imponierende Erscheinung geworden. Er meinte,
ich sei sehr lange weggewesen und werde doch
hoffentlich jetzt wieder bei ihm bleiben. Über die
Grüße des Großen Omuhona in Windhrk schien
er sich sehr zu freuen. „Ja,“ sagte er, „ich will
sein Freund sein und bleiben. Ich habe ihm doch
auch damals, gleich als Nande starb, Botschaft
gesandt, daß ich wie jener ein Freund der
Deutschen sein werde."“
Was die Art und Weise der Regierung Man-
dumes betrifft, so scheint für Ukuanjama in mancher
Beziehung eine andere Zeit angebrochen zu sein.
Er fühlt sich ganz als Ohamba (Häuptling) und
will nun auch als solcher regieren. Räubereien
jedweder Art sind streng untersagt. Kein Schuß
darf im Lande fallen, und wenn es doch einmal,
auch aus Versehen geschieht, muß der Betreffende
Buße zahlen. Eines Tages gab ein Mann aus
einem eben reparierten Gewehr, jedenfalls um
dies zu erproben, zwei Schüsse ab. Es kostete
ihm dies eine Kuh mit Kalb. Einer der im Lande
lebenden Missionare tötete ein zum Schlachten
bestimmtes Schwein durch einen Schuß. Sofort
erschienen Mandumes Leute. Als man erfuhr,
daß der Missionar persönlich den Schuß abgegeben
habe, wurde auf die übliche Bezahlung verzichtet.
In jedem Stamm des Ambolandes spielt
neben dem regierenden Häuptling auch dessen
Mutter eine große Rolle. Wir haben es darum
nicht versäumt, auch in Ukuanjama diese aufzu-
suchen. Mandumes Mutter Ndapona empfing
uns freundlich. War sie anfangs auch sehr scheu
und wortkarg, so schwand doch bald, besonders
als wir ihr die mitgebrachten Geschenke über-