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viel Arbeitskraft, um den Boden erst für die
Kultur vorzubereiten. Er fängt an, den Busch
oder Urwald zu roden, um das Land für die
Saaten und Pflanzungen fertig zu machen. Wenn
er Mittel genug zur Verfügung hat, kann er
darauf rechnen, daß er in kurzer Zeit durch
Zwischenkultur, Maisbau und dergleichen, gewisse
Einnahmen hat. Es kann ihm aber auch ebenso
gut passieren, daß er selber, durch tropische Krank-
heiten von der Arbeit ferngehalten, nicht imstande
ist, die Kultur, so wie er möchte, fortzuführen,
daß ihm die Arbeiter fehlen, die begonnene Kultur
von Unkraut freizuhalten, die Frucht zu ernten.
Es kommt auch vielfach vor, daß er allzugroß
angefangen hat und nach kurzer Zeit, wenn er
100 und mehr Hektar gerodet und mit Kautschuk
oder anderen Kulturbäumen bepflanzt hat, Erträge
aber erst nach Jahren zu erwarten sind, nach
den Landgesetzen verpflichtet ist, neue Flächen zu
kultivieren, Bauten aufzuführen oder, wenn er
Sisal gepflanzt hat, die Maschinen zur Auf-
bereitung zu beschaffen. Dann — das habe ich
selbst in den Kolonien oft beobachtet — kommt
für den privaten Pflanzer der Moment, wo er
verzweifeln möchte, weil er das erforderliche Geld
selbst nicht aufzubringen vermag, wo der Kredit
helfen soll, aber schwer zu haben ist, weil die
Unsicherheit der Erträge immer noch besteht. Denn
die Plantage ist zum großen Teil nur als Werk-
stätte der Arbeit für den fleißigen, tüchtigen Be-
sitzer wertvoll, und in dem Moment, wo er ver-
sagt, wo er nicht mehr arbeiten lassen kann, um
die Felder vom Unkraut rein und ertragsfähig zu
erhalten, da ist in kurzer Zeit der Urwald wieder
da und das Land verhältnismäßig wertlos. Denn
die Kulturen, die dort in der Wildnis angelegt,
die Gebäude, die errichtet sind, haben keinen Nutz-
wert, und so kann eine sichere Basis für dauernde
Kreditgewährung auch dort noch nicht ange-
nommen werden.
Man hat deshalb von Anfang an versucht,
das Bedürfnis nach Geld auf dem Wege des
reinen Personalkredits zu decken. Das ist
auch erklärlich. Aber daß solcher Personalkredit
in den Kolonien ungewöhnlich teuer sein muß,
das liegt auf der Hand. Gerade wegen der Un-
sicherheit, und weil zuviel von dem Manne ab-
hängt, der die Kultur leitet, hat das Grundstück
an sich wenig Wert. Und dem Manne, der die
Kulturen leitet, kann ich, weil er ein vergängliches
Wesen ist, keinen dauernden Kredit geben, oder
ich muß das Risiko durch eine hohe Risikoprämie
ausgleichen und einen hohen Zinsfuß nehmen.
So ist es den kapitalistischen Gesellschaften, die
draußen arbeiten, nicht zu verdenken, wenn sie
einen hohen Zinsfuß beanspruchen, und wenn sie
sich möglichst dadurch zu sichern suchen, daß sie
ihr Kapital nicht nur hoch verzinst, sondern auch
leicht realisierbar anlegen. Nun kommt es aber
für tropische und subtropische Kulturen gerade
darauf an, daß man denen, die die Arbeit don
beginnen, einen möglichst dauernden Kredit
schafft, damit sie wenigstens einen Teil des Kapt-
tals, dessen sie bedürfen, für lange Zeit, möglicht
unkündbar haben und die dadurch freiwerdenden
Mittel zur Fortentwicklung und Weiterbildung
des eigenen Unternehmens verwenden können.
Sie brauchen einen Realkredit, wie ihn unserc
Landwirte, Gewerbetreibenden und Hausbesitzer
benutzen, einen Hypothekarkredit. Dieser Gedanke,
auf die Farmen und Plantagen Hypotheken auf-
zunehmen, ist nach unseren Begriffen beinahe
selbstverständlich, aber ich wiederhole, die Gefahr
liegt darin, daß für dauernde, womöglich unkünd-
bare Hypotheken die Kreditbasis noch immer
ziemlich unsicher ist.
Nun sind ja in den Kolonien bereits Banken
begründet worden. Ich erinnere an die Deutsch-
Ostafrikanische Bank, die vor wenigen Jahren ins
Leben gerufen ist, aber als Notenbank naturgemäß
einen eigenartigen Charakter hat. Sie ist in erster
Linie zur Regulierung der Geldverhältnisse vor“
handen und kommt für die Frage, die uns hier
beschäftigt, so gut wie gar nicht in Betracht. Sie
darf kein Geld dauernd festlegen und hat sich
weil sie den Geldumlauf regulieren will, streng
an ihr Statut zu halten.
Was uns als Kolonialwirtschaftler besonders
am Herzen liegt: für die eigentliche Wirtschaft
auf dem kolonialen Boden könnte dieses Kredil-
institut verhältnismäßig wenig leisten, denn es ist
auf die Städte beschränkt. Diese bieten freili
die Sicherheit, daß die Unterlage für das
Kreditgeschäft ziemlich solide ist. Für Swakop“
mund, Windhuk usw. darf man heute wohl schon
annehmen, daß die Verhältnisse so konsolidie
sind, daß von einer Unsicherheit bei vorsichtiger
Taxe der dort geschaffenen Grund= und Gebäude'
werte nicht mehr die Rede ist; die dort aus
gegebenen Pfandbriefe können wohl als sicher
Geldanlage betrachtet werden. ·
Wennoben-gegenwärtigvonSüdweftafktw
immer intensiver die Anregung ausgeht, man
möge dafür sorgen, daß durch Landes · Kredih
anstalten dem Farmer ein langfristiger Kred
zur Verfügung gestellt werde, und wenn kürzlich
in Windhuk Versammlungen der Farmer statt,
gefunden haben, die in sehr vernünftiger Weise
darauf hingewiesen haben, daß es für die Ent-
wicklung ihrer Farmbetriebe gerade in der jehigen
schweren bergangsperiode von größter Bedeummh
wäre, eine solche Kreditbank zu haben, so meit 6
ich, müssen auch wir unsere Arbeit darauf richten
und versuchen, Kreditinstitute zu schaffen, die del