Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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voraus und schiffte sich dann, während der „Grenz- 
lager“ zurückging, um den Nachtrupp zu holen, 
ohne Aufenthalt in Ruderboote ein. Die Fahrt 
Aing von jetzt ab, trotz der Mithilfe einer kleinen 
1 arkasse, nur langsam vonstatten. Immerhin er- 
keichten wir am 3. Oktober 141° 12 östl. Länge 
an 4 4° 18“ südl. Breite und beschlossen, hier 
ms Stützpunkt aller weiteren Operationen ein 
tandlager zu errichten. 
Arbeiten im Grenzgebiet. 
Wir waren nun dem Grenzmeridian nahe 
henug, um alsbald die Frage in Angriff nehmen 
n können: ob sich nach Norden oder nach Süden 
in natürliche Landschaftsmarken als Grundlinien 
duer brauchbaren Grenzführung wohl auffinden 
iehen. Während also der Nachtrupp, bestehend 
* (- dem Bergassessor Stollé, Dr. Kopp und 
em holländischen Geologen Hubrecht, langsam 
uns nachkam, suchte ich, um so weit als möglich 
einen Anschluß an unser Arbeitsfeld im Tami- 
hebiet zu erkunden, den Augustastrom verlassend 
nordwärts vorzudringen. 
R Dieser alte Plan, der mir vor Antritt der 
eise in das nördliche Grenzgebiet als der zweck- 
mäßigste erschienen war, stellte sich nach Abschluß 
er Nordarbeiten schon als wenig fruchtbar dar: 
wir endeten damals in einer dicht bewaldeten 
bene, die weder im Relief noch mit irgendeiner 
" sserader, weder den Wünschen einer natür- 
ichen Grenzregulierung noch denen einer tiefer- 
gehenden landeskundlichen Erforschung entgegen- 
#am. Jetzt zeigte sich mir von Süden her das 
TDand, weithin versumpft, in keinem besseren Licht. 
Eine Landexpedition, im Stile der Tami-Erkundung 
#er hineingeführt, würde sicher nicht annähernd 
den Lohn gefunden haben, den eine Weiterver- 
lolgung des großen Strombettes in Aussicht stellte. 
# Wenn ich trotzdem eine kurze Rekognoszierung 
(ernahm, so geschah es lediglich, weil wir ein 
mkes Nebenflüßchen entdeckt hatten, das als Ein- 
bangsweg nach Norden zu einem Versuch er- 
munterte. Gemeinsam mit dem Hauptmann 
achse — hier natürlich wie überall wurden die 
pographischen Aufnahmen beiderseits völlig un- 
. ängig vorgenommen — befuhr ich das Flüßchen; 
ar sahen es aber bald so stark nach Westen ab- 
negen, daß keine Aussicht bestand, dem Südpunkt 
nserer Arbeit im Norden nahe zu kommen. Wir 
wrrfolgten das Flüßchen noch bis zu dem Punkt, 
boil es unseren Aufnahmen nach den 141. Längen- 
is krenzen mußte. 
feruhachdem ein direkter Pfadanschluß an unser 
ge. heres Arbeitsfeld im Norden vom Programm 
nh chen war, blieb die Frage zu erwägen, ob 
* von einem markanten Uferpunkt aus ein 
inblick nach Norden hin, nach einem der mar- 
to 
  
kanten Höhenrücken, die wir dort überklettert 
hatten, eine Grenzlinie uns bieten würde, die — 
weil jederzeit direkt mit dem Auge wieder zu 
finden — vor einem Längenkreis, der ideell und 
wahllos über das Relief läuft, jedenfalls den 
Vorzug verdiente. Eine Rekognoszierung der 
beiderseitigen Ufer im weiteren Bereich des Stand- 
lagers zeigte aber keinen Hügel, dessen Abholzung 
zu Aussichtszwecken den Zeit= und Arbeitsaufwand 
wen mindestens von ein bis zwei Wochen gelohnt 
ätte. 
Nicht nordwärts, sondern sildwärts ward uns 
demnach die Richtung unserer Arbeit gewiesen. 
Sobald daher der Nachtrupp am 12. Oktober 
das Standlager erreicht hatte, brachen wir, 
Dr. Kopp im Standlager als der Kranken- 
sammelstelle zurücklassend, mit Proviant für fünf 
Wochen in je vier Booten auf. Die Ternataner, 
zu eiinträchtiger Arbeit nicht streng genug diszi- 
pliniert, brachten schon bei den ersten Schnellen 
und Baumversperrungen die Boote in mißliche 
Lagen, so daß wir sie bald zurückschickten, nach- 
dem wir ihre Proviantladung vergraben hatten, 
um sie im Notfall mit den anderen Booten her- 
aufzuholen. 
Am 20. Oktober passierten wir den Eintritt 
des Flusses in das Gebirgsland, eine enge Fels- 
pforte, durch die sich das Wasser über eine etwa 
1½ m hohe Stufe den Weg geschnitten hat. 
Drei Tagereisen hinter der Bergpforte kamen 
wir an einen Seitenfluß, der an seiner Mündung 
zwischen das linke Felsufer und die lehmige Flut 
des lauwarmen Sepik ein kristallklares Band 
blauen kühlen Wassers schob. Dieses Flüßchen 
schien dem holländischen Führer für die Grenz- 
regulierungsfrage wichtiger als der Hauptstrom 
zu sein, der sich hier schon entschiedener nach 
Südosten, d. h. soweit zurück auf unzweifelhaft 
deutsches Gebiet wandte, daß er als Grenzlinie 
nur unter dem Vorbehalt größerer Kompensa- 
tionen schien vorgeschlagen werden zu können. 
Ich machte demgegenüber geltend, daß eine aber- 
malige Wendung des Stromes nach Westen doch 
keineswegs ausgeschlossen sei, und selbst wenn er 
die südöstliche Richtung beibehielte, sei doch die 
Aussicht vorhanden, je höher wir ins Gebirge 
kommen, desto eher von einer größeren Erhebung 
einen Fernblick über das Bereich des 141. Me- 
ridians zu gewinnen, der mit einer klaren Beur- 
teilung des Gesamtreliefs auch der Praxis der 
Grenzregulierung einen wertvolleren Dienst er- 
weisen werde, als eine Itineraraufnahme in 
einem Tale des Vorhügellandes. Die Erklärung, 
die deutsche Abteilung werde deshalb bestimmt 
am folgenden Tage den Hauptstrom weiter hinauf 
fahren, führte zu dem Entschluß einer Trennung 
mit der gegenseitigen Versicherung, daß nach Ein-
	        
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