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Erregers des südafrikanischen Rotwasserfiebers ist,
nichts mit Ostküstenfieber zu tun hat.
Es gibt viele Zeckenarten in Südafrika.
Diejenigen, von welchen es wissenschaftlich fest-
gestellt ist, daß sie die Fähigkeit besitzen, das Ost-
küstensieber zu übertragen, gehören zur Familie
der Rhipicephaliden und sind folgende: Die ge-
wöhnliche braune Zecke (Rhipicephalus appen-
diculatus), die braune Kapzecke (Rh. capensis),
die glänzende braune Zecke (Rh. nitens), die
schwarzgepunktete braune Zecke (Rh. simus) und
die rotbeinige Zecke (Rh. Evertsi).
In Leben dergeckengibt esverschiedene Stadien.
Männchen und Weibchen aller Zeckenarten paaren
sich, während sie als Schmarotzer auf dem Körper von
Wirbeltieren leben. In der Regel bleibt die
weibliche Zecke dort nur wenige Tage, während
die männliche sich bedeutend länger auf dem tie-
rischen Wirt aufzuhalten pflegt. Das Weibchen
saugt sich voll Blut, läßt sich dann zur Erde
fallen, gräbt sich ein und legt Eier. Nach einiger
Zeit kriechen aus den Eiern Larven hervor; diese
erklettern die Spitzen von Grashalmen und lauern
auf vorübergehende Tiere, an welche sie sich an-
heften, um ihr Blut zu saugen. Die Larve ver-
läßt das Tier, auf welches sie der Zufall geführt
hat, baldmöglichst wieder, wenn es kein ihr zu-
sagender Wirt ist. Immerhin sind die Larven
bis zu dem Zeitpunkt, wo sie das betreffende
Tier verlassen, meist schon größere oder geringere
Strecken weit verschleppt worden. So werden
Zecken und Larven in derselben Weise auch in
den Kleidern von Menschen weithin verschleppt.
Lebensgang der braunen Zecke (Rhipic.
appendiculatus).
Die ganze Gruppe der braunen Zeckenarten
hat die Eigenheit, daß die Larven sich an
geeignete Tiere anklammern und an beliebigen
Körperstellen deren Blut saugen. Um sich
ganz voll zu saugen, brauchen die Larven drei
bis fünf Tage. Alsdann lassen sie sich zur Erde
fallen und unterliegen nun einem 18ftägigen
Entwicklungs-(Häutungs-prozeß, dessen Resultat
die Nymphe ist. Diese heftet sich abermals an
ein geeignetes Tier, saugt sich drei bis fünf Tage
lang voll Blut und läßt sich dann zur Erde
fallen. Es vollzieht sich nun wiederum ein
21 Tage dauernder weiterer Entwicklungsprozeß,
dessen Ergebnis die ausgewachsene Zecke ist. Die
Zecken suchen sich nun einen tierischen Wirt, auf
dem sie sich paaren. Nach fünf bis acht Tagen
hat sich das Weibchen vollgesogen, läßt sich zu
Boden fallen, verkriecht sich in die Erde und legt
Eier, aus denen später die nächste Generation
Larven auskriecht.
Lebensgang der rotbeinigen Zecke.
Die Larven der rotbeinigen Zecke kriechen in
das Innere des Ohres ihres tierischen Wirtes.“)
Hier saugen sie sich voll, und nach etwa sieben
Tagen sangen sie an, ohne vorher ihren Auf-
enthalt zu wechseln, sich zur Nymphe umzubilden-
Die Nymphen bleiben in dem Ohrinnern und
saugen sich dort innerhalb sieben Tagen voll Blut-
Dann verlieren sie ihren Halt und fallen zu
Boden. Die weitere Entwicklung ist die gleiche
wie bei den braunen Zecken.
In welchem Lebensstadium überträgt die
Zecke die Krankheit?
Durch Versuche ist erwiesen, daß die braunen
Zecken nur als Nymphe die Ansteckung übertragen,
wenn sie den Infektionsstoff als Larve aufge-
nommen haben, oder als ausgewachsene Zecke,
wenn sie als Nymphe infiziert worden sind. Die
rotbeinige Zecke überträgt die Krankheit nur als
ausgewachsene Zecke und niemals in früheren
Lebeusstadien.
Entsprechend dem Ergebnis aller bisher an-
gestellten Versuche muß man annehmen, daß die
Zecken nur einmal in ihrem Leben den Krankheits-
erreger zu übertragen imstande sind. Zweifellos
ist erwiesen, daß die Nachkommenschaft einer in-
fizierten weiblichen Zecke frei von virulenten Piro-
plasmen ist. Der Krankheitsstoff passiert also
nicht das Ei.
Dauer des Lebens der Zecken und der
Ansteckungsmöglichkeit.
Es ist nachgewiesen, daß auf infizierten Län-
dereien die Ansteckungsgefahr erlischt, wenn man
15 Monate lang keine Rinder darauf weidet.
Der Grund hierfür ist, daß nach etwa 14 Monaten
alle Zecken entweder ausgestorben sind, oder,
wenn sie sich vom Blut anderer Tiere als Rinder
ernährt haben, die Ansteckungskraft verloren haben.
Keine Zecke irgendeiner Art (mit ganz vereinzelten
seltenen Ausnahmen) kann länger als 14 Monate
leben, wenn kein tierisches Blut ihr als Nahrung
zur Verfügung steht. Werden andere Tiere als
Rinder auf den infizierten Feldern geweidet, so
sterben die Zecken nicht aus, aber sie verlieren
den Ansteckungsstoff in dem Moment, in welchem
sie ein Tier anbeißen, um sein Blut zu sangen-
Ausbruchszeit der Krankheit.
Wenn ein Ostküstenfieber-krankes Rind auf eine
seuchenfreie Weide kommt und die Nymphe einer
rotbeinigen Zecke aus seinem Ohr zu Boden fällt,
ist der erkennbare Ausbruch der Seuche unter den
dort weilenden Rindern nach 46 bis 50 Tagen
*) Man gebe Rindern auf dem Trausporte in ge'
fährdeten Gegenden Ohrenklappen!