Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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zu erwarten. Es sind nämlich (vgl. oben) 24 Tage 
nötig, bis die ausgewachsene Zecke entsteht. Erst 
nach einigen (etwa zwei) Tagen hat diese Kräfte 
genug, um auf die Spitze eines Grashalmes zu 
echen und auf ein Tier zu lauern. Die In- 
bationszeit beträgt zwölf Tage, die Zeit bis die 
ersten Symptome der Krankheit sichtbar werden, 
weitere zehn Tage. 
.Beim Vorkommen brauner Zecken schwankt 
die Ausbruchszeit der Krankheit, je nachdem die 
nfektion von der Nymphe oder der ausgewach- 
senen Zecke ausgeht. Der kürzeste Termin des 
erkennbaren Ausbruchs der Krankheit nach Ein- 
chleppung des Krankheitsvermittlers ist in diesem 
lle 40 Tage. 
Man sagt daher im allgemeinen: das Ost- 
lästenfieber bricht in einer bis dahin seuchenfreien 
Gegend sechs bis sieben Wochen nach Einführung 
eines infizierten Rindes aus. 
I#st Ansteckung nur durch Zecken möglich? 
Unter natürlichen Umständen ist die Über- 
tragung des Ostküstenfiebers auf anderem Wege 
als durch Vermittlung von Zecken ausgeschlossen. 
Die kürzlich im bakteriologischen Laboratorium 
gelungene künstliche Ubertragung fand unter Ver- 
ltnissen statt, die bei weidendem Vieh von selbst 
nicht vorkommen können. 
Lerschleppung der Zecken in seuchenfreie 
Gegenden. 
Es ist zwar möglich, daß die das Ostküsten- 
fieber übertragenden Zecken absichtlich verschleppt 
Bden, und die Zeitungen haben öfter davon 
brictet, daß Neger Zecken in Streichholzschachteln 
Vlleuchenfreie Gegenden eingeführt haben sollen. 
S( n kann es aber nicht gut glauben, daß Men- 
chen aus Bosheit imstande sein sollten, mutwillig 
en Ruin ganzer Distrikte herbeizuführen. 
3 Dagegen ist es sicher, daß durch Nachlässigkeit 
*8 verschleppt werden, die sich an den 
se eidungsstücken von Leuten anheften, welche ver- 
uchte Ländereien passieren; ferner beim Trans- 
nort von Häuten eingegangener Tiere, an denen 
anch Zecken haften, von Säcken und a. m., besonders 
8 durch Händler, die in solchen Distrikten 
bendel treiben. Auch beim Transport von Gras, 
u und Moos werden Zecken verschleppt. 
von Wild kann kaum eine Rolle beim Verbreiten 
watt Ostküstenfieber spielen, da die braunen und 
beesesnigen Zecken, die sich gern auf Wild setzen, 
tto es sofort anbeißen und dabei den Ansteckungs- 
Ora endgultig verlieren. Aus dem gleichen 
ennde, können Schafe und Maulesel ebenso 
Weng, in Betracht kommen. Anders ist es mit 
schen und vielleicht auch mit Vögeln, da die 
  
Zecken diese nicht anbeißen, also, wenn sie sich 
an solche Träger anklammern, den Ansteckungs- 
stoff in sich behalten. Sie lassen sich zwar wie 
schon erwähnt, von solchen Lebewesen, deren Blut 
sie nicht mögen, baldmöglichst wieder herabfallen; 
nichtsdestoweniger können sie bis zu diesem Zeit- 
punkt schon weithin verschleppt worden sein. 
Trotzdem sind Übertragungen der Krankheit auf 
diese Art bisher in keinem einzelnen Falle mit 
Sicherheit nachgewiesen worden. 
Immune Rinder. 
Eine Tatsache, die das Ostküstensieber von 
den übrigen Piroplasmosen wie Rotwasser= und 
Gallenfieber unterscheidet, ist die, daß immune 
Rinder — das sind auch solche, die vom Ost- 
küstensieber genesen sind — keinen Ansteckungs- 
stoff in ihrem Blute beherbergen können. 
Vorbeugung. 
Jeder Farmer ist in hohem Grade imstande, 
seine Herden gegen die Seuche zu schützen. 
Die erste Maßnahme ist die bestmögliche Aus- 
rottung der Zecken, ohne welche ja eine Über- 
tragung der Krankheit unmöglich ist. Durch 
mehrere Jahre hindurch sind in verschiedenen 
Teilen Südafrikas Dippmethoden angewendet 
worden, wobei beobachtet wurde, daß alle Tiere 
innerhalb einer eingezäunten Farm ziemlich 
zeckenfrei werden, wenn längere Zeit hindurch 
allmonatlich einmal das Vieh gedippt wird. Als 
die Seuche im Transvaal und in Rhodesia aus- 
brach, nahm man sofort seine Zuflucht zum 
Dippen und Besprengen der Rinder. Leider trat 
der erwartete Erfolg nicht ein, weil man damals 
weder wußte, welche Zeckenarten die Verbreiter 
des Ostküstenfiebers sind, noch deren Lebens- 
geschichte kannte. Die Beobachtung, daß ein- 
maliges Dippen in jedem Monat genügt, um die 
meisten Zecken zu töten, ist nämlich an sich richtig, 
leider aber nur in bezug auf die gemeine oder 
blaue gecke, welche nicht Uberträger des Ostküsten= 
fiebers ist, und welche sich drei bis vier Wochen 
lang auf ihrem tierischen Gastgeber aufhält. Die 
Überträger des Ostküstenfiebers aber, die rotbeinige 
und braune Zecke, halten sich, wie oben aus- 
geführt, nur kurze Zeit auf dem tierischen Gast- 
geber auf. Dementsprechend müssen die Zwischen- 
zeiten zwischen dem jedesmaligen Dippen kurz 
sein, wenn die gewünschte Wirkung erzielt werden 
soll. Zur Ausrottung der rotbeinigen Zecke, 
welche im ausgebildeten Zeckenstadium ihres 
Lebensganges ungefähr acht Tage auf den 
Rindern sitzen bleibt, als Larve und Nymphe etwa 
14 Tage, ist in je acht Tagen einmal Dippen er- 
forderlich. Bei braunen Zecken, die nur drei bis 
fünf Tage auf den Rindern sitzen bleiben, muß
	        
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