Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Die Ernte belief sich auf 11 408 kg gegen 2506 kg 
1009/09 und 523 kg 1907/08. Sie verspricht, sich 
auch im laufenden Geschäftsjahre gegenüber dem Be- 
richtsjahre wiederum zu vervierfachen. Um die er- 
arteten bedeutenden Quantitäten Kakaobohnen 
trocknen zu können, ist der Bau einer feuersicheren 
Darre für eine jährliche Leistung von 3000 Zentnern 
Kakao in die Wege geleitet worden. Diese Darre wird 
vollständig aus Eisenkonstruktion erbaut, und nach den 
schlechten Erfahrungen, die wir mit dem Abbrennen 
von Kopradarren gemacht haben, werden auch diese, 
Eweit angängig ist, in Zukunft sämtlich als 
Eisenkonstruktionen errichtet werden. In Modilon 
ist bereits eine solche Darre im Betriebe. 
v. Kalseei Der Aberiaraee, als Zwischenkultur 
m Kautschuk, geht immer mehr zurück und wird all- 
mählich von den Kautschukbäumen erdrückt. Er lieferte 
nur 981 kg versandfertigen Kaffee. 
Sisalhanf. Die Aufbereitungsanstalt für Sisal- 
anf, bestehend in einem großen Gebäude aus 
#uermann chem Patenteisen, worin eine Lokomobile 
und zunächst ein Doppelraspador und eine Bürst- 
maschine nebst Ballenpresse usw. Aufstellung fanden, 
begann ihre Tätigkeit, nachdem eine Feldbahn zum 
Transport der Agavenblätter gelegt war. Der Betrieb 
gelangte nach Überwindung verschiedener Anfangs-= 
schwierigkeiten bald in die ri üißen ahnen. Es 
wurden 5½ t marktfähigen Sisalhanfes hergestellt, 
Bolcher von sehr guter Qualität war und hohe Preise 
e. 
  
  
Im Berichtjahre ist bereits ein zweiter Doppel- 
raspador ausgesand worden, und der Betrieb wird 
nunmehr vergrößert werden und sich dadurch auch 
verbllligen. Es wurden 151,5 ha mit 245 250 Sisal- 
r*ie bepflanzt, so daß jetzt 288 300 Pslanzen auf 
4 ha im Felde stehen. Von dieser Fläche werden 
schenkultur von Kolospalmen be- 
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vernichtet hatten, abgeschrieben wurdene Eetzten 
78,9 ha Sealgoaven anstatt der 12 ha im Vorfahre 
tur geführt werden. Die in ihnen vor- 
handenen Palmen werden weiter gepflegt, und all- 
mählich werden die ganzen Sisalbestände mit Palmen 
durchgepflanzt. 
Zitronell- und Lemongras. Von Lemon= 
gras waren 261 000 Büschel und von Zitronellgras 
60 000 Büschel zwischen den Kokospalmen angepflanzt. 
Zur Verarbeitung gelangten beide Sorten, und zwar 
wurden 227 kg Lemongrasöl und 292 kg Zitronellöl 
destilliert. Leider ist der Markt für diese Produkte 
wegen Überproduktion zurzeit sehr gedrückt. Da jedoch 
die Aussichten für Demongrasol etwas günstiger liegen, 
so ist in letter Zeit wieder dem Anbau von Lemon= 
gros mehr Aufmerksamkeit gewidmet worden, obgleich 
bas itronellgras viel üppiger gedeiht und leichter zu 
earbeiten ist. 
lehzucht. Der Bestand an Pferden und Vieh 
war am 31. März 1910 folgender: 60 Pferde (55), 
10 Maultiere (9), 672 Stück Rindvieh (579), 4 Ziegen, 
39 Schafe und 142 Schweine (72). Die Zunahme der 
Rindviehherde um 98 Stück ist erfreulich zu nennen. 
Sie betrug 1906/07 80 tück, 1907/08 64 Stück, 
1908/09 64 Stück. Leider aber konnte die sehr not- 
wendig gewordene Auffrischung des Blutes durch Ein, 
führung guter Zuchtbullen von Siam wegen des 
Durchfuhrverbotes für Bieh durch die Häfen von 
ava und Celebes nicht durchgeführt werden. 
wurde daher die Beschaffung einer guten Rasse vor 
guckelrind aus Niederländisch-Indien selbst in die 
ege geleitet und im laufenden Geschäftsjahre durch 
  
  
  
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Import von sieben Zuchtstieren von der Insel Madura 
durchgeführt. · - 
årbeitetverhåltniffe Die Zahl der 
Arbeiter betrug am 31. März 1910 im ganzen 3573, 
wovon 3428 Schwarze, 50 Javanen und 95 Chinesen 
waren. Die Arbeiterverhältnisse lagen also nicht be- 
sonders günstig, was zum Teil auf die immer größer 
werdenden Schwierigkeiten in der Anwerbung, zum 
Teil auf den Untergang des Anwerbeschiffes „Otti“ 
und besonders auf die Außerdienststellung von „Siar“ 
wegen einer durch eine Strandung notwendig ge- 
wordenen Dockreise zurückzuführen ist. Am schwierig- 
ten lagen die Arbeiterverhältnisse in Stephans- 
ort, und es wird selbst nach Einstellung des neuen 
Dampfers „Madang" geraume Zeit dauern, bis eine 
durchgreifende Besserung erreicht sein wird. 
Weiterer Ausbau der Pflanzungen. 
Ein weiterer Ausbau der Pflanzungen kommt wund st 
ür die gesamten French-Inseln überall 
etracht, wo sich anstoßend an schon bestehende Pflan- 
zungen noch wertvolle Palmenbestände im Busch und 
war auf dem der Neu Guinea Compagnie gehörigen 
Vrund und Boden befinden. Diese Bestände gilt es 
frei zu schlagen und an die vorhandenen Pflanzungen 
urch Vollpflanzen der Zwischenräume anzugliedern. 
Auf Garowe ist dieses ebenso notwendig und aus- 
sichtsvoll wie auf Mundua und Unea, wo wir erst 
Pflanzungen von 30 bzw. 52 ha besitzen, die also zu 
klein sind, um die Arbeitskraft eines Europäers voll- 
ständig auszunutzen. Dasselbe ist bei Teripax und 
Ungalabu der Fall, wo außerdem überall schwarze 
Arbeiter in genügender Anzahl aus der Umgegend 
zu haben sind. 
in Massawa hat die schon seit Jahren beab- 
schan Erweiterung der Pflanzung im Makam atal 
wegen Arbeitermangels noch immer nicht Ensgefühnrt 
werden können, muß aber trotzdem nach wie vor als 
  
  
notwendig im Auge behalten werden. 
AaAun Melamu ist das jährliche Zupflanzen einer 
— wgen Anzahl von Hektaren mit Sisalagaden not- 
en 
g, um siets genügenden Nachwuchs beim Ab- 
sterben der ältesten Genechre zur Hah u haben. 
Weitere Anpflanzungen sind nicht Gabschtig. 
Bauten und A#n#agen. Die wachsenden 
Ernten bedangen auch 1909/10 die Inangriffnahme 
weiterer Bauten zu deren Aufbereitung und Anfuhr 
u0 den Sammel= und Verladeplätzen. Mit der über- 
jedelung des Kaiserlichen Gouvernements von Her- 
bertshöhe nach Rabaul, welche Mitte Januar 
1910 vor sich ging, hat sich Rabaul zum Mittelpunkt 
des Handels herausgebildet, derart, daß die Verlegung 
des Hauptlagers von Herbertshöhe dahin zur zwin- 
genden Notwendigkeit wird. Der bereits im Vorjahre 
eegonnene Bau eines großen Lagergebäudes 
Rabaul war am 31. März 1910 Wßen unter 
Dach, desgleichen waren zwei Wohnhäuser sür die 
rt–ee Kranis der Lagerverwaltung fertig- 
Neu gebamt wurden von der Administration von 
Herberts öhe: 1 Wohnhaus in Herbertshöhe und eine 
opradarre in Raniolo, serner wurden in Kenabot 
und Raniolo je 1 Kopradarre als Ersatz für 2 nieder- 
gebrannte Darren wieder ausgebaut. 
Der Arbeitermangel zwingt zur Ausdehnung des 
Felobahnnehes, auf dem, unter Ersparung von Ar- 
eitskräften, der Transport der Produkte vor sich geht. 
In Putput-Warangoi wurden daher für den Holz- 
transport des Sägewerkes 1500 m Gleis gelegt und 
für die von Raniolo via Gunanur nach Tobera pro- 
jektierte Feldbahn 2 km Unterbau fertiggestelt. Nach 
Vollendung dieser Anlage können die aus den Pflan- 
 
	        
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