Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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die nur zeitweilig, und zwar in diesem 
Falle im Jahre 1909/10, von Bedeutung 
wurden. 
Zu den ersteren gehört vor allem: 
1. die Sorten mischung, und zwar: 
a) im Lande selbst, 
b) durch Eindringen fremder Sorten aus den 
Nachbargebieten. 
Ferner wird 
2. schlechte Baumwolle, welche früher 
nicht als verkaufsfähig galt, jetzt von 
den Eingeborenen unter die gute 
Ware gemischt. 
Endlich trug 
Knunzweckmäßiges Entkörnen zur Ver- 
schlechterung bei. 
Er Auf die Qualität eines großen Teiles der 
5½ 1909/10 übte dann eine außergewöhn- 
ch starke Trockenperiode einen ungünstigen 
—. 
Diese verschiedenen Momente werden zunächst 
as eingehender zu besprechen sein. 
daf Die Sorten mischung ist dadurch entstanden, 
u# her im südlichen Togo drei verschiedene 
gb heimische“ Baumwollsorten von den Ein- 
orenen angebaut wurden, und als es dann 
Balt, die Produktion in Süd-Togo auf eine Sorte 
äu beschränken, es nicht gelang, die anderen beiden 
vollkommen auszumerzen. Zum Teil tragen 
die Entkörnereien die Schuld an diesem 
Mißlingen. Die scharfe Konkurrenz unter den 
beteiligten Firmen veranlaßte manche, ihre Auf- 
käufer in den Einflußgebieten anderer Entkörne- 
reien aufkaufen zu lassen, wodurch manchmal 
aumwolle, aus zwei Gebieten und dementsprechend 
von zwei verschiedenen Sorten stammend, in einer 
und derselben Entkörnungsanlage verarbeitet 
Burden. Der Trennung der Saat wurde nicht 
* genügende Beachtung geschenkt, und das Ge- 
. der von zwei Sorten stammenden Saat 
iennngte zur Verteilung an die Eingeborenen für 
ber nächste Aussaatperiode. Als dieser Mißstand 
solertt. wurde und Abhilfe geschaffen werden 
selbe indem die Regierung die Saatverteilung 
6 st in die Hand nahm, war vielerorts der 
schaden bereits geschehen. Eine gründliche 
eebbilfe wird nur durch die Verteilung 
unter, auf größeren Versuchspflanzungen 
er ständiger Aufsicht gewonnener Saat 
ewirkt werden können. 
Ei Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die 
waneborenen zur eigenen Anfertigung von Ge- 
eben immer noch selbst einen Teil der von ihnen 
geernteten Baumwolle entkernen und die auf diese 
Zese gewonnene Saat oft zur Aussaat benutzen. 
as hat natürlich noch weiter dazu beigetragen, 
e 
  
daß keine vollkommene Ausmerzung der „Kpandu“- 
Sorte erzielt wurde. 
Sobald erst eine Verteilung reiner Saat durch 
die Verwaltung erfolgen kann, wird auf dem 
Wege polizeilicher Maßnahmen durch Einziehung 
oder Vernichtung anderer Saat einer nennens- 
werten Wiedervermischung vorgebeugt werden 
können. » 
Das Eindringen fremder Sorten aus 
den Nachbargebieten trug weiter zur Ver- 
mischung der in Volkskultur angebauten Togo- 
Sea-Island-Sorte bei. 
Das im Westen angrenzende englische Gold-- 
küsten-Gebiet baut hauptsächlich die (peruanische) 
„Nierenbaumwolle“ an, und die an der Ostgrenze 
Togos liegende französische Kolonie Dahomey 
produziert eine Sea-Island-Baumwolle mit filzigen 
Samen. Beide Sorten sind verschieden 
von der in unserem Schutzgebiet ange- 
bauten „Togo-Sea-Island". Die an der 
Grenze wohnenden Produzenten beider Nachbar- 
gebiete bringen häufiger, der bequemeren Absatz- 
möglichkeit oder einer Preisdifferenz wegen, ihr 
Produkt nach den an der Grenze gelegenen 
Märkten des Togo-Gebiets. Für den Handel 
war das natürlich zu begrüßen; anderseits mußte 
aber diese fremde Samenbaumwolle, die äußerlich 
nicht leicht erkennbar ist und schon beim Einkauf 
mit Togo-Baumwolle gemischt wurde, Bastar- 
dierungen und damit Qualitätsveränderungen der 
in Togo angebauten Sorten herbeiführen. 
Sobald erst eine Verteilung reiner Saat aus 
den Regierungsanlagen stattfindet, wird man diese 
Quelle der Wertverminderung wirksamer ver- 
stopfen können. Zunächst wird festgestellt werden 
müssen, wie umfangreich diese Einfuhr der Baum- 
wolle aus den Nachbargebieten ist; wo es sich 
lohnt, wird sie getrennt von der übrigen Baum- 
wolle aufgekauft und getrennt entkernt werden 
müssen, und dann wird man die gewonnene Saat 
von der Verteilung an die Eingeborenen aus- 
schließen müssen. Eventuell wird dort, wo keine 
Aussicht vorhanden ist, daß sich einmal der be- 
sondere Aufkauf rentabel gestaltet, die Einfuhr 
verboten werden müssen. Es darf aber nicht 
übersehen werden, daß derartige Maßnahmen, 
wenn sie wirklich Erfolg haben sollen, eine scharfe 
Ülberwachung des Handels der betreffenden Grenz- 
gebiete zur Voraussetzung haben, und daß ein 
solcher Uberwachungsdienst mit größeren Schwierig-= 
keiten und Kosten verknüpft ist. Endlich ist zu 
beachten, daß allzu scharfe polizeiliche Maßnahmen 
leicht dazu führen könnten, die Bauern vom 
Baumwollbau ganz abwendig zu machen. 
Die zweite Ursache der Verschlechterung der 
Togo-Baumwolle besteht, wie oben angeführt, 
darin, daß jetzt schlechte Baumwolle, welche
	        
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