Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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früher nicht als verkaufsfähig galt, von 
den Produzenten unter die gute Baum- 
wolle gemischt wird. 
Der stellvertretende Gouverneur von Togo 
berichtet hierzu neuerdings folgendes: 
„Ich glaube, daß der Grund für diesen Rück- 
gang an dem wahllosen Aufkauf aller angebotenen 
Baumwolle liegt, an dem Aufkauf ohne Auswahl 
zu gleichem Preise. Ob der Verkäufer in seinem 
Bastsack gute oder schlechte Ware hat, einerlei, 
der Aufkäufer nimmt sie ihm unbesehen zu dem 
bestimmten Preise ab. Vor zehn Jahren wurden 
nur gute Kapseln geerntet. Deun die Produzenten 
verspannen die Baumwolle selber und wußten 
nur zu gut, daß schlechte Baumwolle oder solche, 
die sonstwie gelitten hatte, sich nicht verspinnen 
ließ. Bei der Ernte trat also schon auf den 
Feldern eine Auswahl ein. 
Diese Sorgfalt übertrugen die Baumwoll= 
bauern in den ersten Jahren des Aufkaufgeschäfts 
auch auf die Ernte der zum Verkauf bestimmten 
Baumwolle. Dann aber wurde das Geschäft 
größer. Der Bezirksamtmann kam nicht mehr in 
ihre Dörfer, um alle Baumwolle selber ein- 
zukaufen, sondern es wurden Einkäufer geschickt, 
die sich gegenseitig den Rang ablaufen wollten. 
Es begann der Kampf um die Menge. Der 
Aufkäufer schickte in die Ackerdörfer, man möchte 
ihm doch die gesamte Erntemenge bringen, er 
zahle die höchsten Preise. Kamen die Bauern 
zum Markt, so riß man sich um ihre Ware. Was 
sie auch brachten, ohne die Güte zu prüfen, wurde 
der geschlossene Sack gewogen und der Preis 
bezahlt. Die Bauern wurden schnell davon 
überzeugt, daß es darauf ankäme, das Gewicht, 
d. h. also die Menge zu vergrößern. Nun hörte 
die Auswahl auf den Feldern auf. Von Insekten 
beschädigte Fasern wurden wahllos mitgeerntet; 
kam es doch nur darauf an, daß keine Frucht 
ungeerntet blieb, auch die minderwertige nicht. 
Es kann nicht einmal gesagt werden, daß der 
Bauer darin unrecht tat. Ihm kam es nicht 
zum Bewußtsein, daß er die schlechten Kapseln 
eigentlich nicht miternten dürfe. Der Weiße, der 
so viele Kunststücke kennt, mochte wohl auch ver- 
stehen, aus harter, zusammengebackener, gelber 
Baumwolle noch eine gute Faser zu gewinnen.“ 
Ehe auf die Vermischung schlechter und guter 
Baumwolle weiter eingegangen wird, seien einige 
wichtigere Schädigungen, denen die Baumwoll= 
faser vor der Aberntung in Togo unterliegen 
kann, kurz besprochen. Zunächst kommt die hohe 
Lufstfeuchtigkeit zu Ende und zu Beginn der 
Regenzeiten in Betracht; sie verhindert das Aus- 
trocknen und damit das rechtzeitige Aufplatzen 
vieler Kapseln. Die Fasern in diesen Kapseln 
  
verderben und bilden noch in der Kapsel kleine, 
halbverfaulte, gelbe Quasten. Diese werden un- 
geachtet ihrer Minderwertigkeit mit der guten 
Baumwolle zusammen gepflückt und mit ihr ver- 
mischt zum Kauf angeboten. 
Eine weitere Beschädigung der Baumwolle 
besorgen auch hier die Insekten. Unausgereifte 
Kapseln werden von Insekten oder deren Larven 
angestochen bzw. angefressen; die jungen Baum- 
wollfasern werden dann ganz oder teilweise in 
ihrer Entwicklung gestört, sie verfärben sich gelb, 
und der Inhalt einer solchen Kapsel stellt manchmal 
ein höchst minderwertiges, wenig mehr nach 
Baumwolle aussehendes Produkt dar. 
Durch Belehrung der Eingeborenen seitens 
der Bezirksämter, namentlich aber durch die Auf- 
käufer, und zwar durch Preisdifferenzierung je 
nach Qualität, muß darauf hingewirkt werden, 
daß der Bauer beschädigte und gute Baumwolle 
getrennt zum Kauf anbietet. 
Läßt sich beim Einkauf eine Trennung der 
Baumwolle in mehrere Qualitäten oder ein Aus- 
scheiden der schlechten Samenwolle nicht erreichen, 
so sollte versucht werden, die halbverfaulte, ver- 
klebte Baumwolle, möglicherweise auch Kapselreste, 
auf maschinellem Wege auszuscheiden. Vielleicht 
läßt sich durch Verwendung der amerikanischen 
sogenannten „Hullergins“ schon viel auf dem 
Wege zur Säuberung der Baumwolle von „toter 
Faser“ und von Blätter= und Knospenteilen er- 
reichen. 
Die Baumwolle erleidet zwar noch manche 
andere Beschädigungen im Felde, z. B. durch 
starke Niederschläge, durch große Dürre wäh- 
rend der Trockenzeit u. a. m.. Doch wird es 
dem Eingeborenen schwer fallen, eine Auswahl 
mit Rücksicht auf diese Schädigungen vorzunehmen; 
denn eine Verfärbung der Faser tritt hierbei nicht 
ein. Daher werden die eben erwähnten, wenig 
augenfälligen Schäden, wenigstens vorläufig noch, 
beim Einkauf unberücksichtigt bleiben müssen. 
Der oben an dritter Stelle genannte Grund 
für die Wertverminderung der Togo-Baumwolle 
liegt in der Art der Entkörnung. 
Hierzu sei erwähnt, daß die Umdrehungszahl 
der Sägenwelle 400 in der Minute betragen muß. 
Eine größere Geschwindigkeit hat ein Zerreißen 
der Faser im Gefolge; beträgt hingegen die Ge- 
schwindigkeit wesentlich weniger als 400 in der 
Minute, so wird — abgesehen von der dadurch 
eintretenden geringeren Leistungsfähigkeit der 
Maschine — die Baumwolle nur ungenügend 
von Schmutz gesäubert. Außerdem muß darauf 
aufmerksam gemacht werden, daß die Sägen, 
Rippen und Bürsten nicht übermäßig abgenutzt 
sein dürfen. Anderseits zerschneiden neue und 
frisch geschärfte Sägen während der ersten Tage
	        
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