Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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ihrer Benutzung mit ihren scharfen Kanten die 
Faser. Vor der Benutzung solcher Sägen sollten 
ihre scharfen Kanten entfernt werden.“) 
Der oben für den Rückgang der Qualität 
im Jahre 1909/10 angeführte Grund bezieht 
sich nur auf die Ernte des genannten Jahres. 
och ist auch hierauf näher einzugehen, weil ge- 
rade ein namhafter Teil dieser Ernte besonders 
minderwertig ausgefallen ist und damit Anlaß zu 
ernsten Klagen von seiten der Spinner und Händler 
hegeben hat. 
Auf große Strecken hin hatten die Baumwoll- 
felder unter der außergewöhnlichen Trocken- 
Eeit zu leiden. Der Boden war derartig seiner 
Feuchtigkeit beraubt, daß die in der Entwicklung 
stehenden Früchte zusammenschrumpften und vor- 
deitig aufplatzten. Daß solche Kapseln keine voll 
und kräftig entwickelte Faser liefern können, liegt 
auf der Hand. 
d Diese Erfahrung sollte für die am Aufkauf 
er Baumwolle beteiligten Firmen ein Fingerzeig 
ein. Man sollte versuchen, soweit sich das beim 
minkauf noch ermöglichen läßt, die Baumwolle 
gach der Jahreszeit, in der sie geerntet wurde, 
trennen. Die bei normaler Bodenfeuchtigkeit 
gut entwickelte Baumwolle sollte nicht mit der 
ur Höhe der Trockenzeit gereiften vermischt werden. 
Ferner erscheint es auch wichtig, die Baum- 
wolle von verschiedenen Ankaufmärkten nicht mit- 
einander zu vermischen, sie also auch nach Her- 
kunftsort getrennt zu verarbeiten. 
In Irnteressentenkreisen ist schon öfter die 
Vermutung ausgesprochen worden, daß perennie- 
rende Baumwolle, deren Produkt von den 
Eingeborenen gemischt mit der von einjährigen 
Pflanzen geernteten Wolle zum Kauf angeboten 
würde, den Wert der ganzen Menge herabsetze. 
Da die Faser der perennierenden Pflanzen ge- 
wöhnlich mit jedem Jahr kürzer wird, ist vor- 
geschlagen worden, durch eine Gouvernements- 
verordnung die Bauern dazu zu zwingen, die 
aumwollstauden nach der Aberntung im ersten 
ahr herauszureißen und zu verbrennen. 
Wenn tatsächlich in Togo in größerem Um- 
fange Baumwolle perennierend angebaut würde, 
und daraus eine Schädigung der Beschaffenheit der 
— — 
fol *) Um dieses zu erreichen, verfährt man in Amerika 
olgendermaßen: Nachdem die Sägen in die Maschine 
Grgesetzt sind, wird eine kleine Menge Samenbaumwolle 
lönnen) k. die auch von schlechter Beschaffenheit sein 
mit einer dem Volumen nach etwa gleichen 
m Kiqc feinem Sand gemischt. Unter Anwendung nor- 
Gener-limdrehungsgeschwindigkeit der Sägen Svird das 
worsei von Sand und Baumwolle auf die Sägen 7 
Lore und die Maschine im Betrieb gelassen, bis 
simnen. Sand und Faser von den Sägen verschwunden 
die gl. Hie Maschine wird nun gründlich gereinigt, und 
ie Entkörnung der Baumwolle kann dann einsetzen. 
  
Faser entstehen würde, wäre obige Befürchtung ge- 
rechtfertigt. Die den Eingeborenen zum An- 
bau übergebene Togo-Sea-Island-Sorte 
hat aber keinen ausgeprägt perennierenden 
Charakter. Sie leidet meistens derartig unter der 
Trockenzeit, auch zuweilen unter Grasbränden, daß 
die Eingeborenen es nicht für der Mühe werthalten, 
sie noch im zweiten Jahre in Kultur zu behalten 
und das Feld zu reinigen. Bebauen sie das 
Feld wieder, so müssen die alten Stauden sowieso 
beiseite geschaft werden. Wird das Land im 
folgenden Jahre nicht bebaut, so sind die Pflan- 
zen, falls nicht schon ganz abgestorben, meistens 
von so geringer Frohwüchsigkeit, daß bei Einsetzen 
der Regenzeit die Unkrautvegetation bald die 
Baumwolle überwuchert und nahezu vernichtet 
hat. Selten liefern einzelne Stauden eines der- 
artig verwilderten Feldes noch Erträge, und der 
Eingeborene wird es nur in den seltensten Fällen 
für der Mühe werthalten, sich in das auf dem 
alten Felde entstandene Dickicht zu begeben, um 
die wenigen Kapseln zu pflücken. Die Küsten- 
baumwolle aber, die einen ausgeprägt perennie- 
renden Charakter hat, wird in der Volkskultur 
einstweilen nicht angebaut. 
Wie hier beiläufig bemerkt sein mag, wird 
man ohnehin mit Vervollkommnung des Baum- 
wollbaus bestrebt sein, die Eingeborenen zur Ver- 
nichtung der abgeernteten Stauden nebst deren 
Wurzeln anzuhalten, weil diese bekanntlich eine 
Brutstätte für allerhand Schädlinge werden können. 
Polizeiliche Maßnahmen in dieser Hinsicht zu 
treffen, erscheint noch verfrüht. 
Nachdem das Schutzgebiet seit fünf Jahren 
eine jährliche Zunahme in der Baumwollproduk- 
tion von etwa 40 v. H. des voraufgegangenen 
Jahres gezeigt hatte, wirkte der Rückgang der 
Erntemengen im Baumwolljahr 1909/10 
mit 9,9 v. H. einigermaßen überraschend. Die 
tatsächlichen Ernten betrugen im Jahre 1908/09 
510 742 kg = 2043,2 Ballen zu 250 kg und 
im Jahre 1909/10 459 996 kg = 1839,9 Ballen 
zu 250 kg — also im letzten Jahre eine Ver- 
minderung um 50 746 kg = 203,3 Ballen.“) 
Die Gründe für diesen Rückgang liegen ein- 
mal in den außergewöhnlich ungünstigen 
Witterungsverhältnissen des Jahres 1909. 
Wegen der ungünstigen Regenverteilung verschob 
sich der Beginn der Ernte; da nun die folgende 
Regenzeit rechtzeitig einsetzte, bedeutete das eine 
Kürzung der Erntezeit und damit eine Verrin- 
gerung der Erträge. 
  
  
*) Nach einem Bericht des stellvertretenden Gon- 
verneurs vom 23. Februar d. Is. — Die im Amts- 
blatt für Togo 1910 S. 610 enthaltene Berechnung hat 
sich nachträglich als ungenau erwiesen.
	        
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