Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Anbaugebieten mit einer ziemlich unglücklichen 
Niederschlagsverteilung und einer nicht selten 
monatelangen starken Bewölkung stets mit guten 
in Abwechslung treten; es bleibt daher eine 
Grundaufgabe, lokal angepaßte Sorten heranzu- 
züchten, die auf die nachteiligen Einflüsse klima- 
tischer Natur, wie sie in schlechten Jahren vor- 
kommen, weniger empfindlich auf Kosten des 
Ertrages reagieren. Die Reinheit der Sorte 
besonders bei Abbassi und Mitafifi ist in diesem 
Jahre im allgemeinen befriedigend, während ich 
bei Joanowich eine auffällig starke Durchsetzung 
mit „Hindi“ konstatieren konnte. 
Die mit Baumwolle angebante Fläche 
hat trotz der zur Pflanzzeit noch hoch- 
stehenden Gummipreise im Verhältnis zu 
früheren Jahren ganz erheblich an Aus- 
dehnung zugenommen, wozu die gute Be- 
wertung und die hohen Preise des vorjährigen 
Produktes besonders ermuntert hatten. 
Ein durchschnittlicher Ertrag von vier bis 
fünf Zentnern Lint pro ha wird als recht gut und 
lohnend angesehen. Eine frühe Pflanzzeit zu 
Beginn der großen Regenzeit ungefähr Anfang 
April ist zu empfehlen, um den jungen Pflanzen 
eine größtmögliche Ausnützung der Niederschläge 
und eine starke Entwicklung des Wurzelsystems 
zu sichern, die sie befähigt, während der Trocken- 
zeit auch das Wasser tieferer Schichten sich nutz- 
bar zu machen. Daß die Möglichkeit künstlicher 
Bewässerung noch längst keine normale Baum- 
wollernte garantiert, ein übermaß von Wasser 
hier sogar schädlich auf die Pflanzen und be- 
sonders auch auf die physikalische Beschaffenheit 
des Bodens einzuwirken pflegt, darüber sind einige 
Pflanzer durch eigene Erfahrungen belehrt worden. 
Es besteht kein Zweifel, daß Baumwolle in gün- 
stigen Jahren — frühes Pflanzen bei Beginn 
der Regenzeit und sachverständige Bodenbe- 
arbeitung (Lockerung der Oberfläche) voraus- 
gesetzt — vollkommen ohne künstliche Be- 
wässerung auskommen kann. Als eine wichtige 
Rasseneigenschaft wäre entweder ausgesprochene 
Frühreife oder aber verhältnismäßig spätes Reifen 
besonderer Berücksichtigung wert, wodurch es 
einerseits ermöglicht wird, noch vor Beginn der 
kleinen Regenzeit (Mitte November) zu ernten, 
oder anderseits die Ernte bis nach dem Regen 
zu verlegen, was eine längere Vegetation von 
mindestens ein bis zwei Monaten erfordert. Der 
spätreifen Rasse würde ich im Hinblick auf die 
zu erwartende höhere Ertragsfähigkeit und die 
größere Sicherheit guten Erntewetters den Vorzug 
geben. Gerade innerhalb der kleinen Regenzeit, 
und besonders, wenn diese früh einsetzt, wird die 
Baumwolle in ihrer Vegetationskraft so gestärkt, 
daß die Nutzbarmachung dieses Faktors im In- 
  
teresse hoher Erträge volle Beachtung verdient. 
Nicht nur die oft eintretende ungünstige Ver- 
schiebung der Regenzeiten, sondern auch rein be- 
triebswirtschaftliche Faktoren, Verteilung der 
Arbeitskräfte usw., sprechen dafür, sich einen ge- 
wissen Spielraum sowohl für Pflanz= als auch 
Erntezeit zu wahren, und diese Möglichkeit kann 
nur eine Rasse bieten, deren Ernte mit Sicher- 
heit in eine längere Trockenperiode hineinfällt. 
Bei der Kultur des Kautschuks, der hier 
in tiefgründiger Obstgartensteppe bei guter Boden- 
bearbeitung und Bewässerung noch recht gut ge- 
deiht, ist man im allgemeinen zu einer Pflanz= 
weite von nicht unter 4 m Übergegangen. Die 
Pflanzungen treten jetzt allmählich in das Stadium 
der Zapfreife; nur auf zwei Pflanzungen ist 
Kautschuk in größeren Mengen schon gewonnen 
worden. Andere Kautschukarten, z. B. Manihot. 
dichotoma, Manihotpiauhyensis, Kickxia elastice, 
Castilloa elastica und Heven brasiliensis zeigen 
in dem interessanten Versuchsgarten der Kili- 
mandscharo-Pflanzungsgesellschaft in Kibo- 
höhe nur ein bescheidenes Wachstum. Dort ist 
auch ein Versuch mit dem Anbau von Luzerne 
gemacht worden, der erst dann ein leidlich be- 
friedigendes Resultat brachte, als man dem Boden 
Impferde zusetzte, die in unmittelbarer Nähe der 
Wurzeln einiger älterer Pflanzen entnommen 
war. Diese Beobachtung ist für die Einführung 
dieser vorzüglichen Futterpflanze höchst bedeutungs- 
voll. Eine als Gründüngungspflanze versuchs- 
weise angebaute Desmodium-Art schien mir für 
ihren Zweck wenig geeignet; sie würde jedenfalls 
besser durch Vicieen, besonders Vicia villosa, er- 
setzt. Desmoclium mit seinen holzigen Stengeln 
wächst zu hoch und zu sparrig, um eine ge- 
nügende Beschattung des Bodens herbeizuführen, 
während z. B. die genannte Zottelwicke, die auch 
für Bodenbefestigung geeignet ist, eine geschlossene 
filzartige Decke bildet, die nicht nur günstig auf 
die Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit wirkt, sondern 
auch eine reichhaltige Mikrobenflora entstehen läßt, 
die als Ergänzung zu der Bereicherung des 
Bodens an Stickstoff eine wesentliche Verbesserung 
der physikalischen Eigenschaften der Krume zur 
Folge hat. 
Als Produzentin von Gerbstoff war auch 
Canaigre (Rumex hymenosepalus) auf kleinere 
Flächen angebaut, der sehr gut gedieh und auch 
einen guten Gerbstoff liefert; es ist im Interesse 
eines plantagenmäßigen Anbaus dieser Pflanze 
zu beklagen, daß es bis heute noch nicht ge- 
lungen ist, eine bewährte Extraktionsmethode auf 
kaltem Wege zu finden, wodurch die für eine 
erschöpfende Extraktion so nachteilige Verkleisterung 
der Wurzelstärke vermieden würde. Auch d 
Gerberakazie zeigt in der Jugend gutes Nochs 
 
	        
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