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schon der Lösung sehr nahe geführt. Für die Ozean=
telegraphie sind hörbare Töne aber nicht so wichtig, da
doch Eyteietende Jufirumente zur Verwendung kondsen.
n neuerer Zeit sind nun, wie gerade a
letzten Nummer der Elektrotechnischen Pehns her-
orgeht, Vermutungen dahin ausgesprochen worden,
5S überhaupt nicht nach Afrika telegraphiert werden
kann, weil über dem Mittelländischen Meere eine Art
Scheidewand lagere, die Afrika von Europa elektrisch
trenne, daß also die elektrischen Wellen, wenn sie an
das Mittelländische Meer kämen, elektrisch aufgesaugt
würden. Man hat aber tatsächlich schon über diesen
Gürtel hinübertelegraphiert, und ich glaube nicht, daß
dort große Schwierigkeiten entstehen werden, wenn
nur een 5 Kräfte, die man verwendet, groß genug sind.
ört eine gewisse Opferfrendigkeit dazu, um
dieses # durchzuführen; denn mit theoretischen
Berechnungen, mit Vermutungen, mit Ansichten nach
dieser oder einer anderen Richtung ist überhaupt nichts
etan. Man hat auch von anderer Seite schon viel-
ach angeregt, große Stationen zur Telegraphie auf
weite Entfernungen zu errichten. Jedenfalls ist diese
Idee jetzt erst der Verwirklichung nahe gebracht worden.
ir wollen uns nicht mehr mit Berechnungen und
kleinen Versuchen ab oben. bis etwa von nichtdeutscher
Seite aus das erfolgt, was uns eventuell die Vor-
lerrschest. uf dem drahtlosen Gebiete unmöglich macht.
Es hat sich jetzt eine Gesellschaft, die
Maschinen #A.-G., in Berlin gebildet, der ein beträcht-
liches Kapital zur bs e steht: es sind weit über
eine Million Mark vorhanden, um diese Versuche
durchzuführen. Es bestehen da zwei Aufgaben: erstens,
ähnlich wie ein Kabelnetz ein drahtloses Netz um die
Erde zu spannen — es wird über kurz oder lang sicher
dazu kommen —, aber gleich von Anfang an mit den
größten Mitteln die größten Stationstürme, die man
technisch überhaupt bauen kann, aufzustellen, die
größten Maschinen, die zu konstruieren sind, an-
zuwenden. Die weite Verzweigung muß natürlich mit
Hilfe von verbündeten Gesellschaften in den ver-
schiedenen Ländern durchgeführt werden. Die zweite
Aufgabe besteht darin, die sehr wichtige Verbindung
mit unseren Kolonien zu bewirken, die im Kriegs-
falle für uns von allergrößter Bedentung werden
kann. Ich hoffe, daß, wenn unsere Kolonien sich ent-
sprechend n Bestrebungen weiter entwickeln, dann
auch derartige Stationen von recht beträchtlicher
kommerzieller Vedeutung werden“ dürften.
Zu dem Referat führt Geheimrat Slaby aus:
Ich schätze mich glücklich, daß ich einer der ersten
sein darf, Herrn Professor Goldschmidt zu der größten
Erfindung auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie
zu beglückwünschen. Nach den Auseinandersetzungen,
die wir von ihm gehört haben, können Sie ja die wirk-
liche Tragweite und die streng wissenschaftliche Beden-
tung seiner Erfindung nicht völlig erkennen. Es ist ja
eine Hegleiterscheinung aller Fortschritte auf dem Ge-
biete der drahtlosen Telegraphie, daß, je vollendeter
die P, Ersinhung ist, sie desto schwerer verständlich für
Nichtfachmann wird. fiz Professor Goldschmidt
der darauf verzichtet, den aesenibfüce Zuscmme
bng klarzulegen, und man darf ihm das nicht zum
orwurf machen; denn es #ome wohl bei dem beutigen
Stande auch e nein gewiegten Fachmann schwer werden,
den wahren * egriff seiner Erfindung völlig hand-
greiflich und klar vor Augen zu führen. Er hat Ihnen
aber seine Aberzeug zigung mitgeteilt, und um den Ein-
druck derselben z verstärken, halte ich mich für befugt,
seine Ansichten über die Tragweite seiner Erfindung
als ein Fachmann Ihnen gegenüber zu bestätigen.
Hochfrequenz-
Ganz stimme ich mit ihm darin nicht überein, daß
die Entwicklung der drahtlosen Telegraphie eine lang-
same gewesen sei: im Gegenteil, wenn ich mich auf
dem Gebiete der technischen Erfindungen umschaue, so
finde ich kein Beispiel, welches eine solche Schnelligkeit
der Erkennung des wissenschaftlichen Zusammenhangs
und damit verbunden eine technische Ausnutzung cheios
die mit der Funkentelegraphie auch nur annähernd
verglichen werden könnte. Hat es doch immer mehrere
Dezennien gedauert, ehe andere große technische Er-
findungen sich zu einer gewissen Vollendung entwickelt
haben. Bei der drahtlofen Telegraphie ist das eigentlich
innerhalb von 10, 12 Jahren geschehen.
eenn man nun weiß, daß die Begriffe, mit denen
man hier zu operieren hat, durchaus nicht so faßbar
und dem Verständnis naheliegend sind, wie die irgend-
einer großen mechanischen Erfindung, so muß man die
Schwierigkeit dieser Leistung ganz besonders hervor-
heben. Am bewundernswertesten wor es ja, was
Marconi zuerst zeigte. Er zeigte nicht bloß ein
Problem, sondern er gab auch sofort eine Lösung, die
aber mit den beschränkten ilfsmitteln, mit denen er
arbeitete, sich natürlich auch nur auf beschränkte Ent-
fernungen erstrecken konnte. Diese Entfernung wurde
in 1, Jahren von 100 m auf 500 m, auf 1000 m
ausgedehnt! dann kamen mehrere Kilometer, und heute
sind wir soweit, daß wir mit den bekaunten Mitteln
Entfernungen von 3000—5000 km vollkommen be-
herrschen.
Aber die größere Arbeit, die geleistet wurde, er-
kenne ich darin, daß die anfän liche Unsicherheit solcher
Nachrichtenübertragun mmng allmählich zu einem ahene
der Vollkommenheit gediehen ist, zu einer Sicherhe
welche heute schon geradezu überraschend genannt berkein
muß. Das Wichtigste und Interessanteste dringt ja
nicht sofort in die Offentlichkeit. Die Bedeutung, welche
die Marine heute der Funkentelegraphie beilegt,
sie veranlaßt, ununterbrochen die Erfinder zu immer
weiteren Fortschritten anzustacheln. Aber die Resultate
und die Mittel, mit denen das erzielt ist, werden
heute nicht mehr veröffentlicht, sondern apehein gehalten.
Lan bedenke, daß bei der Marine drahtlose Telegramme
nicht nur innerhalb eines Geschwaderverbande) über-
mittelt werden, sondern mit 1000 und mehr Kilometer
fernten Zlotten — werden, daß diese
Telegr e sich einen Weg suchen, der ihnen von dem
Telshraphilten einfach vorgeschrieben ist, und sich gegen-
seitig nicht stören. Das geschieht durch die weitere
Ausbildung des großen Prinzips der Abstimmung.
Wir sind heute bereits auf einen Punkt gelangt, wo
in dieser Beziehung kaum noch etwas zu wünfr en ist.
Oer Hauptanteil an dieser Entwicklung gebührt der
deutschen Forschung, und es ist in erster Linie die
roße Gesellschaft „Telefunken“, die wir in Deutsch-
and haben, die in auße rordentiich se Weise diese
Hilfsmittel bereit gestellt hat. man Entfernungen
von einigen 1000 km heute Dama beherrscht,
wird mir Herr Professor Goldschmidt bezeugen können;
es ist also die Telegraphie auf weite Eutfernungen
tatsächlich in das Gebiet der Anwendung getreten.
Daß es nicht noch schneller gefördert werden konnte,
liegt an der großen Verantwortlichkeit, die unsere
Marine= und Kriegsbehörden haben, wenn sie solche
Anlagen, die natürlich immer kostspieliger werden,
ausführen lassen. Deun die ersten Ausführungen sind
immer nur Versuche, bei denen der Erfolg von vorn-
herein durchaus noch nicht feststeht, unn die Mittel,
welche gerade unsere Marine — ich sage das in voller
Wesichusgtein entgegen vielen anderen Anschauungen —
aufwendet, sind doch unur beschränkt. Erst jetzt, nach-
dem die Sicherheit absolut klargestellt ist und gar
keinen Zweifel mehr zuläßt, beginnt ein schnellerer
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