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auf diesem Wege enstlich etwas zu erreichen ist.
Die bisher bestehenden Anzuchtstationen Akono=
linga, Dumemündung, Diahposten und
Sangmelima würden noch um zwei weitere in
Dengdeng und vielleicht in Njassi zu ver-
mehren sein.
Für die Auswahl einer solchen Station kommt
in Betracht, daß sie im Zentrum einer dichtbevöl-
kerten Gegend liegt, wo außerdem auch die Kickxia
einheimisch ist. Näher mit dieser Kultur nach der
Küste vorzurücken ist gewagt, da die Kickria dort
ihre Wachstumsbedingungen anscheinend nicht findet.
Die frühere Ansicht, daß die Kickria am besten
in Überschwemmungsgebieten und in niedrig ge-
legenen Gegenden vorkommt, hat sich als irrig
erwiesen.
Sobald die genügende Anzahl von Heveasamen
zu beschaffen ist, was im Schutzgebiet frühestens
in etwa drei bis vier Jahren der Fall sein dürfte,
wird auch der Anbau mit diesem ertragreichen
Gummibaume zu erfolgen haben. Die Eingebo-
renen zeigen an vielen Orten bereits genügendes
Verständnis für den Wert der Neupflanzungen,
und es wird ihnen dadurch noch mundgerechter
werden, wenn sie die ihnen bekannte Kassada-
Kultur als Zwischenkultur für das erste Jahr be-
nutzen können. Ein derartiger Versuch auf dem
Diahposten hat gute Erfolge gezeigt und muntert
zur weiteren Durchführung auf.
Zu begrüßen wäre es auch, wenn europäische
Plantagenunternehmungen in den Gummidistrikten
entständen, die gleichzeitig für die Eingeborenen
gewissermaßen als landwirtschaftliche Schulen
dienen könnten; denn die Eingeborenen würden
durch die Tätigkeit in diesen an ein regelmäßiges
Arbeiten gewöhnt werden und sich gleichzeitig ge-
nauer mit der Kautschukkultur vertraut machen,
die sie später dann in ihren Dörfern selbständig
fortzuführen hätten. Ich habe Gelegenheit gehabt,
zwei derartige Plantagen im Ebolowa-Bezirk, und
zwar in Ngulemakong zu besichtigen, die sich in
sehr gutem Zustande befanden. Sie sind in An-
lehnung an eine Faktorei entstanden, erfordern
deshalb kein besonderes weißes Personal und
haben infolge ihres geringen Umfangs mit Ar-
beiterschwierigkeiten nicht zu kämpfen.
Ich glaube nicht, daß ein besonders großes
Risiko mit Anlage derartiger europäischer Pflan-
zungen und mit der Verbreitung der Kautschuk-
kultur unter den Eingeborenen im Hinblick auf
die großen Heveapflanzungen in Ceylon und den
malaiischen Staaten verbunden ist, deren Erträg-
nisse vielleicht in absehbarer Zeit den jetzigen
Weltkonsum decken werden. Die Möglichkeit der
Verwendung des Kautschuks ist doch ganz außer-
ordentlich groß, und durch die Vollendung der
Mittellandbahn in Verbindung mit der Benutzung
der Wasserstraßen des Niong und des Dume lassen
sich die Transportpreise wohl immer so halten,
daß der Kameruner Kautschuk mit dem anderer
Länder stets wird in Konkurrenz bleiben können.
Die Verkehrsverhältnisse werden sich für
den nördlichen Teil des Südbezirks nach Erreichung
des Njong durch die Mittellandbahn recht
günstig gestalten. Der Niong ist meines Erachtens
eine nicht nur für afrikanische Verhältnisse gute
Wasserstraße. Ich habe ihn bald nach dem Zeit-
punkte der höchsten Trockenzeit befahren, muß
allerdings dabei bemerken, daß nach den Pegel-
beobachtungen in Akonolinga der diesjährige
Wasserstand zur Zeit der größten Trockenheit sich
etwa 30 cm über den entsprechenden Stand des
Vorjahres erhob. Das von mir benutzte Fahrzeug
war ein ziemlich langes Kanu, in dem zwölf
Personen und ein großer Teil des Gepäcks Platz
fanden und an dessen hinterem Ende der Kudell-
motor angebracht war. Die ganze Fahrt von
Abongmbang bis hinunter nach Mbalmajo,
dem in Aussicht genommenen Endpunkt der Eisen-
bahn, vollzog sich ohne nennenswerte Schwierig-
keiten. Es kam nur ab und zu vor, daß das
Kanu auf Sandbänken oder unter der Oberfläche
befindlichen Baumstämmen festsaß oder aber daß
schwimmendes Gras in die Schraube geriet. Als
einziges wirkliches Hindernis ist auf der ganzen
Strecke nur eine Felsbarre anzusprechen, die sich
bei Widimenge quer über den Fluß zieht, indessen
kaum über den von uns angetroffenen Wasser-
stand hinausragte. Der Weg für die Fahrzeuge
führt jetzt in scharfer Krümmung am rechten Ufer
um die Barre herum. Diese Barre dürfte nach
Auskunft des zur Zeit den Fluß genau auf-
nehmenden Regierungsbaumeisters Fahrner sich
ohne Schwierigkeiten beseitigen lassen, da vor
und nach der Barre ruhiges Waseer ist.
Ich habe aus meiner Befahrung die Über-
zeugung gewonnen, daß der Njong das ganze
Jahr hindurch, abgesehen vielleicht von der kurzen
Zeit der höchsten Trockenzeit, für Fahrzeuge
schiffbar ist, die keinen größeren Tiefgang als 20
bis 30 cm aufweisen, und zwar nicht nur für
Kanus, sondern auch für Barkassen und Heckrad-
dampfer. Erforderlich wird nur sein, daß die
Schraube oder das Rad so gelagert ist, daß es
jederzeit leicht von Gras und Schlinggewächsen
befreit werden kann. Die Reinigung des Flusses
ist bereits-gut vorangeschritten; immerhin wird
sich aber die erstmalige Durchreinigung des ganzen
Laufes noch bis Ende nächsten Jahres hinziehen.
Selbstverständlich werden laufende Reinigungs-
arbeiten auch später noch erforderlich sein. Einen
großen Vorteil scheint mir der Fluß vor anderen
schiffbaren Flüssen des Schutzgebiets zu haben.
Während bei letzteren, namentlich beim Sanaga,