Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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auf diesem Wege enstlich etwas zu erreichen ist. 
Die bisher bestehenden Anzuchtstationen Akono= 
linga, Dumemündung, Diahposten und 
Sangmelima würden noch um zwei weitere in 
Dengdeng und vielleicht in Njassi zu ver- 
mehren sein. 
Für die Auswahl einer solchen Station kommt 
in Betracht, daß sie im Zentrum einer dichtbevöl- 
kerten Gegend liegt, wo außerdem auch die Kickxia 
einheimisch ist. Näher mit dieser Kultur nach der 
Küste vorzurücken ist gewagt, da die Kickria dort 
ihre Wachstumsbedingungen anscheinend nicht findet. 
Die frühere Ansicht, daß die Kickria am besten 
in Überschwemmungsgebieten und in niedrig ge- 
legenen Gegenden vorkommt, hat sich als irrig 
erwiesen. 
Sobald die genügende Anzahl von Heveasamen 
zu beschaffen ist, was im Schutzgebiet frühestens 
in etwa drei bis vier Jahren der Fall sein dürfte, 
wird auch der Anbau mit diesem ertragreichen 
Gummibaume zu erfolgen haben. Die Eingebo- 
renen zeigen an vielen Orten bereits genügendes 
Verständnis für den Wert der Neupflanzungen, 
und es wird ihnen dadurch noch mundgerechter 
werden, wenn sie die ihnen bekannte Kassada- 
Kultur als Zwischenkultur für das erste Jahr be- 
nutzen können. Ein derartiger Versuch auf dem 
Diahposten hat gute Erfolge gezeigt und muntert 
zur weiteren Durchführung auf. 
Zu begrüßen wäre es auch, wenn europäische 
Plantagenunternehmungen in den Gummidistrikten 
entständen, die gleichzeitig für die Eingeborenen 
gewissermaßen als landwirtschaftliche Schulen 
dienen könnten; denn die Eingeborenen würden 
durch die Tätigkeit in diesen an ein regelmäßiges 
Arbeiten gewöhnt werden und sich gleichzeitig ge- 
nauer mit der Kautschukkultur vertraut machen, 
die sie später dann in ihren Dörfern selbständig 
fortzuführen hätten. Ich habe Gelegenheit gehabt, 
zwei derartige Plantagen im Ebolowa-Bezirk, und 
zwar in Ngulemakong zu besichtigen, die sich in 
sehr gutem Zustande befanden. Sie sind in An- 
lehnung an eine Faktorei entstanden, erfordern 
deshalb kein besonderes weißes Personal und 
haben infolge ihres geringen Umfangs mit Ar- 
beiterschwierigkeiten nicht zu kämpfen. 
Ich glaube nicht, daß ein besonders großes 
Risiko mit Anlage derartiger europäischer Pflan- 
zungen und mit der Verbreitung der Kautschuk- 
kultur unter den Eingeborenen im Hinblick auf 
die großen Heveapflanzungen in Ceylon und den 
malaiischen Staaten verbunden ist, deren Erträg- 
nisse vielleicht in absehbarer Zeit den jetzigen 
Weltkonsum decken werden. Die Möglichkeit der 
Verwendung des Kautschuks ist doch ganz außer- 
ordentlich groß, und durch die Vollendung der 
Mittellandbahn in Verbindung mit der Benutzung 
  
der Wasserstraßen des Niong und des Dume lassen 
sich die Transportpreise wohl immer so halten, 
daß der Kameruner Kautschuk mit dem anderer 
Länder stets wird in Konkurrenz bleiben können. 
Die Verkehrsverhältnisse werden sich für 
den nördlichen Teil des Südbezirks nach Erreichung 
des Njong durch die Mittellandbahn recht 
günstig gestalten. Der Niong ist meines Erachtens 
eine nicht nur für afrikanische Verhältnisse gute 
Wasserstraße. Ich habe ihn bald nach dem Zeit- 
punkte der höchsten Trockenzeit befahren, muß 
allerdings dabei bemerken, daß nach den Pegel- 
beobachtungen in Akonolinga der diesjährige 
Wasserstand zur Zeit der größten Trockenheit sich 
etwa 30 cm über den entsprechenden Stand des 
Vorjahres erhob. Das von mir benutzte Fahrzeug 
war ein ziemlich langes Kanu, in dem zwölf 
Personen und ein großer Teil des Gepäcks Platz 
fanden und an dessen hinterem Ende der Kudell- 
motor angebracht war. Die ganze Fahrt von 
Abongmbang bis hinunter nach Mbalmajo, 
dem in Aussicht genommenen Endpunkt der Eisen- 
bahn, vollzog sich ohne nennenswerte Schwierig- 
keiten. Es kam nur ab und zu vor, daß das 
Kanu auf Sandbänken oder unter der Oberfläche 
befindlichen Baumstämmen festsaß oder aber daß 
schwimmendes Gras in die Schraube geriet. Als 
einziges wirkliches Hindernis ist auf der ganzen 
Strecke nur eine Felsbarre anzusprechen, die sich 
bei Widimenge quer über den Fluß zieht, indessen 
kaum über den von uns angetroffenen Wasser- 
stand hinausragte. Der Weg für die Fahrzeuge 
führt jetzt in scharfer Krümmung am rechten Ufer 
um die Barre herum. Diese Barre dürfte nach 
Auskunft des zur Zeit den Fluß genau auf- 
nehmenden Regierungsbaumeisters Fahrner sich 
ohne Schwierigkeiten beseitigen lassen, da vor 
und nach der Barre ruhiges Waseer ist. 
Ich habe aus meiner Befahrung die Über- 
zeugung gewonnen, daß der Njong das ganze 
Jahr hindurch, abgesehen vielleicht von der kurzen 
Zeit der höchsten Trockenzeit, für Fahrzeuge 
schiffbar ist, die keinen größeren Tiefgang als 20 
bis 30 cm aufweisen, und zwar nicht nur für 
Kanus, sondern auch für Barkassen und Heckrad- 
dampfer. Erforderlich wird nur sein, daß die 
Schraube oder das Rad so gelagert ist, daß es 
jederzeit leicht von Gras und Schlinggewächsen 
befreit werden kann. Die Reinigung des Flusses 
ist bereits-gut vorangeschritten; immerhin wird 
sich aber die erstmalige Durchreinigung des ganzen 
Laufes noch bis Ende nächsten Jahres hinziehen. 
Selbstverständlich werden laufende Reinigungs- 
arbeiten auch später noch erforderlich sein. Einen 
großen Vorteil scheint mir der Fluß vor anderen 
schiffbaren Flüssen des Schutzgebiets zu haben. 
Während bei letzteren, namentlich beim Sanaga,
	        
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