Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Im ganzen betrugen 1910 die Betriebsein- 
nahmen 2 289 484 “, wozu 96 889 / Zinsen und 
22972 4 Gewinn aus Landverkäufen treten. Da- 
gegen erforderten Betriebsausgaben 1 797 429.4 Kurs- 
verluste 3290 .#4, Erneuerungsrücklagen 443 276 A. 
Von dem 165 300 ./#“ betragenden Uberschuß entfallen 
11 486 4 auf Rücklage und 158 814 /F auf Verzinsung 
des Reichsdarlehns für die Strecke Morogoro—Kilossa. 
In der Bilanz erscheinen die Anlagen mit 
26 225 862 +K4, der Bahnbau Kilossa — Tabora mit 
29 677762 Mxi . Aktiva der Fondsverwaltung mit 
3 215 716 ./¼4 (2 853 358), Kreditoren hatten 1 212 399 ./ 
zu fordern. Das Grundkapital beträgt 21 000 000 
das Reichsdarlehn 36 459 271 ./. 
Kllimanjaro Dflanzungs-Gesellschaft m. bö. H. 
zu Berlin“). 
Auch im Jahre 1910 hatte das Kilimanjarogebict 
einen vermehrten Zuzug von Ansiedlern, sowohl 
von Pflanzern als auch von Viehzüchtern zu ver- 
zeichnen. Trotz der enormen Steigerung der 
Landpreise hat der Zuzug nicht nachgelassen. Eine 
neue Gesellschaft, die Hanseatische Kiliman- 
jaro-Handels-Gesellschaft m. b. H. hat sich ge- 
gründet mit dem Sitz am Rau, wohin Moschi verlegt 
wird; sie ist ein Tochterunternehmen der Hanseatischen 
Handels= und Plantagen-Gesellschaft in Tanga. Die 
Tätigkeit dieser Gesellschaft erstreckt sich in erster Linie 
auf den Import europäüischer Bedarfsartikel, Weine, 
Spirituosen, Konserven usw. und auf den Aufkauf von 
Rohprodukten. 
im des 
  
zu 
In den Verkehrsverhältnissen fand insofern 
ein Umschwung statt, als mit Ausnahme der in Ma- 
raugu sitzenden Firmen, welche noch eingearbeitete Esel- 
wagenverbindungen mit Voi haben, der Hauptverkehr 
mit der Küste über Same, der zeitigen Endstation der 
deutschen Eisenbahn, geht. Die Frachtsätze stellen sich 
von Same bis Rau auf 5 Rupien per geutner von 
Rau nach Same etwa auf die Hälfte, sie sind also 
bereits billiger als früher auf der Strecke Voi-Rau. 
Gegen Schluß des Jahres litten die Transport- 
verhältnisse dadurch, daß die Burenwagen, die den Ver- 
kehr in der Hauptsache vermitteln, durch Transport von 
Bammaterialien bei der Bahn bzw. bei den Bahnunter- 
nehmern so viel Geld verdienten, daß sie nur wenig 
Reigung zeigten, andere Frachten zu fahren. Infolge- 
dessen stapeln sich jetzt die Güter am Rau auf, und 
haben auch wir Schwierigkeiten, die Kaffeeernte und 
die Baumwolle zur Bahn zu bekommen. 
Mit der Fertigstellung der Bahn im Laufe 
des Jahres 1911 bis zum Rau kann mit Bestimmtheit 
Verechnet werden. Die Vorarbeiten sind bereits ge- 
macht, die Tracen durchgeschlagen, die vorläufige End- 
*) Aus dem Bericht für das 5. Geschäftsjahr (1910). 
  
station Moschi kommt etwa eine halbe Stunde unter- 
halb der Meimarides'schen Ginaulage bzw. des Weges 
Aruscha—Moschi auf das rechte Ufer des Ran zu liegen. 
Die Stelle für den Bau der Station ist bereits fest- 
gelegt, sie ist nach Ansicht vieler Leute ungünstig, da 
sie im Tsetsebusch liegt. Die Wasserverhältnisse mögen 
aber gezwungen haben, die Station dorthin zu legen. 
Gegen die Tsetse wird man sich durch #bolzungen 
schützen müssen. Je näher die Bahn dem Rau kommt, 
desto notwendiger wird für uns, sowie den ganzen 
Westkilimanjaro der Ausbau der Straße Rau— 
Boma ha ngombe. Dieser Weg ist bis jetzt für den 
Wagenverkehr so gut wie unpassierbar gewesen, da die 
steilen Hänge der tiefen Erosionsschluchten und der 
Mangel an besahebaren Brücken den großen Buren- 
wagen den Verkehr auf diesem Wege unmöglich machte. 
In diesem Jahre (1911) begann nun ein jüngerer 
Wegebauer Brücken über den Karanga, den Serre 
und Weru-Weru zu bauen, die nicht nur hochwasser- 
sicher sind, sondern bei denen er auch die Trace der 
Straße in so günstiger Weise verlegte, daß über die 
Flüsse ein Wagentransport keine Schwierigkeiten mehr 
macht. Es bleibt nun nur noch die größte und 
schwierigste aller Brücken, die Kikafn-Brücke, um auch 
diesen Fluß für den Wagenverkehr passierbar zu machen. 
Diese Brücke erfordert die meisten Kosten und die Re- 
gierung scheut hiervor zurück. Der Bau dieser Brücke 
ist aber für den Westkilimanjaro und den Merubezirk 
bzw. alle Pflanzungen und Farmen, die westlich des 
Kikafu liegen, eine unbedingte Notwendigkeit, da die 
Ansiedler sonst gezwungen sind, mit ihren Wagen dem 
alten, noch jetzt in Benutzung befindlichen Burenweg 
durch den Tsetsebusch zu folgen, der neben der Gefahr 
für das Zugvieh, den Nachteil in sich schließt, daß er 
50 statt 20 km lang ist. 
Die Wetterverhältnisse im Jahre 1910 zeich- 
neten sich nach einer verhältnismäßig ergiebigen großen 
Negenzeit durch andauernde Trockenheit in den Monaten 
Juni. bis Dezember aus. Die Gesamtregenmenge be- 
trug 1143.4 mm gegenüber 805,8 mm im Jahre 1909 
und 1125,85 mm im Jahre 1908. 
Der Kaufvertrag über die 580 ha am Kikafu 
unterliegt noch der Genehmigung des Gouverneurs. 
Die übernahme der im Jahresbericht für 1908 
erwähnten 230 ha Plantagenland am Wau haben 
wir abgelehnt, da dasfelbe minderwertig ist, und 
ie Regierung in ihren Bedingungen die Bestimmung 
aufgenommen hatte, daß die auf 20 Heller festgesetzte 
Pacht pro ha und Jahr von dem auf die Eröffnung 
einer am Kilimanjaro oder Mern endenden Eisenbahn 
folgenden 1. April ab bis auf 50 Heller erhöht 
werden könnte; ebenso der Kaufpreis von 4 auf 
10 Rupien! 
Der Vertrag wegen des Weidelandes ist auch noch 
nicht in unseren Besitz gelangt. Durch Schreiben des 
Reichs-Kolonialamts vom 20. Februar 1911 wird an- 
erkannt, daß uns außer der verpachteten Fläche von 
5900 ha noch weitere bis zum Höchstmaße von 10 000 ba 
angrenzende Weideländereien reserviert würden. Der 
Kaufpreis ist auf 3 Rupien per ha fesigesetzt. Die Er- 
werbsbedingungen sind gegenüber den ursprünglichen 
Bestimmungen wesentlich günstiger geworden. 
Das Gesellschaftskapital wurde Anfang Januar 
1911 auf 500 000 /“ erhöht, und sind sämtliche Ge- 
schäftsanteile voll eingezahlt. — 
über unsern afrikanischen Besitz ist folgendes zu 
berichten: . 
 
	        
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