Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
Dle Acherbauschule in Nuatjã (Togo) 
im Jahre 1909/10. 
Amtlicher Bericht. 
(Mit 4 Abbildungen.) 
Ausbildung der Schüler zu Ackerbauern. 
· Zu Anfang des Berichtsjahres waren 38 Schüler 
in der Ackerbauschule; 2 mußten entlassen werden, 
1 weiterer ist verstorben. Am Schluß des Ka- 
lenderjahres wurden 41 entlassen und angesiedelt. 
Anfangs Januar wurden wieder 50 Schüler neu- 
eingestellt. Am Schluß des Berichtsjahres weist 
demnach die Ackerbauschule einen Schülerstand von 
99 Leuten auf. 
Der erste (üngste) Jahrgang, dessen Aus- 
bildungszeit sich über die drei Jahre 1910 bis 
1912 erstreckt, wird hauptsächlich zu den leichten 
Arbeiten herangezogen. Am ersten jeden Monats 
werden vier Leute dieses Jahrgangs für die 
Dauer eines Monats zur Wartung des Biehs in 
dem Viehstall beschäftigt. Hier lernen sie — unter 
ständigen Viehknechten — neben der Wartung sich 
mit dem Vieh zu befreunden, was Vorbedingung 
ist, um die Leute zu brauchbaren Führern eines 
Gespannes zu machen. 
Eine Stunde täglich erhalten diese Leute 
Sprachunterricht, hauptsächlich in der Ewe-Sprache. 
Der zweite Jahrgang (Ausbildungszeit wäh- 
rend der drei Jahre 1909 bis 1911) wird fast 
zu allen vorkommenden Arbeiten herangezogen. 
Angestrebt wird, diese Leure bereits zu selb- 
ständigen Arbeiten, besonders zum Pflügen und 
Fahren mit Vieh, heranzubilden. Auch im Be- 
richtsjahre ist dieses mit Ausnahme bei einigen 
möglich gewesen. 
Der auch dieser Klasse erteilte Sprachunterricht 
von einer Stunde täglich ist für die deutsche 
Sprache bestimmt. 
Leute des dritten Jahrgangs (Ausbildungs- 
zeit während der drei Jahre 1908 bis 1910) 
werden zeitweise als Lehrer dem jüngsten Jahr- 
gange beigegeben. Die Arbeiten der Leute des 
dritten Jahrganges (s. Abbild. 1 und 2) find 
vielsach die gleichen wie die des zweiten; die 
Wiederholung dient hauptsächlich zur Befestigung 
der erworbenen Kenntnisse. Außerdem bekommen 
die Leute dieses Jahrganges einen Hektar Land 
zur selbständigen Bebauung überwiesen, wofür 
ihnen 103 Tage während des Jahres freigegeben 
werden. Geräte und Arbeitsvieh wird ihnen 
unentgeltlich von der Ackerbauschule zur Verfügung 
gestellt. Die Erträge bzw. der Erlös verbleibt 
den Leuten. Diese Zuteilung eines Hektar Landes 
soll die Schüler schon während ihres Schulbesuchs 
mehr zur selbständigen Arbeit erziehen. 
  
Der deutsche Sprachunterricht wird bei dieser 
Klasse während der ersten Hälfte des Jahres fort- 
gesetzt. Später erhalten sie landwirtschaftlichen 
Unterricht. Der Zweck der verschiedenen land- 
wirtschaftlichen Arbeiten und andere Fragen, 
welche für die Siedler von Bedeutung sind, 
werden, soweit es das Verständnis dieser Leute 
zuläßt, erklärt. 
Die Klasse 1907 bis 1909 wurde, wie oben 
erwähnt, Ende Dezember 1909 entlassen. Es 
waren 41 Leute: 7 aus dem Bezirk Atakpame, 
7 aus dem Bezirk Sokode, 15 aus dem Bezirk 
Mangu-Jendi, 9 aus dem Bezirk Kete-Kratschi, 
2 aus dem Bezirk Misahöhe und 1 aus dem 
Bezirk Lome. Jeder der Leute erhielt von der 
Ackerbauschule Pflug mit Zuggeschirr, Axt, Busch- 
messer, Hacke, Spaten, Dunggabel und Eimer. 
Das Zugvieh wird diesen Männern von ihren 
Bezirksleitungen geschenkt. Der vom Bezirk Lome 
stammende Mann blieb als Vorarbeiter in der 
Ackerbauschule. Im Berichtsjahre fand außerdem 
ein Ferienlehrgang für Missionslehrer statt. Dieser 
Kursus war von zehn Lehrern der protestantischen 
und zehn Lehrern der katholischen Mission besucht. 
Gebäude. 
Neu errichtet wurden während des Berichts- 
jahres ein zweizimmeriges Assistentenhaus mit 
Küche und Nebenräumen, ein Saathaus (Rund- 
haus von 8 m Durchmesser). Das letztere hatte 
sich als ein besonderes Bedürfnis erwiesen; in 
den gewöhnlichen mit Wellblech gedeckten Häusern 
büßte das Saatgut häufig an Keimfähigkeit ein; 
auch erforderte der Schutz gegen Termiten und 
Insektenfraß größeren Arbeitsaufwand, als dies 
in dem eigens für die Saataufbewahrung gebauten 
Hause der Fall sein wird. Ferner wurde noch 
ein Hühnerhaus von 16 m Länge und 4 m Breite 
erbaut. Im Schülerlager wurden neun neue 
Häuser gebaut, auch wurde im Schülerlager ein 
Brunnen gegraben und ausgemauert. 
Versuchswesen der Ackerbauschule.“) 
Um das Anlegen von Versuchsparzellen zu 
erleichtern, wurde während des Berichtsjahres die 
Parzellierung und Versteinung des gesamten Ge- 
ländes der Ackerbauschule vorgenommen. 
Über die während des Berichtsjahres aus- 
geführten 
Versuche 
wird im einzelnen folgendes berichtet: 
  
.) Über die Baumwollkulturversuche der Ackerbau- 
schule während des Jahres 1909 wurde bereits in 
r 3 des „Kolonialblatts“ vom 7. Dezember 1910 
erichtet.
	        
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