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gewesen, sich zu stellen. Der Mission Mujaga
gelang es schließlich, auf ihn günstig einzuwirken.
So erschien er denn endlich im April 1910 in
Usumbura, von wo er nach gründlicher Aus-
sprache anscheinend mit den besten Vorsätzen in
sein Land zurückgekehrt ist; denn jetzt war bei
ihm alles in bester Ordnung. Bei seinen Leuten
steht er in hohem Ansehen und erfreut sich großer
Beliebtheit.
In bezug auf Bevölkerungsdichtigkeit, Anbau
und Viehbestand liegen die Verhältnisse in Nord-
ljogoma und Bujensi ähnlich wie in Süd-
liogoma. Spärlich bevölkert scheint nur das
Gebiet zwischen Kajongosi und Ruvuvn, die
Landschaft Mwieyi zu sein.
Der Ruvuvn hatte zurzeit eine Breite von
30 bis 40 m und eine Tiefe von 2 bis 3 m.
Die Strömung scheint mittelstark zu sein. Eine
seinerzeit vorgenommene Erkundung hat ergeben,
daß die Befahrbarkeit des Flusses infolge vor-
handener Schnellen und hier und da im Flußbett
liegender Felsen beschränkt ist. Indessen dürfte
es sich empfehlen, es nicht bei dieser einen Er-
kundung bewenden zu lassen, sondern letztere
darauf auszudehnen, ob und wie diese der
Schiffahrt entgegenstehenden Hindernisse beseitigt
werden könnten. Die Bedeutung einer bis ins
Zentrum des Landes gehenden Wasserstraße von
etwa 200 km Länge in Verbindung mit einer
vom Zusammenfluß des Ruvuvu mit der Kagera
zum Viktoriasee führenden Straße dürfte für die
Weiterentwicklung des Landes nicht zu unter-
schätzen sein.
Am 3. Dezember entsandte ich Leutnant
Busse zu einer Streife durch die Landschaften
der nach Norden angrenzenden Watuale Bansa-
bugabo, Lusokosa, Tschoya, Muhini und
Lusengo. Ich selbst setzte meinen Marsch in
west-südwestlicher Richtung fort. Mein nächstes
Ziel war die Gegend des Zusammenflusses des
Ruvuvu und Muwarasi. Unter anderem beaksich-
tigte ich von nun ab meine Aufmerksamkeit solchen
Gegenden und Plätzen zuzuwenden, die für die
Verlegung des Sitzes der Residentur nach
Inner-Urundi in Betracht kommen und zur
Anlage einer festen Station geeignet sein könnten.
So befriedigt ich im allgemeinen von dem in
Ujogoma und Bujensi Erlebten war, so wenig
traf dies nun auf die Landschaften zu, die ich in
den nächsten Tagen durchwanderte. Und je näher
ich dem Sitze des Obersultans oder „Mami“
kam, desto unerfreulicher wurden eigentlich die
Zustände und das Gesamtverhalten der Be-
völkerung. Ausnahmen waren selten.
Schon wenige Stunden nach meinem Abmarsch
änderte sich die Lage. Ich betrat die Landschaft
Iwunogera (Mtuale Wiiroko). Hier hatten
die Bewohner eines Dorfes vor etwa einem Jahre
dem nach Bukoba marschierenden Oberleutnant
Wintgens Schwierigkeiten gemacht. Meine Absicht
war es nun, mit dem Mtuale über die damaligen
Vorkommnisse Rücksprache zu nehmen. Wohin ich
aber auch kam, kein Mensch ließ sich blicken. So
schickte ich denn einen der bei mir befindlichen
Watungwa“) (Wanhampara) Mutagas zu dem ab-
seits meines Weges gelegenen Dorf des Mtuale
Wjiroko, um ihn aufzufordern, zu mir in mein
Lager zu kommen. Mein Bote kam am Nach-
mittage mit der Meldung wieder, Wjiroko käme
morgen. Selbstverständlich kam er nicht, obgleich
ich einige Zeit auf ihn wartete. Ihn holen lassen
zu wollen, wäre gänzlich zwecklos gewesen. Ich
beschloß daher, den Versuch zu machen, ihn durch
Mutaga nach Usumbura kommen zu lassen.
Bei seinem Nachbar Ntanukula, dem westlich
von den Kiningabergen sitzenden Mtuale von
Mumirai, wo ich am gleichen Tage lagerte,
war es nicht besser. Auch hier waren alle in
Reichweite wohnenden Eingeborenen ausgerückt;
nur zwei Kerle gelang es zu greifen, die auf die
Frage nach ihrem Mutuale erklärten, er befinde
sich bei Mutaga. Letzteres stellte sich später als
richtig heraus. Während ich in Mumirai lagerte,
war er tatsächlich bei Mutaga, hatte sich aber
dann in die ihm ebenfalls gehörige, zwischen
Ruvurn und Muwarasi gelegene Landschaft
Mumurongwe (auf der Karte Mrongwe genannt)
begeben, wo er sich, als ich am 6. Dezember
dort durchkam, ebensowenig wie einer seiner Leute
blicken ließ. Hier fällt wieder die merkwürdige
und für die Verwaltung höchst lästige Einrichtung
auf, daß ein und derselbe Mtuale zwei räumlich
voneinander getrennte Landschaften besitzt.
Der Charakter des Geländes ist im allgemeinen
der gleiche wie in den vorher durchzogenen Ge-
bieten: welliges Hügelland mit aufgesetzten, meist
schroff ansteigenden, in den oberen Teilen felsigen
Höhenrücken. Die Niederungen bzw. Flußtäler
sind meist sumpfig und mit Papyrus bestanden,
die an vielen Stellen unpassierbare oder nur mit
guobem Zeitverlust zu überwindende Hindernisse
ilden.
Trotz der günstigen Anbaubedingungen und
der ziemlich zahlreichen Bevölkerung ist eigentlich
verhältnismäßig wenig Land unter Kultur ge-
nommen. Die Hauptnahrungsmittel bilden, wie
überall in Urundi, Bananen und Bohnen. Da-
neben wird etwas Mais, roter Mtama, Ulezi
und vereinzelt Kalanga gebaut. Auf dem west-
lichen Abhang der Kihingaberge und weiterhin
nach Westen findet man an einigen Stellen lichte
Bestände von Schirmakazien, zum Teil von ziem-
*) Unterhändler.