Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Schnellengewirr passierte ich von Tsibanona acht 
große Schnellen. 
Einmal fuhr ich mit Libebe den Fluß stromab 
bis zu den Popa-Fällen (etwa 22 km). Es 
war eine außerordentlich interessante, an auf- 
regenden Momenten reiche Fahrt. Pfieilschnell 
gings durch die Schnellen, in denen die Wogen 
hoch aufschäumten. Die Gewandtheit, mit der 
die Mambukuschu jeden Felsblock vermieden, die 
genaue Kenntnis jedes überfluteten Felsblocks 
war bewundernswert. Stolz fragte mich Libebe, 
der mich begleitete, ob die Barotse durch solche 
Schnellen zu gehen wagten, was ich verneinte, 
und ob die Boote der Weißen diese Schnellen 
nehmen könnten, was ich auch verneinte. Er 
war sichtlich geschmeichelt, als ich ihm sagte, daß 
ich noch keine solch guten Ruderer wie die 
Mambukuschu gesehen hätte. Nach zweistündiger 
Fahrt durch ein Gewirr von Inseln und Schnellen 
vereinigte sich der Fluß zu einem etwa 150 m 
breiten Bett und zeigte nur wenig Schnellen und 
Inseln mehr. Nach weiteren 1¼ Stunden traten 
wieder Schnellen auf; eine lange schmale Insel 
teilte den Fluß in zwei Arme und am Ende der 
Insel hatten wir die Popa-Fälle, deren Rauschen 
uns schon von weitem begrüßte, vor uns. 
Die Fälle sind nicht bedeutend. Es sind 
eigentlich mehr Schnellen, da das Wasser über 
eine 4 m hohe, allerdings sehr steile Terrasse 
stürzt. Bei dem niedrigen Wasserstande ragte 
die Felsbarriere mit vielen Felsspitzen aus dem 
Wasser heraus. Bei der Rückfahrt führte mich 
Libebe hart am Rande der Fälle entlang. Zwei 
kleine Inseln krönen die Felsbarriere, am Süd- 
ufer befindet sich ein Schlot, in den senkrecht das 
Wasser hinabstürzt. Der Gesamteindruck ist ohne 
Frage zwar nicht gewaltig, aber voll Schönheit. 
Bei Hochwasser denke ich mir die Fälle sehr 
imposant, da dann kein Fels aus ihnen hervor- 
ragt, sondern das Wasser schäumend hinunterstürzt. 
Zurück gebrauchten wir fünfeinhalb Stunden. 
Libebe taute bei diesem Ausflug sehr auf. Er 
setzte mir seine prekäre Lage auseinander. Er 
bäte mich, „ihn in meine Arme zu nehmen, wie 
ich bereits seine Hand erfaßt hätte“, um ihn zu 
leiten. Am liebsten sähe er, wenn ich bei ihm 
bleibe. Ich tröstete ihn, es würde schon alles 
zurecht kommen. 
Später erzählte Libebe mir noch folgende 
Geschichte: Im Garten der Mission lägen zwei 
Weiße begraben. Eines Morgens seien die beiden 
Missionare tot in ihren Decken gefunden, ferner 
  
sei noch ein Mambukuschu, der bei der Mission 
arbeitete, tot aufgefunden worden. Kein Speer- 
stich, kein Schuß! Er, Libebe, sei mit vielen 
Leuten hinübergegangen, habe die Leichen beerdigt 
und die Sachen an sich genommen. Da habe 
Niangama gesandt und die Sachen gefordert, 
denn „der Tod der Weißen wäre sein Werk“. 
So habe Libebe erfahren, daß Niangama der 
Mörder wäre. Ein Boot sei damals mit Niangama- 
Leuten stromab gekommen, habe oberhalb Andaras 
Insel genächtigt und in der Nacht sei es weiter 
stromab gefahren; dies habe die auf der Insel 
Mukwe befindliche Werft gesehen. Am nächsten 
Tage seien die Missionare tot aufgefunden worden. 
Später hörte dann Libebe, daß die Ermordung 
der beiden Weißen ein gemeinschaftlicher Plan 
Munkoyas und Niangamas wäre. Sie hätten 
die Blutschuld des Mordes auf Libebe richten 
wollen, damit die Deutschen Libebe totmachen 
sollten und Munkoya Libebes Platz einnehmen 
könnte. 
Zwei Missionare seien während des Todesfalls 
der beiden anderen auf dem Wege nach Groot- 
fontein gewesen, um Proviant zu holen. Als sie 
Niangama gegenüber ausgespannt hätten, hätte 
er ihnen vergiftetes Fleisch geschickt. Einer hätte 
davon gegessen und sei bald darauf gestorben. 
Ich hatte den Eindruck, als ob Libebe ängst- 
lich wäre, daß wir ihm die Schuld am Tode der 
beiden Missionare zuschieben würden und daß er 
deshalb die Geschichte erfand, um gleichzeitig 
seinen Todfeinden Niangama und Munkoyo# 
einen Hieb zu versetzen. 
Am 1. Oktober (1909) marschierte ich wieder 
ab. Die letzten drei Tage hatten wir nichts ge- 
schossen und ich mußte, um nicht zu verhungern, 
in eine wildreichere Gegend. 
  
Die Dlamantenförderung im Juni 1911.7) 
  
Fördermenge Zu- - 
in Karat nahme nahme 
im Rechnungsjahr 
1910 1911 
  
gegenüber dem 
Vorjahre 
  
  
  
  
#pril# 86 6862 670800— 10 
Mai. 66474 c681411 — 888 
Juni 70 858 70275 — 578 
226 000 205 40— 20518 
April bis Juni. 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 13, S. 488.
	        
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