Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Baumwollkultur könnte nur von einer großen 
organisierenden Korporation, welche einen syste- 
matischen Kanalbau ausführt, unternommen werden; 
man wird deshalb mit der Vergebung von Baumwoll- 
land an Einzelunternehmer zurückhaltend sein 
müssen. Ubrigens ist die Nachfrage nicht groß, 
weil bei der absoluten Menschenleere des 
Gebietes die Arbeiterfrage ein noch un- 
gelöstes Problem ist. Doch sei hier bemerkt, 
daß die Masai, die bekanntlich sehr geschickte 
Kautschukzapfer sind, voraussichtlich nicht abgeneigt 
sein werden, auch auf Baumwollpflanzungen Laien- 
arbeit zu suchen. 
Die bisherigen Ansiedler zerfallen in Pflanzer 
und Viehhalter, von denen ein kleiner Teil bereits 
Viehzüchter ist, ein größerer sich bestrebt, es zu 
werden. Die Pflanzer sitzen sämtlich am Süd- 
abhange der beiden Berge, weil sie allein dort 
eine Bewässerungsmöglichkeit finden. Das 
bewässerungsfähige Land ist im großen und ganzen 
vergeben; sollten selbst noch einige Dutzend 
Pflanzungen von je 150 bis 250 ha heraus- 
zuschneiden sein, so würden sie für die Zukunft 
eines Bezirks von der doppelten Größe Württem- 
bergs (40 000 qkm) und für die Rentabilität 
einer Bahn von 200 bis 300 km Länge immer 
noch bedeutungslos bleiben. An den anderen 
Seiten der beiden Berge sitzen die Viehhalter. 
Die dortigen Flüßchen werden zur Tränke und 
zur Bewässerung der Gärten schon jetzt völlig 
aufgebraucht, so daß dort weitere Siedlungen 
so gut wie ausgeschlossen sind. Die Pflanzer 
verlangen einen Sekundenliter Wasser pro Hektar. 
Das wären 86 400 Liter binnen 24 Stunden. 
Braucht 1 ha wirklich dieses Quantum Wasser, 
so könnte man, statt 1 ha zu bewässern, 4000 
Rinder oder 20 000 Schafe tränken. Dies dürfte 
dort, wo Weideland in unbegrenzter Menge 
vorhanden, Wasser aber Inapp ist, als das ren- 
tablere erscheinen. 
Nun verhält sich aber leider der zum Pangani 
entwässernde Bezirksteil zu dem in das abflußlose 
Gebiet fallenden wie 1:5. 
Im abflußlosen Gebiete bildet die Landschaft 
Umbulu (mit Dungobösch, Engotiek) eine wasser- 
reiche, zum Manyarasee entwässernde Oase. 
Aber überall, wo Wasser ist, sitzen die Ein- 
geborenen so dicht, daß für europäische Ansiedler 
kein Platz mehr vorhanden ist. Alles in allem 
werden in den genannten Landschaften einige 
Dutzen d, vielleicht einige hundert Ansiedler Wasser 
genug finden, eine Zahl, die wohl alle Kiliman- 
diaro-Freunde etwas enttäuschen wird. 
Man wird sich nach alledem nicht auf die 
Ausnutzung der natürlichen Wasserquellen be- 
schränken dürfen. Es ist sogar anzunehmen, daß 
die bewilligte und im Bau begriffene Eisenbahn 
  
achweisung der Brutto-Sinnahmen bel den Kültenzollstellen von Deutsch-Ostafrika im Oonat Ohtober 1910. 
Gegenübergestellt dem gleichen Monat des Vorjahres. 
(Vgl. „Deutsches Kol. Bl.“ 1911, Nr. 1, S. 19.) 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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