Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Die Erfolge der Schule werden zunächst minimal sein, 
und es wird eines Maßes von Zähigkeit, Ausdauer 
und Geduld bedürfen, wie es sonst selten notwendig 
wi 
rd. 
Gelingt es aber, die Plugkultur wirklich einzu- 
führen, so sind die Folgen unberechenbar. Schmiede, 
Stellmacher und sonstige Gewerbe, Verbesserung der 
Verkehrsverhältnisse und Bauart der Häuser werden 
entstehen und sich verbreiten. — 
on im Lande angebauten einheimischen 
Kulturen ist wahrscheinlich nur die Maiskultur 
befähigt, ein Exportprodukt zu liefern;:") ein Mais- 
export ist aber in hohem Maße abhängig von den 
Kosten des Bahntransportes zur Küste und ander- 
seits sind vorläusig nur die tieseren Täler zur Mais- 
kultur geeignet. In den höheren Lagen hemmen die 
in der Trockenzeit und Übergangszeit regelmäßig auf- 
tretenden starken Winde den Pflanzenwuchs. Hier 
könnte durch Aufforsten von Waldstreifen viel ge- 
bessert werden. Unter den Bäumen, die hierzu 
dienen können, würde ein Harzbaum — Bestim- 
mungsmaterial ist nach Berlin an die Botanische 
Zentralstelle geschickt —, der in der Gegend häufig 
  
vorkommt, mit in erster Linie in Betracht kommen. 
Das Harz dieses Baumes wurde in Deutschland unter- 
sucht und als dem Elemi ähnlich befunden, es würde 
also in großen Mengen marktfähig sein; die Auffor- 
stungen würden also einen doppelten Zweck erfüllen. 
Ein Versuch der Aufforstung würde jedenfalls sehr 
interct sant sein. Samen dieses Baumes, die ich in 
der Versuchsanstalt auslegte, sind willig nach etwa 
vier Wochen gekeimt. — 
ie schon erwähnt, gedeiht Cola vera in den 
Dörfern fast überall; auch dieser Kultur ist volle Auf- 
merksamkeit zu widmen, 1 ei Anlage von Be- 
ständen würde man zugleich den Windschutz zu berück- 
sichtigen haben. 
Die hier niedergelegten Ideen sind großenteils 
nicht neu, sie verdienen aber immer wieder angeführt 
zu werden, weil in ihnen ein geschlossenes System 
und ein Ziel liegt. Ob wir es je erreichen, ist eine 
Frage für sich; jedenfalls muß deren Ausführung zu 
einem exakten Resultate führen, und es verbietet sich 
das planlose Vorgehen, das zu nichts führt. 
(Schluß folgt.) 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Die Baumwollernte figvptens 1910/11./4) 
Das Gesamtergebnis der Baumwollernte in 
Agypten im Geschäftsjahre 1910/11 (vom 1. Sep- 
tember 1910 bis 31. August 1911) war 7573537 
Kantar (1 Kantar gleich 44,928 kg) ober 
3 402 638 dz gegen 5 000772 Kantar im Vor- 
jahr. Hierzu kamen 282 300 Kantar aus dem 
Geschäftsjahre 1909/10, so daß 7 855 837 Kantar 
oder 3403 906 dz zur Verfügung standen. Hier- 
von sind 7 477 483 Kantar oder 3 233 920 d2 
ausgeführt, 16 830 Kantar von der Spinnerei in 
Alexandrien versponnen und 46 000 Kantar durch 
Feuer zerstört worden. Am 31. August d. Is. 
war ein Vorrat von 315524 Kantar oder 
15 549 dz vorhanden. 
Die Ausfuhr verteilte sich in Ballen von 
durchschnittlich 7½ Kautar Gewicht auf die Be- 
stimmungsländer, wie folgt: 
Großbritannien 435 050, Vereinigte Staaten 
von Amerika 125 575, Osterreich-Ungarn 100 349, 
Frankreich 91172, Rußland 79218, Italien 66953, 
Spanien 22 478, Deutschland 20 296, Japan 
17 423 und Niederlande 16 826. 
In der Ausfuhrziffer nach Deutschland sind 
nur die nach Hamburg, Bremen und Danzig ver- 
schifften Mengen enthalten; jedoch gehen große 
*) Wohl auch Erdnuß, deren marktfähige 
Sorten verbreitet werden müssen, über die große Ver- 
breitung der Ilpalme auch in den das Grasland 
durchschneidenden Tälern ist im Schlußbericht der 
Ukam—Nun-Expedition berichtet worden. R. 
— 2 Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 895 f., und 1911, 
. 287f. 
  
für Süddeutschland und Sachsen bestimmte Mengen 
über Triest und Genua. Das Elsaß bezieht viel 
Baumwolle über Marseille und die Rheinlande 
über Rotterdam. 
Die Preise waren anfangs trotz der günstigen 
Ernteaussichten wegen großer Nachfrage der Spinner 
hoch und hielten sich bis Ende Januar für Durch- 
schnittsware über 20 Tallari (1 Tallari —= 4,15.4). 
Im Februar trat ein Rückschlag ein und die Preise 
fielen auf 173/8 Tallari, stiegen aber nach einiger 
Zeit wieder langsam. 
Im laufenden Jahre hat der Anbau von 
Baumwolle wieder zugenommen und erstreckt 
sich nach dem Bericht des Finanzministeriums auf 
1711272 Feddan (1 Feddan = rund 4200 am) 
gegen 1642610 Feddan im Jahre 1910. Hiervon 
entfallen auf das Delta 1347522 Feddan, auf 
Oberägypten 363705 Feddan. Wegen der un- 
günstigen Witterung am Anfang des Jahres wurde 
mit Bearbeitung der Felder und der Aussaat zwei 
Wochen später als gewöhnlich begonnen. Diese 
Verspätung haben die Pflanzungen nicht einholen 
können, weil während des Sommers verhältnis- 
mäßig kühles Wetter herrschte. 
Im Juli sind die Raupen in großen Mengen 
aufgetreten und haben trotz eifriger Bekämpfung 
durch die Pflanzer unter Aussicht der Behörden 
beträchtlichen Schaden angerichtet. Im September 
ist in vielen Gegenden Beschädigung durch den 
Kapselwurm bemerkt worden. 
Die Ernte hat erst in dem letzten Drittel des 
September anfangen können. Sie ist wegen der 
verspäteten Aussaat mehr als im Vorjahr von
	        
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