56 25
Ebenso würde die Einführung der Reiskultur
in Neuguinea in doppelter Beziehung wünschens-
wert sein. Einmal bezahlt das Schutzgebiet jährlich
eine halbe Million Mark an den asiatischen Markt
für die Ernährung der Arbeiter und es würde
sehr wünschenswert sein, wenn diese Summen
von den kleineren und mittleren Pflanzern im
Lande selbst verdient würden. Zum anderen be-
steht noch folgende Erwägung:
Wir nehmen wahr, daß die Eingeborenen,
die fast ausschließlich vom Hackfrüchtebau leben,
sich also von Knollenfrüchten nur spärlich ernähren,
in der Zahl zum Teil sich gleich bleiben, zum
Teil zurückgehen. Eine der Ursachen des Volks-
rückganges wird darin gesehen, daß seit Jahr-
hunderten, vielleicht seit Jahrtausenden das Volk
immer nur in der gleichen Weise sich mit diesen
Knollenfrüchten ernährte, und der Hinweis auf
die Länder tropischer Zone, Niederländisch-Indien
und Indien selbst, liegt nahe, wo das Volk sich
vom Körnerbau ernährt. So ist man von diesen
Gründen aus an das Problem herangegangen,
eine Kultur einzuführen, die vielleicht eine bessere
Ernährung und den Fortbestand der Bevölkerung
gewährleistet.
In verschiedenen Gegenden sind bereits kleinere
Versuche, u. a. von der Neu Guinea Compagnie
und den Regierungsstationen, ausgeführt worden.
Es stellte sich heraus, daß in der Kolonie ein
vorzüglicher Bergreis zu gedeihen vermag. Diese
Nahrung behagte jedoch den Eingeborenen nicht,
während sie den Wasserreis im weitesten Umfange
genießen, dieser sogar ein Handelsobjekt im Ver-
kehr mit den Eingeborenen geworden ist.
Es ist daher beabsichtigt, der Wasserreiskultur
in der Kolonie Eingang zu verschaffen. Die Ka-
tholische Mission vom Heiligen Geiste, die wirt-
schaftlich außerordentlich rührig ist, hat es in
dankenswerter Weise übernommen, die Versuche
zu leiten. Die Mission hat in Alexishafen bereits
ein Reisfeld angelegt, das vorzüglich gedeiht.
Mit weiteren Versuchen hat die Mission in einem
günstigen Gelände bei Friedrich-Wilhelmshafen
begonnen.
Den Anregungen des Gouverneurs folgend,
hat das Komitee für Reiskulturversuche der
Katholischen Mission vom Heiligen Geiste in
Alexishafen eine Unterstützung von insgesamt
bis zu 5000 (& bereitgestellt und ferner be-
schlossen, zur Fortführung des Guttapercha= und
Kautschukunternehmens zunächst zwei Gutta= und
Kautschukstationen im Bezirk Friedrich-Wilhelms-
hafen durch Malaien unter Aufsicht der ört-
lichen Verwaltungsbehörde auf drei Jahre ein-
zurichten und zu betreiben, eine Preisgarantie
von 1.#“ pro Kilogramm für Gutta= und Kautschuk-
produkte zu leisten und ferner Prämien für gute
Leistungen im Betrage von 5000 & dem Gou-
vernement für Eingeborene zur Verfügung zu
stellen.
Wasserbau in den Kolonien.
Bei Verhandlungen des Komitees berichtete
Geheimer Oberbaurat Schmick-München über
Wasserbau und über wassertechnische Vor-
arbeit in der Mkattasteppe, am Viktoriasee
und im Paregebiet.
In der Einleitung wurden die Hauptaufgaben
des Wasserbaues in den Kolonien geschildert, ins-
besondere mit Rücksicht daranf, daß die Nieder-
schläge und daher auch die Abflüsse des Wassers
außerordentlich unregelmäßig sind. Hierin einen
Ausgleich zu schaffen und für die trockene Zeit
Wasser zum Bewässern der Steppen zur Verfügung
zu haben, sei eine Lebensbedingung umfangreicher
Gebiete. Es wurde darauf hingewiesen, daß es
jedoch vielfach noch an den Grundlagen für das
Aufstellen von Entwürfen fehle. Es müßten die
Niederschlagsbeobachtungen weiter ausgebaut und
durch sachverständige Meteorologen bearbeitet
werden. Dann seien regelmäßige Pegelbeobach=
tungen und Wassermessungen in den Flüssen vor-
zunehmen und das Gefälle der Flüsse zu bestimmen,
um im Laufe der Jahre Klarheit über die Be-
ziehungen zwischen Niederschlag und Abfluß zu
erhalten. Die Erschließung von Grundwasser sei
vorläufig nur in Südwestafrika in größerem Um-
fang vorgenommen, während sie auch anderwärts
dringend geboten sei.
Im Anschluß daran wurde eine Reihe größerer
Entwürfe besprochen, die gegenwärtig der Bear-
beitung unterliegen. Es sind dies hauptsächlich:
In Kamerun das Schiffbarmachen eines Teiles
des Njong in Verbindung mit der im Bau be-
griffenen Eisenbahn, in Südwestafrika das An-
legen von Teichen zum Zurückhalten des Wassers
während der Regenzeit zum Zwecke des Bewässerns
von Ländereien und zum Tränken des Viehes,
das Ausführen einer umfangreichen Talsperre an
der sogenannten Großen Naute am Löwenfluß
im Süden des Schutzgebietes mit einer Stauwasser-
menge von rund 100 Millionen Kubikmeter zum
Berieseln eines etwa 5300 ha großen Geländes
und weiter einer kleinen Talsperre an der Kleinen
Naute bei Keetmanshoop, der Hauptstadt des süd-
lichen Teiles der Kolonie. Beide Talsperren
würden dazu beitragen, fruchtbaren, aber gegen-
wärtig wegen des Wassermangels erträgnislosen
Boden von großem Umfange in blühende Gefilde
zu verwandeln. Ihre wirtschaftliche Bedentung
kann daher kaum überschätzt werden.
In Ostafrika mit seinen reichlicheren Nieder-
schlägen sind mehrere Flüsse vorhanden, die das