Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Ebenso würde die Einführung der Reiskultur 
in Neuguinea in doppelter Beziehung wünschens- 
wert sein. Einmal bezahlt das Schutzgebiet jährlich 
eine halbe Million Mark an den asiatischen Markt 
für die Ernährung der Arbeiter und es würde 
sehr wünschenswert sein, wenn diese Summen 
von den kleineren und mittleren Pflanzern im 
Lande selbst verdient würden. Zum anderen be- 
steht noch folgende Erwägung: 
Wir nehmen wahr, daß die Eingeborenen, 
die fast ausschließlich vom Hackfrüchtebau leben, 
sich also von Knollenfrüchten nur spärlich ernähren, 
in der Zahl zum Teil sich gleich bleiben, zum 
Teil zurückgehen. Eine der Ursachen des Volks- 
rückganges wird darin gesehen, daß seit Jahr- 
hunderten, vielleicht seit Jahrtausenden das Volk 
immer nur in der gleichen Weise sich mit diesen 
Knollenfrüchten ernährte, und der Hinweis auf 
die Länder tropischer Zone, Niederländisch-Indien 
und Indien selbst, liegt nahe, wo das Volk sich 
vom Körnerbau ernährt. So ist man von diesen 
Gründen aus an das Problem herangegangen, 
eine Kultur einzuführen, die vielleicht eine bessere 
Ernährung und den Fortbestand der Bevölkerung 
gewährleistet. 
In verschiedenen Gegenden sind bereits kleinere 
Versuche, u. a. von der Neu Guinea Compagnie 
und den Regierungsstationen, ausgeführt worden. 
Es stellte sich heraus, daß in der Kolonie ein 
vorzüglicher Bergreis zu gedeihen vermag. Diese 
Nahrung behagte jedoch den Eingeborenen nicht, 
während sie den Wasserreis im weitesten Umfange 
genießen, dieser sogar ein Handelsobjekt im Ver- 
kehr mit den Eingeborenen geworden ist. 
Es ist daher beabsichtigt, der Wasserreiskultur 
in der Kolonie Eingang zu verschaffen. Die Ka- 
tholische Mission vom Heiligen Geiste, die wirt- 
schaftlich außerordentlich rührig ist, hat es in 
dankenswerter Weise übernommen, die Versuche 
zu leiten. Die Mission hat in Alexishafen bereits 
ein Reisfeld angelegt, das vorzüglich gedeiht. 
Mit weiteren Versuchen hat die Mission in einem 
günstigen Gelände bei Friedrich-Wilhelmshafen 
begonnen. 
Den Anregungen des Gouverneurs folgend, 
hat das Komitee für Reiskulturversuche der 
Katholischen Mission vom Heiligen Geiste in 
Alexishafen eine Unterstützung von insgesamt 
bis zu 5000 (& bereitgestellt und ferner be- 
schlossen, zur Fortführung des Guttapercha= und 
Kautschukunternehmens zunächst zwei Gutta= und 
Kautschukstationen im Bezirk Friedrich-Wilhelms- 
hafen durch Malaien unter Aufsicht der ört- 
lichen Verwaltungsbehörde auf drei Jahre ein- 
zurichten und zu betreiben, eine Preisgarantie 
von 1.#“ pro Kilogramm für Gutta= und Kautschuk- 
  
  
produkte zu leisten und ferner Prämien für gute 
Leistungen im Betrage von 5000 & dem Gou- 
vernement für Eingeborene zur Verfügung zu 
stellen. 
Wasserbau in den Kolonien. 
Bei Verhandlungen des Komitees berichtete 
Geheimer Oberbaurat Schmick-München über 
Wasserbau und über wassertechnische Vor- 
arbeit in der Mkattasteppe, am Viktoriasee 
und im Paregebiet. 
In der Einleitung wurden die Hauptaufgaben 
des Wasserbaues in den Kolonien geschildert, ins- 
besondere mit Rücksicht daranf, daß die Nieder- 
schläge und daher auch die Abflüsse des Wassers 
außerordentlich unregelmäßig sind. Hierin einen 
Ausgleich zu schaffen und für die trockene Zeit 
Wasser zum Bewässern der Steppen zur Verfügung 
zu haben, sei eine Lebensbedingung umfangreicher 
Gebiete. Es wurde darauf hingewiesen, daß es 
jedoch vielfach noch an den Grundlagen für das 
Aufstellen von Entwürfen fehle. Es müßten die 
Niederschlagsbeobachtungen weiter ausgebaut und 
durch sachverständige Meteorologen bearbeitet 
werden. Dann seien regelmäßige Pegelbeobach= 
tungen und Wassermessungen in den Flüssen vor- 
zunehmen und das Gefälle der Flüsse zu bestimmen, 
um im Laufe der Jahre Klarheit über die Be- 
ziehungen zwischen Niederschlag und Abfluß zu 
erhalten. Die Erschließung von Grundwasser sei 
vorläufig nur in Südwestafrika in größerem Um- 
fang vorgenommen, während sie auch anderwärts 
dringend geboten sei. 
Im Anschluß daran wurde eine Reihe größerer 
Entwürfe besprochen, die gegenwärtig der Bear- 
beitung unterliegen. Es sind dies hauptsächlich: 
In Kamerun das Schiffbarmachen eines Teiles 
des Njong in Verbindung mit der im Bau be- 
griffenen Eisenbahn, in Südwestafrika das An- 
legen von Teichen zum Zurückhalten des Wassers 
während der Regenzeit zum Zwecke des Bewässerns 
von Ländereien und zum Tränken des Viehes, 
das Ausführen einer umfangreichen Talsperre an 
der sogenannten Großen Naute am Löwenfluß 
im Süden des Schutzgebietes mit einer Stauwasser- 
menge von rund 100 Millionen Kubikmeter zum 
Berieseln eines etwa 5300 ha großen Geländes 
und weiter einer kleinen Talsperre an der Kleinen 
Naute bei Keetmanshoop, der Hauptstadt des süd- 
lichen Teiles der Kolonie. Beide Talsperren 
würden dazu beitragen, fruchtbaren, aber gegen- 
wärtig wegen des Wassermangels erträgnislosen 
Boden von großem Umfange in blühende Gefilde 
zu verwandeln. Ihre wirtschaftliche Bedentung 
kann daher kaum überschätzt werden. 
In Ostafrika mit seinen reichlicheren Nieder- 
schlägen sind mehrere Flüsse vorhanden, die das
	        
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