Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Die Regierung strebt aber diesem Ziele zu, 
und da die Bedingungen für eine große Steige- 
rung der Baumwollkultur vorhanden sind, so er- 
scheint dieses Streben auch keineswegs aussichtslos. 
Es sind neuerdings eine Reihe von Maß- 
nahmen zur Entwicklung der Baumwollkultur in 
Aussicht genommen worden, zum Teil schon in 
der Ausführung begriffen. In beiden oben- 
genannten Baumwollgebieten sollen Odländereien 
durch Bewässerungsanlagen kulturfähig gemacht 
werden. 
Nachdem seinerzeit zwischen den interessierten 
Behörden Regeln über die Erteilung von Kon- 
zessionen für Untersuchungen zu Bewässerungs- 
anlagen vereinbart worden sind, durch welche die 
private Initiative zur Kultur von Odländereien 
nutzbar gemacht werden sollte, will man jetzt 
andere über die Verpachtung von fiskalischen 
Grundstücken zur Bewässerung und Exploitation 
folgen lassen. 
Als weitere Maßnahmen zur Vergrößerung 
und Verbesserung der Baumwollkultur hat man 
noch die folgenden in Aussicht genommen: Die 
Wasserrechtsverhältnisse, sowohl die materiellen als 
auch die Verwaltungsorganisation, sollen gesetzlich 
einheitlich geregelt werden. Die bestehenden 
Versuchs= und Musterplantagen und -Anstalten 
sollen erweitert und verbessert, auch neue sollen 
errichtet werden. Es sollen Lehrer und Instruk- 
toren des Baumwollbaues angestellt werden. Zur 
Vergrößerung des Areals soll auf die bis jetzt 
den Nomaden belassenen Ländereien zurückgegriffen 
werden, oder, wie es heißt: es soll das für 
Turkestan bestehende Verwaltungsstatut in der 
Weise ergänzt werden, daß sich die Möglichkeit 
ergibt, die für die Nomaden überflüssigen Ländereien 
für staatliche Bedürfnisse auszunutzen. 
Zur Ausführung aller dieser Pläne gehört 
natürlich Geld. Die Schähungen über den Bedarf 
schwanken zwischen 40 und 140 Millionen Rubel. 
Als vor einigen Jahren die Baumwoll- 
industriellen in einer unter Beteiligung des Land- 
wirtschaftsdepartements abgehaltenen Konferenz die 
Hilfe der Regierung zur Entwicklung der Baum- 
wollproduktion anriefen, wurde ihnen jede Unter- 
stützung der Regierung, nur nicht in Geld, zu- 
gesichert. Aber Geld wollten die Industriellen 
auch nicht geben. Neuerdings ist man auf den 
Gedanken verfallen, die Beschaffung der Mittel 
zur Ausbreitung des Baumwollbaues dritten Be- 
teiligten, den Produzenten selbst, aufzulegen. Der 
Duma ist bereits ein Gesetzentwurf vorgelegt, 
betreffend die Erhebung einer Abgabe von der 
aus Turkestan und Transkaukasien auf den inneren 
Markt kommenden Baumwolle. In einem im 
letzten Frühjahr in der russischen Handels= und 
Industriezeitung über diese Frage erschienenen 
  
  
Artikel ist die Ansicht ausgesprochen worden, dab 
der russische Baumwollpreis sich nicht selbständip 
bildet, sondern von dem Weltmarktpreis abhängt. 
Sollte dieses zutreffen, so werden die Produzenten 
in Rußland kaum in der Lage sein, die Abgabe 
auf die verarbeitende Industrie oder durch diese 
auf die Verbraucher abzuwälzen. Dann wird 
aber die Abgabe selbst wieder den Reiz zur Ver' 
mehrung des Anbauareals ungünstig beeinflussen- 
(Nach einem Berichte des Kaiserl. Generalkonsulats 
in St. Petersburg.) 
mdustriebetrieb auf Bawali. 
Die Zensusaufnahme vom Jahre 1909 lalt 
erkennen, daß auf der Insel Hawaii der Industrie, 
betrieb erheblich zugenommen und eine grohe 
Wichtigkeit erlangt hat. Besonders zu bemerken 
ist das bei den mit der Kultur von Zuckerrohr 
Reis und Ananas im Zusammenhange stehenden 
Industrien. 
Bei der Zählung von 1899 wurden auch bie 
Handwerksbetriebe und dergleichen mitgezählt, die 
1909 außer Betracht blieben. Wenn man nut 
die Betriebsarten aus dem Zählungsergebnist 
von 1899 herausnimmt, die auch beim Zeufu 
von 1909 berülcksichtigt wurden, so ergibt sich f 
das Jahrzehnt eine Zunahme der Betriebe uU 
113 v. H., nämlich von 235 auf 500. Das in 
den Betrieben angelegte Kapital stieg vo# 
10773000 38 auf 24980 000 8 oder um 132 v.. 
der Wert des verarbeiteten Materials vo# 
12261000 8 auf 25 629000 Sloder um 109 v.# 
der Betrag der gezahlten Gehälter und Löhn 
von 2 044 000 3 auf 2 795 000 8 oder nur # 
987 v. H., die Summe der vermischten Ausga 
von 776 0o 5 auf 3 328 000 3 ober ½ 
329 v. H., der Rohwert der Erzeugnisse v0 
23386000 3 auf 47 406 000 3 oder um 103 v. k, 
die Anzahl der besoldeten Beamten und Lolt 
arbeiter von 4184 auf 6498 oder um 55 S 
120 Betriebe mit einem Gesamtkapital * 
15 545 000 8 waren im Jahre 1909 mit 
Herstellung von Zucker und dem Reinigen 
Polieren von Reis beschäftigt. Ihre Ergeugn 
bewerteten sich auf 38 189 000 8 oder 81 v· 
aller Industrieerzeugnisse. n 
Die Zucker fabrikation ist bei weitem ei 
wichtigste Industrie auf Hawaii, denn auf sie r 
fallen 1899 rund 82 v. H. und 1909 rah#. 
76 v. H. des Gesamtwerts aller Industrieprodn#) 
Die Zahl der Zuckerfabriken betrug 46 gegeno! 
im Jahre 1899, die Kapitalisation 14 834 oo 
gegen 7 992 000 8, der Rohwert der gewonne 
Produkte 35 950 000 53 gegen 19 255 000 7
	        
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