Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Reihe deutscher Birmen her bergestent. Wenn die älteren 
Motorarten wegen ennstoffes aus der Kolo- 
nialverwertung eisihrse son * beim Diesel-Motor 
gerade der Brennstoff, oumn die Maschine im rohen 
Urzustand direkt im Zylinder dhee der Grund seiner 
Verwendbarkeit, ferner der außerordentlich geringe 
Brennstoffkonsum dieser Maschine und endlich ihre Ein- 
sachheit wegen der völligen Abwesenheit von Neben- 
betrieben, wie Dampfkessel, Gaserzeuger usw. 
Dieser Motor gebraucht zu seinem Betriebe beliebige 
Rohöle, gleichgültig welcher Herkunft, insbesondere die 
rohen Erdöle in dem Zustand, wie sie in Quellen aus 
dem Boden kommen. Diese Rohöle sind billig und in 
den Hafenstädten der ganzen Welt fast zu dem gleichen 
Preis von 40 1/“ bis 70.44 pro Tonne zu haben. Von 
Liesem Brennstoff verzehrt der Diesel-Motor pro effektive 
Stunde nur etwa 200 Gramm, so daß der Brennstoff- 
W für diese Leistung sich nur auf burchschnittich 1Pf. 
tellt. Da die Dieselmotorschiffe an den Flußmündungen 
* den Kopfstationen beliebig viel flüssigen Brennstoff 
aufnehmen können, sind sie imstande, tatsächlich 
wochenlange Fahrten ohne die Notwendigkeit von 
Brennstoffstationen auszuführen. Hieraus socgt, daß 
man auch im Innersten von Afrika keine höheren Be- 
kiebstosten für die Kraft als an der Küste und in 
Europa 
Biest“ Verhältnisse wurden zuerst von dem jetzigen 
# der Belgier erkannt, der ein großes Dieselmotor= 
Hnge für den Kongofluß, das erste wirkliche Tropen- 
motorschiff, bauen läßt. Das Schiff hat eine Länge 
von- m, eine Breite von 8 m, einen Tiefgang von 
1,10 m und ein Deplacement von 500 Tonnen; die 
Geschwindigreit beträgt 25 km per Stunde. Mit einem 
solchen Schiffe läßt sich die Fahrt von L 
nach Stanlehyyille, dem. eigentlichen Zentrum Afrikas, 
hin und zurück in s 7 Tagen machen, wenn man 
auch die Nacht zur zalie mitbenutzt. Diese Initiative 
des Königs der Belgier hat dann auch die Gründung 
der „Société Anonyme des Pétroles du Congo= mit 
einem Kapital von 6 Millionen Franken zur Folge 
gehabt, welche sich der belgischen Kolonialverwaltung 
gPegenüber verpflichtet hat, den Kongo und seine schiff- 
aren Nebenflüsse entlang Petroleumlager anzulegen. 
Hiermit ist die erste ebinng. zu einer regelmäßigen 
Motorschiffahrt auf dem Kon nd seinen Neben- 
saüssen, die Lieferung des erllerderlichen Brenmstoffes, 
2 geeigneten Flußgebieten macht die Schiffahrt 
mit ieselmotoren im jetzigen Stadium die Eisenbahn 
berflüssig; ein großzügig organisiertes Verkehrssystem 
5s Dieselmotorschiffen kann die Reichtümer des Landes 
einfacher und billiger Weise nach den Küsten führen. 
Fur unser neues durch die Marokkoverhandlungen er- 
worbenes Kamerun-Hinterland ist die Frage der Schif- 
fahrt verhältnismäßig Hnstig lösbar, da 9 ben großen 
iffbaren 7 des Kongo, den Sangha, voll- 
ständig umfaßt und dadurch die Verbindung Kamer# 
mit dem Kongofliin deutschen Besitz bringt, ebenso 6 
ein Zugang zum größten und wichtigsten Nebenfluß 
des Kongo, dem Ubangi, geschaffen. Diese schiffbaren 
Verbindungen werden für die Erschließung und wirt- 
scheftliche Durchdringung Kameruns und seines Hinter- 
andes eine Hauptrolle spielen, und es ist nicht aus- 
gn, daß hierdurch dieses in so bösem Rufe 
lehende Hinterland zu einer nützlichen und rinebolich. 
Kolonie ausgebildet werden kann. 
Die sofortige Einstellung einiger Motor-Eilboote 
auf dem Sangha ist ein dringendes Bedürfnis, schon 
um der Welt zu zeigen, daß wir unsere neue Kolonie 
nicht als eine bloß platonische Erwerbung ansehen 
sbadern sofort davon faktischen Besitz ergreifen und 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
uuerziglich mit aller Energie diejenigen Schritte tun- 
die nach dem heutigen Stande der Technik tat- 
sächlio — rfolge verspreche n. 
Mit Rücksicht auf die L orgänge im belgischen 
Kongo sollten wir Deutsche hier sogar den Anfang. 
machen und uns möglichst frühzeitig an“ die belgischen 
Unternehmungen für Rohölbese baffucg für tor- 
schiffahrt angliedern, um durch göneitk aame Arbeit 
eit, Geld und een. Als Stützpunkt 
für die Rohölbeschaffung kämen für uns die Einmün- 
dungen des Sangha (eventuell auch des Ubangi) in 
den Kongo in Betracht. Von vornherein wäre es 
wichtig, dafür zu sorgen, daß der Bau der Kolonial= 
motoren unter möglichster Einfachheit und Einheitlich- 
keit durchgeführt werde, damit die Beschaffung von 
Ersatztelle# die Wartung, Instandhaltung usw. er- 
leichtert wird. 
Noch wenig bekannt ist die Möglichkeit, die fetten 
pelanzichen und tierischen Ole bbenfalls im Diesel- 
motor ohne weiteres zu verbrenn- chon im Fahre 
war in der Pariser ausstrumn ein kleiner 
Dieselmotor aufgestellt, der auf Veranlassung der fran- 
zösischen Regierung ständig mit Erdnußöl betrieben 
wurde und dabei gut arbeitete. Die französische Re- 
gierung hatte dabei die Verwertung der in den afrika- 
nischen Kolonien in großen Mengen vorkommenden 
und leicht zu kultivierenden Erdnuß im Auge, weil 
auf diesem Wege die Kolonien aus eigenen Mitteln 
mit Kraft und Industrie versehen werden könnten, 
e daß sie genötigt wären, Kohle oder selbst flüssige 
Vremansolf= einzuführen. In neuester Zeit sind der- 
artige Versuche in großem Maßstabe mit vollem Er- 
folge wiederhelt worden. 
zute unscheinbar Caussehende Tatsache der 
Verwerkbalkeie von fetten Olen Hflanelichen und tie- 
rischen Ursprungs kann unter Umständen im Laufe der 
Zeit dieselbe Wichtigkeit erlangen, is sie heute die 
natürlichen Erdöle und Teererzeugnisse haben. 
einem englischen Urteil dürfte der Dieselmotor nicht 
nur aus eigenen Mitteln der Kolonien betrieben werden 
können, sondern bedurch, selbst wieder in hohem M 
die weitere Ausbildung der Landwirtschaft Soeniplussehe 
Abgesehen hiervon bestehen Aussichten, daß man 
auch in Afrika, wie in allen anderen Weltteilen, Pe- 
troleum finden wi 
cchtiglein der Motorschiffahrt in unseren 
Klonten und deren Folgen können nicht hoch genug 
ein eschätzt werden. Die ganze Verkehrspolitik der 
nien kann dadurch auf neue Wege gelenkt werden, 
die ungleich rascher zum Ziele führen und größere 
Ergebnisse erwarten lassen. 
  
  
* 
Dem Vortrag Dr. Dic els folgte eine angeregte 
Diskussion. Regierungsrat Tecklenburg berichtete 
über seine Erfahrungen in nden S#en it den bis- 
herigen kleinen Motorboo ro mberg von 
der — en ktarbpeaen öbarloklenburg verbreeitete 
sich ü bert echnische Fragen, namentlich über die Frage, 
ob d os Rarschift oder das Propellerschiff das geignetere 
sei. Geh- Legationsrat Rose vom Deutschen 
fischerei-Verein sprach aus seinen Erfahrungen mit dn 
deutschen Fischern heraus den Wunsch aus, die Kolonial- 
maschinen möchten möglichst derb und einfach ausgeführt 
werden, und es möchten Stationen mit entsprechendem 
Personal für Reparaturen iund Instandhaltung ein- 
gerichtet werden. Geheimrat Schmick, München, be- 
fürwortete lebhaft die Vieselcchan rtsprojelte und 
sprach den Wunsch aus, man möge sie a 
Kongogebiet und seine Nebenflüsse beschränken, sondern 
alle deutschen Kolonien einbeziehen. Dr. Schlechter 
  
  
 
	        
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