Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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sprach über seine Erfahrungen im Sangha-Gebiet und 
über die Möglichkeit des Aubaues von Erdnüssen. Er 
empfahl auch die Verwendung des Kokosnußöles für 
den Motorbetrieb. 
ie Verhan dlungen führten zu folgendem Beschluß: 
„Einen Ausschuß zu bilden mit der Aufgabe, die Frage 
der Motorschiffahrt in den Kolonien dauernd zu ver- 
folgen und ein Schiffahrtsprogramm aufzustellen unter 
Berücksichtigung der hydrographischen Verhältnisse, der 
für die Verfrachtung in Betracht kommenden Güter, 
der Beschaffung des Rohöles usw. Der Ausschuß soll 
sich ferner mit der Aufgabe befassen, ob und inwieweit 
die Verwendung in den Kolonien heimischer Pflanzen- 
öle, z. B. Erdnußöl, Palmöl, Kokosnußöl, für den Be- 
trieb der Motoren in Frage kommt.“ 
  
  
Die Baumwollpflückmaschine. 
Professor Dr. Fischer von der Landwirtschaftlichen 
Hochschule Berlin berichtete über die in allen Baum- 
wolländern Aufsehen erregende Erfindung einer Baum- 
wollpflückmaschine folgendermaßen: 
wollen hat sich bereits seit vie 
len Jahren das 
n Nordamerika mit seiner Baum- 
dürfnis nach einem Ersatz der # 
Pflücken der reifen aumwolle fü 
bandarbeit bei dem 
hlbar gemacht. Es 
  
trat besonders in solchen Jahren dr 
ngend auf, in denen 
der Preis der Ro 
für die Baumwol 
hbauniwolle niedrig war, weil dann 
lfarmer kein Reinertrag mehr übrig 
  
blieb. Infolgedes 
een sind die Bestrebungen, eine Ma- 
schine zum Pflücken der Baumwolle zu bauen, sehr alt, 
man hat ihre Lösung aber lange für unmöglich ge- 
halten. Die Schwierigkeit besteht darin, daß die 
Baumwollkapseln nicht alle gleichzeitig reisen, so daß 
zweimal geerntet werden muß. eshalb muß die 
Maschine imstande sein, sämtliche reife Samen abzu- 
nehmen, ohne die unreifen abzureißen oder die Blätter 
der Pflanze zu beschädigen. Dem Fabrikanten Campbell 
selang es nach einer reichlich 20jährigen Arbeit, eine 
aschine zu bauen, die sich bei den bisherigen Ver- 
suchen als brauchbar erwiesen hat. Sie besteht in einer 
vierrädrigen Maschine, auf welcher ein Explosionsmotor 
von 30 Pferdestärken steht, der die Triebräder und 
den Pflückmechanismus in Bewegung setzt. Zum Pflücken 
dienen senkrechte Zylinder, die mit 816 Fingern besetzt 
sind; die Finger sind aus Stahl und mit einer ganz 
feinen rs versehen. Die Pflückzylinder sitzen auf 
beiden Seiten des Maschinenrahmens und nehmen von 
den Baumwollpflanzen, die leicht gegen sie angedrückt 
werden, die reifen Samen ab, die dann von Abstreifern 
einem Elevator zugeführt werden, der sie in einen Sack 
wirft. Das Gewicht der Maschine soll etwa 4,5 t be- 
tragen. Zur Bedienung genügt ein Mann an der 
Stenerung, die sich ganz vorne befindet, und ein Junge, 
der die Säcke beaufsichtigt und rechtzeitig auswechselt. 
Seit 1908 sind mit der jetzt vorliegenden Form 
der Maschine Versuche angestellt, die auch von er- 
fahrenen Baumwollpflanzern und Fabrikanten begut- 
achtet worden sind. Aus den Veröffentlichungen läßt 
sich über die Erfahrungen ungefähr folgendes Bild 
herausschälen. Die Maschine pflückt in gut bestandenen 
Pflauzungen 3600 bis 4500 kg Rohbaumwolle pro 
Tag, in weniger guten 1800 bis 2250 kg. Sie befährt 
dabei 3 bis 4 ha. Die Kosten sollen folgende sein: Für 
Benzin 10 Gallons pro Tag = 30 kgx -rund 7 4, 
2,10 .“, Löhne für 1 Mann und 1 Jungen rund 
18,50, zusammen 27.,60 /k. Hierzu kommt die Zins- 
abschreibung und die Reparaturen mit ungefähr 
20 v. H. von 20 000 , also rund 4000 pro Tährr 
Bei einer täglichen Ernie von rund 2250 kg kostet bei 
100 tägiger Benutzung die Pflückarbeit für das Kilo 
  
  
  
  
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etwa 22/, Pf. wogegen für Handarbeit das Kilo mit 
etiwa 8 ½8 Pfl. bezahlt wird. Tage lang wird die 
Maschine allerdings nur benutzt werden können, wenn 
sie außer zum Pflücken der Baumwolle auch für andere 
Arbeiten dient. Aufjallend ist in der Rechnung der 
geringe Benzinverbrauch, der darauf hindeuten würde, 
daß die Maschine nicht 80, sondern etwa 12 Pferdestärken 
durchschnittlich leistet. Immerhin bedeutet selbst ein 
Verbrauch von 60 statt 30 kg nur eine Mehrausgabe 
von 10 v. H. Auf 100 Acres oder 40 ha ergibt die 
Rechnung, daß bei zweimaligem Durchpflücken die 
Arbeit mit der Maschine etwa 1500 kostet, gegen- 
über 2000 bis 3600 k beim Handpflücken. Da ein 
Mann täglich etwa 125 kg pflücken kann, so sind für 
diese Ernte 12 Personen 25 Tage lang beschäftigt. 
Nach den Berichten wird an der Maschine noch mancher 
Mangel zu verbessern sein, immerhin haben die bis- 
berigen Versuche ihre Brauchbarkeit erwiesen, und auch 
Sachverständige, die aufangs skeptisch waren, geben der 
Maschine ein günstiges Zeugnis. Es hat sich eine Ge- 
sellschaft unter dem Namen: „Price-Campbell Cotton- 
Picker Corporation“ gebildet, mit einem angeblichen 
Kapital von 8½ Millionen Dollars, die für die nächsten 
vier Jahre eine Produktion von 12 000 Maschinen ins 
Auge gefaßt hat. 
Es scheint empfehlenswert, daß auch in unseren 
deutschen Kolonien rechtzeitig ein Versuch mit einer 
olchen Maschine gemacht wird, die frei Bord New York 
ür 20 000.“ angeboten wird. Wie es scheint, ist die 
Bedienung einfach und erfordert nicht viel mehr Keunt- 
nisse, als wie sie zum Betrieb jeder anderen antomobil- 
artigen Maschine notwendig sind. Die Maschine kann 
außerdem, außer zum Pflücken der Baumwolle, auch 
zur Bodenbearbeitung ausgerüstet werden und, fest auf- 
gestellt, beliebige Arbeitsmaschinen treiben. Falls die 
Maschine sich bewährt und in den großen Baumwoll- 
farmen Nordamerikas in weiterem Umfange Eingang 
findet, wird die Konkurrenz der nordamerikanischen 
Baumwollproduktion sich noch mehr fühlbar machen, 
denn eine Hauptschwierigkeit, die sich der Ausdehnung 
des Baumwollbaues und der Reduktion der Preise 
entgegenstellten, war der Mangel an Hilfskräften beim 
Pflücken. 
Die Maschine hat in Amerika vermutlich nur in 
Upland-Baumwolle gearbeitet. sie in anderen 
orten, z. B. in den in Ostafrika gebauten ägyp- 
tischen, Erfolge hat, oder ob die andere Art der Samen 
ihr Schwierigkeiten bereitet, bedarf der Untersuchung. 
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# 
Die Technische Kommission beschloß, die Ergebnisse 
der Einführung der Baumwollpflückmaschine in den 
verschiedenen Ländern weiterhin zu verfolgen und 
egebenenfalls die Anschaffung und Ausprobierung der 
aschine an Ort und Stelle in Deutsch-Ostafrika 
vorzunehmen. 
Wasserwirtschaftliche Vorarbeiten 
in Deutsch-Ostafrika. 
Bei der Bedeutung einer rationellen Wasserwirt- 
schaft in unseren tropischen Kolonien ist die Aufstellung 
des ersten größeren Bewässerungsprojektes in der 
Mkattasteppe (Deutsch-Ostafrika) von Interesse. Ge- 
heimer Oberbaurat Schmick und Ingenieur Boos, 
München, referierten über die Ergebnisse der vom 
Komitce ausgeführten wasserwirtschaftlichen Er- 
kundung etwa wie folgt:. 
Es handelt sich zunächst um einen speziellen Vor- 
entwurf für die Bewässerung des Wami-Kissagata- 
Tame-Gebietes mit Wehren zur Nutzanwendung der
	        
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