Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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bezeichnete, weil innerhalb des annektierten Ge- 
bietes nur in dem Flußbette die charakteristischen 
Kennzeichen vorhanden sind, die die hier ab- 
geschriebene Schilderung verlangt. 
XXII. In der Erwägung, daß, wenn die 
Worte des Mr. Dyer so verstanden werden, die 
Angabe, er habe eine Reise nach Rooibank unter- 
nommen, um das Plateau zu besichtigen, ihre 
Erklärung findet, weil die Weideplätze und das 
wasserreiche Land, die jenes Plateau enthielt, 
und um deren Annexion es sich handelte, nur in 
Rooibank gesehen werden konnten. 
XXIIII. In der Erwägung, daß, nachdem 
durch das, was vorhergeht, festgestellt worden war, 
sich auch die Redeweise „dieser Ort ist eine 
Oase“ erklären läßt, weil in der deutschen Denk- 
schrift selbst schließlich anerkannt wird und es 
auf alle Fälle augenscheinlich sein dürfte, daß es 
mmöglich ist, Rooibank eine Oase zu nennen, wenn 
man seine Fruchtbarkeit mit dem übrigen annek- 
tierten Gebiete vergleicht, welcher Vergleich, wenn 
er nicht in den Worten des Kapitäns Dyer 
deutlich ausgedrückt ist, doch als seinem Denuk- 
vermögen, sowie dem eines jeden gegenwärtig 
vorausgesetzt werden muß, der, nachdem er lange 
Zeit durch armselige oder unfruchtbare Land- 
strecken und durch die öde Fläche der Namib- 
wüste gereist ist, in die mit Gras bedeckte und 
an Bäumen reiche Umgegend von Rooibank 
gelangt. 
XXIV. In der Erwägung, daß der Mangel 
an wechselnden Erscheinungen der Bodenbeschaffen- 
heit im Bette des Kuisipflusses von der nächsten 
Umgebung von Scheppmansdorf an, die Gleich- 
förmigkeit, die seine weite Fläche annimmt, die 
merkliche Erhebung seines Niveaus, die dazu bei- 
trägt, daß der Eindruck, den die Namibwüste 
(wenn der Baumwuchs sie nicht verbirgt) als 
überragende Höhe hervorrufen könnte, abgeschwächt 
wird, und der Umstand, daß darin jede Art von 
Rinne fehlt, die den Lauf der Gewässer eines 
Flusses an der Oberfläche anzeigt, es erklärlich 
machen, daß das Flußbett ein „Plateau“ „meseta") 
d. h. eine „Hochebene“ (Iianura elevada“) ge- 
nannt worden ist, obgleich seine Erhebung ge- 
ringer ist, als die der Namibwüste, die es im 
Norden begrenzt, und die der Dünen, die es im 
Süden einfassen. 
XXV. In der Erwägung, daß, nachdem die 
vorhergehenden Schlußfolgerungen zugelassen wor- 
den sind, und nachdem deshalb zugestanden worden 
ist, daß mit größerer oder geringerer Angemessenheit 
in bezug auf den Ausdruck, aber ohne irgend- 
welche Ungewißheit in bezug auf die Absicht das, 
was in der Annexionsproklamation „Plateau“ 
genannt wird, ein Teil des Tales des Kuisip- 
flusses ist, noch die Hauptfrage unentschieden 
  
bleibt: die, welche sich auf seine Ausdehnung 
und Grenze bezieht, d. h. die Frage, ob man 
verstehen soll, daß genanntes Plateau nahe bei 
der alten Kirche von Scheppmansdorf endigt oder 
im Gegenteil sich bis Ururas erstreckt. 
XXVI. In der Erwägung, daß man gegen 
die Ausdehnung des Plateaus bis Ururas die 
Nichterwähnung dieser Ortlichkeit sowohl in der 
Proklamation wie in dem Berichte vom 12. März 
1878 und auch in dem zweiten Berichte des 
Mr. Dyer vom 14. September 1887 nicht ent- 
gegenhalten kann, weil, was die beiden ersten 
Schriftstücke betrifft, die Auslassung sich leicht er- 
klärt, wenn man den Umstand beachtet, daß 
weder der Name „Ururas“ auf der für die 
Annexion benutzten geographischen Karle der Küste 
erscheint, noch es sicher ist, daß der Kommandant 
Dyer ihn damals kannte, und weil, was den 
zweiten Bericht betrifft, sein Verfasser natürlicher- 
weise darin als Erklärung seiner Absichten einen 
Ausdruck nicht anwenden wollte, den er für die 
Ausführung jener Absichten nicht vor Augen ge- 
habt hatte. , 
XXVII. In der Erwägung, daß man in 
dem dargelegten Sinne auch nicht behaupten 
kann, daß Scheppmansdorf ein fester, durch die 
Missionsgebäude bestimmter Punkt ist, so daß die 
Erwähnung jenes Namens in der Proklamation 
vom Jahre 1878 genügt, um zu verlangen, daß 
die östliche Grenzlinic des annektierten Gebietes 
nahe bei diesen Gebäuden abgesteckt werde, weil 
die ganze betreffs dieser Angelegenheit angestellte 
Nachforschung und auch die Aussagen selbst der 
deutschen Zeugen darin übereinstimmen, daß 
Scheppmansdorf etwas Unbestimmtes und wenig 
Genaues ist, indem der Missionar Böhm, wie in 
dem Tatbestand (Resultando) XXVIII konstatiert 
worden ist, in der Tat sagt, daß dieser Ort 
etwa 1½⅛½ Kilometer ausgedehnt ist, daß er früher 
Awahaus oder Rooibank genannt wurde, und 
daß er der Hauptwohnort der Nama oder 
Hottentotten ist, obwohl ohne die den europäischen 
Dörfern oder Ortschaften eigentümliche Stetigkeit 
und ohne „genaue Grenzen für die Gemeinschaft 
oder den Stamm“, indem der Kaufmann Josef 
Sichel behauptet, daß Scheppmansdorf gewöhnlich 
Rooibank genannt wird (dessen unbestimmter 
Charakter in den deutschen Aussagen ausdrücklich 
anerkannt wird), und indem Dr. Belck sich dar- 
über in ähnlicher Weise ausdrückt. 
XXVIII. In der Erwägung, daß, obwohl 
die angeführten Zeugen der Meinung sind, daß 
die östliche Grenzlinie des Gebietes nahe bei 
der Kirche von Scheppmansdorf vorbeigehen 
müsse, doch die schriftlich wiedergegebenen Worte 
beweisen, daß eine derartige Meinung für sie 
nicht darauf gegründet ist, daß Scheppmansdorf
	        
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