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Ob aber nicht die Anzahl der Individnen und
die größere Menge der Fruchtbündel diesen
größeren Ertrag der lichtstehenden Palmen aus-
gleicht, muß die Praris zeigen. Der gesamte
wirtschaftliche Effekt kann sich meines Erachtens
durch den Anfall einer großen Menge kleiner
Bündel mit minder wertvollen Früchten schlechter
stellen als bei dem Verfahren, das die besten
Eremplare ausgesuchter Varietäten in lichter
Stellung und guter Bestands= und Individuen-
pflege mit größeren und wertvolleren Früchten
nachzieht.
Welches Verfahren der Wirtschafter einschlagen
muß, hängt von den Erfolgen ab, zumal die wert-
vollste Spielart, die „Lisombe“, die in der dor-
tigen Gegend sehr häufig auftritt, infolge ihrer
dünnen Schale und ä.hrer starken Borsten bei der
maschinenmäßigen Verwertung vorläufig noch
große Schwierigkeiten bietet.
Die Behauptung, daß lichte Stellung gute
Palmeneremplare von ansgesuchten Sorten auf
geeignetem Boden wirtschaftlich bessere Resultate
liesern als der Wirtschaftsbetrieb mit den gewöhn-
lichen Sorten in weniger intensiver Bestands= und
Individnenpflege, halte ich für verfrüht. Zunächst
müssen einmal die praktischen Versuche speziell
von den Privatfirmen durchgeführt worden sein.
Für die Palmenbestände der Eingeborenenwal-
dungen, die man am besten mit heimischen schlechten
Bauernwaldungen vergleichen kann, ist jedenfalls
die einfachste Methode zu wählen.
Art der Verwertung der anfallenden
Früchte verbleibt den Dorsschaften nach eigener
Wahl. Da der Eingeborene die Arbeit seiner Frauen
und Kinder nicht oder sehr gering rechnet, so neigt
er dazu, den Wert des Rohproduktes im Ver-
hältnis bedeutend höher einzuschätzen als Kerne
und Ol. Jür Firmen, welche die Fruchtbündel
auf dem Baume kanfen oder die Früchte an der
Fabrik in Empfang nehmen wollen, wird es an-
fänglich einige Schwierigkeiten bieten, angemessene
Preise zu erreichen. Soviel ich erfahren habe,
zahlt jetzt bereits eine Firma 20 Pf. pro Frucht-
bündel, deren Ernte und Transportkosten sie über-
nimmt. Da bei Ausscheidung der Reservate die
weitestgehende Rücksicht auf eine zukünftige Ver-
mehrung der Bevölkerung genommen worden ist,
viole der bei der Ausscheidung mitbedachten Ein-
geborenen aber als Kaufleute, Händler oder
Fischer nicht dieselbe Anzahl von Hektaren wie
die reinen Ackerbauer benötigen, so kann jetzt in
jeder Dorfschaft ohne Schaden für die Bevölke-
rung ein Unterschied zwischen solchem Land ge-
macht werden, das bei intensiver Ausnutzung die
Bedürfnisse der Bevölkerung reichlich deckt und
der Bevölkerung noch zu einer gewissen Wohl-
Die
habenheit verhilft, und solchem, das für die
jetzige Bevölkerung entbehrlich ist. Eine Ver-
pachtung dieses entbehrlichen Palmenlandes an
europäische Firmen scheitert indessen zur Zeit noch
an dem energischen Widerspruch der Dorsschaften.
Dagegen wird in absehbarer Zeit, sobald sich die
Eingeborenen ihres Besitzes auch sicher fühlen,
eine Verpachtung der Nutzung der Palmenbestände
an europäische Firmen von den Dorsschaften solbt
angestrebt werden. Durch eine solche Vervachlung
der Erträgnisse seiner Olpalmen gewinnt der
Neger mühelos reiche Gelderträge. Da dieser
mühelose Gewinn aus einem Gebiet, das eigem-
lich nicht für ihn bestimmt ist, wirtschaftlich be-
denkliche Folgen haben kann, so tritt die Frage
an das Gouvernement heran, ob nicht der Fielus
einen großen Teil dieses für den Neger noch em-
behrlichen Landes vorläufig übernehmen und
dessen Erträgnisse als Ersatz für die aufgewendeten
Verwaltungs= und Betriebskosten der forstwirt-
schaftlichen Behandlung nehmen soll.
lUber den Wert eines Hektar ÖOlpalmen=
landes gehen die Auffassungen und Schätungen
weit auseinander. Bei den günstigen Bestands-
und Standortsverhältnissen der Palmenwaldungin
in den Dorsschaftsreservaten, bei den außerordem-
lich günstigen Verkehrsverhältnissen — Bah,
Antomobilwege, schiffbare Flüsse — ist der Preis
zweifellos sehr hoch. Die Pachtsumme, die für
einen Hektar jährlich gezahlt werden kann, richm
sich nach dem Ertrag und nach dem Alter de
Bestandes. Pro Hektar können nach erfolgie
Reinigung und Bestandspflege rund 200 Kl-
palmen angenommen werden, von denen ewwa
150 einen Ertrag von mindestens je 5 Bündeln
Früchten liefern. Dieses Erträgnis steiger sic
je nach der Bewirtschaftung und wird nach bol-
liegenden Zahlen die zwei= bis dreifache Höbe
erreichen können. Nimmt man für das Fuuchl-
bündel einen Preis von 20 Pf. an, so ergibt ch
pro Hektar ein jährlicher Geldertrag von 130 bis
160./. Dabei wären die Ernte= und Trans-
portkosten vom Käufer zu tragen; die Schlage
und Bestandspflegekosten dagegen sind noch m
Abzug zu bringen. Die Frage der Mißjahre der
Olpalmen bleibt hier unberührt. Den wirklichen
Wert von gut gereinigtem Olpalmenland in #io
günstigen Verkehrslagen, mit so guten Beständen
und den besten Standortsverhältnissen schätze ich
pro Hektar auf 500 bis 1000./. Von diet
hohen Schätzung sind auszunehmen jene Gebieie,
die ohne direkte Verbindung mit der Bahn oder
sonstigen Transportwegen mehrere Kilometer weil
vom Verkehr entfernt liegen oder deren Aus
nutzung infolge des zerrissenen oder koupierten
Terrains sehr schwierig wird.