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den größten Entkörnern anerkannt, diese haben
sich auch verpflichtet, den aus dem ausgesuchten
Samen neu gewonnenen Samen der Regierung
zu verkaufen.
Erzeugung reinen Samens. Um den
auf den Staatsdomänen gezogenen Samen in
der Qualität mustergültiger Reinheit zu erhalten,
sind dauernde Zuschüsse reinen, auf Versuchs-
farmen gezogenen Samens erforderlich. Es ist
folgender Plan für die Zucht der gewünschten
Baumwollpflanzenart und für ihre Weiterzucht
aufgestellt worden. Der erste Zuschuß reinen,
auf den Versuchsfarmen gezogenen Samens wird
den Staatsdomäneü##gegeben. Das zweite Wachs-
tum wird den großen Pflanzern verkauft und der
daraus gewonnene Samen wieder zurückgekauft.
Das dritte Wachstum wird den mittleren Pflanzern
verkauft und der von ihnen gewonnene Samen
zurückgekauft. Das vierte Wachstum wird den
kleinen Anbauern auf Kredit verkauft und nicht
weiter ausgenuftzt.
Lehrfarmen. Es ist während des letzten
Jahres angestrebt worden, die Methoden des
Baumwollbaus durch Lehrfarmen zu ver-
bessern nach einem System, bei dem der
Eigentümer des Landes die Arbeitskräfte stellt,
während die Beamten des Departements die
Leitung haben. 24 derartige Farmen wurden
während dieses Jahres in Betrieb gehalten,
hauptsächlich um zu zeigen, daß die Baum-
wolle bei Verwendung von weniger Wasser,
als dies gewöhnlich geschieht, besser gedeiht, und
daß eine reichere Ernte erzielt wird, wenn für
die einzelnen Pflanzen und Furchen ein weiterer
Zwischenraum gelassen wird. 106 JFeddans
wurden zu diesen Zwecken in Betrieb genommen,
die Ernte bestand aus Baumwolle, Weizen, Zucker-
rohr und Soya-Bohnen. Großes Interesse wurde
den Lehrfarmen entgegengebracht, auf denen fast
überall weit bessere Ergebnisse erzielt wurden als
auf den umliegenden Kulturen. Für das kommende
Jahr sind zahlreiche Angebote von Züchtern in
verschiedenen Gegenden Agyptens gemacht worden,
die ihr Land zur Verfügung gestellt haben. Das
Ergebnis hieraus ist, daß die Arbeiten in dieser
Richtung für 1912 in größerem Maßstabe er-
folgen sollen.
Baumwollpest. Der Angriff des Boll-
Wurms 1911 verursachte große Bestürzung und
gab zu wilden Gerüchten über einen großen Rück-
gang der Ernte Anlaß. In Wirklichkeit wurde
die Ernte überall zu niedrig eingeschätzt, die in
den amtlichen monatlichen Veröffentlichungen an-
gegebenen Zahlen wurden als unwahrscheinlich
hoch angezweifelt. Das Agrikultur-Departement
gab seine letzte Schätzung im November auf
6 407 000 Kantars ab, diese Zahl ist jetzt schon
überschritten, die Ernte beträgt sicher 7 000 000
Kantar oder mehr.
Baumwoll-Wurm. Die vom Ministerium
des Innern 1910 zur Bekämpfung des Baum-
woll= und des Boll-Wurms angewandten Maß-
regeln wurden letztes Jahr wiederholt, der Stab
von Inspektoren, Spezial-Inspektoren, Moawins
und Buchhaltern blieb ungefähr der gleiche. —
Bis Mitte Juni war von dem Wurm nichts zu
spüren und es schien, als sollte die Ernte ohne
Schaden davonkommen. Doch am Schlusse des
Monats trat der Wurm sofort in beängstigenden
Mengen auf; von allen Teilen des Deltas kamen
Hilfsgesuche an die Zentralbehörden. Das ganze,
als Baumwollkulturland angegebene Areal betrug
1 708 504 Feddans, gegen 1 595 041 im Jahr
1910; davon waren 830 000 Feddans — die
meisten sogar mehrmals — von dem Wurm
heimgesucht gegen 643 000 im Vorjahre. Die
Gesamtzahl der Tagewerke betrug 7 500 000
gegen 2 600 000 im Jahre 1910. Diese ge-
waltigen Zahlen zeigen die Größe des Angriffs,
der der größte je erlebte gewesen ist.
Es schien einmal, als sollte die gegen die
Pest eingerichtete Organisation zusammenbrechen,
hauptsächlich infolge der erschreckenden Lässigkeit
der Fellachen. Die strengsten Maßregeln wurden
von der Regierung getroffen. Aus den Zentral-
behörden begaben sich einige der höchsten Be-
amten in die am schwersten heimgesuchten Distrikte.
Eine Zeitlang war fast jeder Beamte, sogar
die Polizei vom ersten bis zum letzten Mann
auf den Feldern, um die Bauern zur Reinigung
ihrer Ernte anzufeuern und zu zwingen. Auf
diese Weise wurde die Pest überwunden. Die
schwerste Heimsuchung fand in den drei Wochen
zwischen 13. Juli und 2. August statt. In Umer-
Agypten wurden in dieser Zeit täglich elwo
52 700 Feddan als infiziert gemeldet und durch-
schnittlich 176 000 Menschen täglich zur Reinigung
verwandt (1910: 24 800 Feddan und 106 500
Arbeiter). Die Arbeitskräfte waren unzureichend,
es wurden über 4200 Arbeiter aus Ober-Agypten
geholt, die jedoch infolge ihrer Unkenntnis im
Blätterpflücken eine sehr zweifelhafte Hilfe waren.
19 845 Leute wurden wegen Unterlassung der
Pestanzeige, 3137 Omdas und Scheiks wegen
Nachlässigkeit bestraft. (1910: 13 570 und 900.)
Wie in früheren Jahren war der Baumwollwurm
in Ober-Agypten in geringer Menge aufgetreten.
Dennoch zeigte er Neigung, sich nach Fayum
auszubreiten. Auf die Empfehlung des Ministeriums
des Innern sollen die Lokalbehörden, wie früber,
für das Bekämpfungswerk des Baumwollwurms
verantwortlich bleiben. Doch sind weitere Maß-
regeln daneben von dem Ministerium unter Mil-