Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Im Hinblick auf den außerordentlich hohen Wert der 
Ausbildung der Cingeborenenjugend wendet man der 
Vermehrung und Verbesserung der Schulen die arößte 
Aufmerksamkeit zu und wendet große Opfer an Geld 
an, um das Ziel zu erreichen. Von der Wiilthilie ein— 
geborener Lehrer bei der Erteilung von Unterricht ver- 
spricht man sich viel Erfolg. Für sie ist eine zweijährige 
Ausbildungsgeit an den Lehrerseminaren vorgesehen. 
Das größte derartige Seminar in Mengo wurde von 
50i jungen Lehrern besucht. Für die Schaffung neuer 
Räume sind K 500 verausgabt worden. Für die Ein- 
geborenenkinder ist neuerdings Handfertigkeitsunter- 
richt eingeführt. Die Mädchen lernen das Flechten von 
Matten und Körben, die Knaben Töpserarbeiten, das 
Bearbeiten von Baumrinden und das Husschmiede- 
handwerk. Für Söhne von Häuptlingen wurden 
wieder neue geeignete Anstalten eingerichtet. Außer 
dem gewöhnlichen Schulunterricht erhalten diese 
Schüler noch Unterweisung in landwirtschaftlichen 
Dingen. Es wird erstrebt, die Schüler den halben 
Tag in der Schule und einen halben Tag auf den 
Plantagen zubringen zu lassen. Man hoift so in den 
Eingeborenen die Lust und Liebe zur Arbeit zu erziehen. 
Für die Töchter der Häuptlinge sollen entsprechende 
Anstalten eingerichtet werden. 
Verkehr. Dem Transport über die Binnenseen 
und durch die Flußgebiete dienen 3 Dampfer von 
100 t, 63 und 50 t, ferner 2 Leichter von 30 und 10 t, 
2 flache Langboote, 4 Segelboote und eine Flottille von 
Booten Eingeborener. Zwischen den Hafenplätzen des 
Victoria-, Kioga= und Albert Sees und dem schiff- 
baren Teile des Nils bestehen regelmäßige Verbindun- 
gen. Die Zahl der Passagiere betrug 5202 gegen 6559 
im Jahre 1909/10; 238 Stück lobendes Vieh gegen 
122 im Vorjahre und 1835 t sonstige Ladung gegen 
1751 t wurden befördert. Die den Dienst zwischen 
Kioga-, Victoria See und dem Nil versehenden Schiffe 
liesen bisher die Häsen Kakindu, Bululn, Kompanga, 
Masindi Port und Palango an. Im Laufe des Jah- 
res 1910/11 sind neue Häfen in Lali, Bugondo, Samb- 
we, Namasali und Kubala dem Verkehr geöffnet. Von 
Bugundo, wo die Uganda Comp. eine Agentur und 
Warenniederlage errichtet hat, erwartet man eine 
bedeutende Vermehrung der Baumwoll- 
ausfuhr auf dem Wasserwege. Für die 
Schiffahrtsverbindung zwischen Namasagali und Bu- 
lulu ist ein 6 Fuß tiefer Kanal gebaut worden. Die 
auf dem Wasserwege vom Albert See zum Nil regel- 
mäßig angelaufenen Häsen waren Butiaba, Mahaji, 
Koba, Wadelai und Minule. Eine Verbindung 
sämtlicher Seen durch Kanäle wird an- 
gestrebt, deren Netze die fruchtbaren Gebiete er- 
schließen und ihren Ausschwung herbeiführen helfen 
sollen. 
Der Landtransport stieg gegen das Vorjahr um 
2700 t und erreichte die Beförderung von 8903 t. 
2 neue Mortorwagen wurden in Betrieb genommen 
und ein Motor= und Wagenverkehr zwischen Kampala 
und Fort Portal mit einer Fahrtdauer von 10 bis 
14 Tagen eingerichtet. Die Verkehrsmittel konnten 
die angebotenen Frachten nicht alle bewältigen. Auch 
übersteigen die Transportkosten vielfach noch die Pro- 
duktions= und Handelsunkosten. 
Rechtsprechung. Die Zahl der Straf- 
prozesse ist von 1057 auf 1170 gestiegen, die der Zivil- 
prozesse von 662 auf 517 zurückgegangen. 55 schwere 
Verbrechen waren Gegenstand der Aburteilung; davon 
stellten sich dar als: Mord und Totschlag 10, Raub 5, 
Angriff auf Eigentum unter Gewalt gegen Personen 1, 
andere CEigentumsverletzungen mit Gewalt 15, An- 
grisse auf Personen 13, sonstige Anwendung von Ge- 
walt 1. 50 Sachen gingen in die Berufungsinstanz. 
31 Testaments= und 3 Konkurssachen wurden vom 
höchsten Gerichtshof entschieden. 
Bevölkerung. Nach der Zählung vom 
2. April 1911 betrug die Bevölkerungszahl: 
  
  
  
  
  
  
männlich # weiblichzusammen 
— 
Europäer ... . ... 484 156 649 
Asiatn 1 852 364 2216 
Eingeborenen 1 11304711 319 12244 
Eingeborene in nicht 
verwalteten Bezirken —.— 3780ô00 
Summen — — 28143325 
Die Bevölkerungsziffer des Jahres 19#0.°/10 be- 
trug annähernd 2 100 267. An christlich geschlossenen 
Ehen Eingeborener sind registriert von der 
White Fathers Mission. 3833 
  
Church Missionary Societh. . . 416 
Mill Hill Missin 1412 
« 1491. 
Mohammedanische Ehen. — 36 
Europäerchen — 2 
Europäergeburen — 10 
Europäertodesfälle — 11. 
Offentliche Gesundheitspflege. Die 
Zahl der in Krankenhäusern behandelten europaischen 
Verwaltungsbeamten betrug — ohne Frauen und 
Kinder — 366 gegen 342 des Voriahres 19/W/10, und 
zwar handelte es sich um Malaria in 131 gällen, 
Krankheiten der Verdauungsorgane in 68 Fällen, solche 
der Atmungsorgane in 14 Fällen, Verletzungen in 
32 Fällen. Zeckensieber ist nicht vorgekommen. In- 
folge von Schwäche wurden 10 Behandlungen, infolge 
von Sumpffieber und Febrikula je 5 Behandlungen 
nötig. Auf Schwarzwasserfieber wurden 4 Kranke be- 
handelt, von denen 2 starben. Von den sonstigen 
Europäern wurden 680 — 1009/10 nur 475 — in 
Krankenhäusern behandelt. Die Todesfälle gingen 
von 8 auf 5 zurück. Wegen Malaria wurden 225 be- 
handelt, wegen Erkrankung der Verdauungsorgane 
130, wegen Verletzungen (Brüche, Verstauchung! 3, 
woegen Erkrankung der Atmungsorgane (hauptsächlich 
Bronchitis) 35; Zeckenfieber veranlaßte nur 3 (15 im 
Jahre 1909/10), Schwarzwasserfieber 9 Behandlungen 
(davon verliefen 3 tddlich). 4 
In den Eingeborenenhospitälern wurden 6676) 
Eingeborene und Asiaten behandelt gegen 55 #05 im 
Jahre 1909/10. Es kamen 263 Todesfälle vor gegen 
204 im Vorjahre. Tädlich verlaufen sind 3,9 v. Lau- 
send Fälle gegen 3,6 v. Tansend im Jahre 1909, 10. 
Die Schlafkrankheit wird mit Erfolg durch No- 
dungen in infizierten Gegenden bekämpft. Kie 
Todesfälle in folge der Schlafkrankheit 
sind im Uganda-Protektorate folgendermaßen 
zurückgegangen: 
1900 8003 
1906 . 6522 
1907 4175 
1908. 3662 
1909 1782 
1910 1546 
25690. 
Die Blattern traten endemisch im Mbale-Distrilt 
in 2194 Fällen auf und führten in 616 Fällen zum 
Tode. In den Krankenhäusern wurden im übrigen
	        
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