Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Die Zwiebelernte war noch größer als in dem 
bisher günstigsten Jahre 1910; die Ausfuhr betrug 
94 500 tons zu 314 000 RÆ. gegen 90 800 tons zu 
264000 E E. im Jahre. 1910. Außer bei Baumwoll- 
samen und Zwiebeln stieg die Ausfuhr bei Clkuchen, 
Zuckerrohr, Goldbarren, Straußenfedern, Gemüsen, 
natürlichen Phosphaten, Salz, sie nahm ab in Häuten, 
getrockhneten Bohnen, Mais, Gummi arab., Wolle, 
Eiern, Korn, Baumwollsamenöl, gesalzenen Fischen, 
Baumwollgeweben, Elfenbein, Henna, sowie Baum- 
wollzwirn. Die Einfuhr von Blätter tabak stieg 
von 7552 000 kg zu 1099500V E. (1910) auf 
7 958 000 kg zu 11136000 & E. Der Preisfall für 
Tabak in den Tabak bauenden Ländern brachte den 
Verbrauch wieder auf die normale Höhe, die Abnahme 
im Jahre 1910 wegen der unsinnigen Preise wurde 
durch das große Anwachsen im Jahre 1911 wieder 
ausgeglichen. Die Entwicklung im Sndan hat einen 
großen Anteil an diosem Auwachsen. Russischer 
Blättertabak kommt seit der Konvention mit Agypten 
vom Jahre 1900 in immer größeren Mengen ins 
Land zum Schaden des türkischen Tabaks, der von 
3 223 0000 kg 1910 auf 2931 000 1911 zurückgegangen 
ist. Griechischer Tabak macht weitere Fortschritte, 
ebenso die Einfuhr von Tomback von dorther. 
Die Zigarettenausfuhr ist gegen 1910 gewachsen. 
Die bessere Güte der äguptischen Zigaretten gibt ihnen 
die Möglichkeit, sich auch in Schutzzolländern zu be- 
haupten. So kamen nach Deutschland 100 800 kg 
gegen 89 5000 kg im Jahre 1910. 
Auch die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten 
und nach Ssterreich- Ungarn, beides strenge Schntzoll- 
länder, hat einen Aufschwung genommen. Der unter 
Jollverschluß in den Zollspeichern liegende Tabak- 
vorrat beträgt 156 300) Ballen, davon sind 132 060 in 
Alerandria eingelagert. 
Diese starke Vermehrung des unter Zollverschluß 
liegenden Tabalks — 17000 Ballen mehr als je 
zuvor — hat zwei Gründe, 1. das Mißtrauen der 
Kaufleute zu der politischen Lage der Türlei, welches 
die Händler ihre Lager in diesem Lande verringern 
läßt; 2. die Einschränkung des Kredits in Agypten, 
die die Kreditnehmer zwingt, größere Lager in Agyp- 
ten als Sicherheit für ihre Darlehen zu halten. — 
Falls sich der Handel noch mehr hach Agypten hin- 
überzieht, wird die Regierung der Frage von Erleich- 
terungen näher treten. 
Die Praris der Herabsetzung des Stenerwertes 
von ausgeführter Baumwolle, Baumwollsamen und 
Getreide um 10 vor Zollzahlung, hat seit 1. Sep- 
tember 1911 aufgehört. Die Zolleinnahmen werden 
deshalb in Zulunft den vollen Tarisfwert der Ausfuhr- 
güter aufweisen. 
Eisenbahnen und Telegrayphen. 
Die Betriebsergebnisse der ägquptischen Staats- 
bahnen im Jahre 1911 sind äußerst zufriedenstellend. 
Die Einnahmen sind auf 291 113 ECh., d. h. um 
8,0# gegenüber dem Vorjahre gestiegen. Anderseits 
sind die Betriebskosten auf 57 G/I) CE. oder um 
2,02 & anger vachsen. Die Passagierzahl der Reisenden 
hat sich um 8,6 ¼¾, der Gütervertehr um 11,60 “ ge- 
hoben. Am meisien sind hieran Baumwolle, Baum- 
wollsamen, Baumaterialien, Zucker, Melasse, leicht 
verderbliche Maren, Kohlen und Maschinen beteiligt. 
— Die Einnahmen wären noch besser gewesen, wenn 
der Handelsverkehr nicht infolge der späten Baum- 
wollerute und der damit verbundenen schwierigen 
Unterbringung auf den Märkten im Herbst so schlecht 
gewesen wärc. 
Das rollende Material reichte zur Bewältigung 
  
des Handelsverkehrs in der Geschäftszeit vollständig 
aus. 
Infolge der guten Verwaltung sind bei den Per- 
sonenzügen keine ernsten Unfälle im Berichtsjahr vor- 
gekommen. — 
Die Kapitalausgaben haben 1911 421801 CE. 
betragen. Die Marg—Khanka—Abon—Zabal- Linie ist 
vollendet und Anufang des Jahres dem Verkehr über- 
geben worden, die Ashmonn— Barrage-Linie ist im 
Sommer eröffnet. — Für die neue Linie Zifta —Za- 
gagig sind 60 000 C E. ausgegeben worden für Land- 
ankäufe zwischen Mit-Gamr und Zagazig und fur die 
Einrichtung der Stationen Zifta und Mit-Gamr. 
Die neue Station Zifta ist eröfnet. Es ist zu or- 
warten, daß die Eisenbahnverwaltung vor Cnde des 
Jahres das für die ganze Linie nötige Land in 
Händen hat. — Guten Fortschritt machen die Brücken 
bei Mansura, Aurut und Embabeh, sowie die neue 
bei Manfura, Assiut und Embabeh, sowie die neuc 
Station bei Alerandria. 
Die Schätzung der Eisenbahnausgaben für 1912 
zeigt eine Steigerung gegenüber der für 1911 vor- 
gesehenen um 67 Ol9 E E. · . 
Der zunehmende Handelsverkehr hat die Cin- 
stellung eines besonderen Beamtenkörpers notwendig 
gemacht, der vorläufig beibehalten und nur, wenn die 
Umstände es erfordern, entlassen werden soll. Der all- 
gemeine Beamtenkörper ist auch vermehrt, besonders 
mit Rücksicht auf eine besondere Ablösung. — 
Kredite in Höhe von 445 000 K E. sind von dom 
Reservefonds für Kapitalausgaben betr. die Eisen- 
bahnen für das lanufende Jahr bewilligt worden. 
Bei den oberägyptischen Nebenbahnen blieben 
die Einnahmen etwas hinter der Schätzung zur ück. 
Dafür sind die Betriebsunkosten beträchtlich niedriger 
als sie im Voranschlag vorgesehen sind. Die Ab- 
nahme des Tonnengehaltes findet sich bei Zuckerrohr 
und Sebakh, einem von den Fellachen angewandten 
Dünger. 
Die Personenbeförderung sowie der Verkehr in 
Tieren und Baumwolle ist dagegen gestiegen. Der 
Verkehr auf der westlichen Flachbahn hat ebenfalls 
cine Abnahme im Personen= und im Güterverkohr 
erfahren. Das liegt einmal daran, daß die Gosoll- 
schaft von Westägypten aufgehört hat, Brunnen mint 
Dampfmaschinen bohren zu lassen, wofür sie die Kob- 
len durch die Bahn hatte befördern lassen. Weiter 
ist die Mehrige Strafansiedlung Anfang des Jahres 
beendigt, und infolgedessen hat der Transvort von 
Baumaterialien aus dem Niltal aufgehört. Die Be- 
triebsunkosten der Bahn sind aber derartig zurück 
gegangen, daß der wirkliche Verlust nicht so groß wir 
1910 ist. 
Die Telegraphenabteilung hat 127000 E E. ein- 
genommen, d. s. 11 597 C KE. mehr als im Jahre 
1910. Die Betriebsuntosten betrugen 110 000 K E. 
gegen 103 000 f. E. 1910. 
Zwei neue Haupt-Telephonverbindungen sind 
1911 eröffnet, 1. Manfura -Tantah Alerandria und 
2. Port Said—Zagazig, während an neuen Arbeiten 
im Laufe des Jahres ausgeführt werden 1. die Cr- 
weiterung der Marsa--Matruh Telegraphenlinie von 
Sidi. Barani nach Bagbag und die Errichtung eines 
Haupt-Telephonverkehrs von Ismailia nach Suez 
sowie von Tantha nach Tel-el-Barond. 
Kleinbahnen. 
Die drei Kleinbahnen in Agypten sind: 
1. Die Egyptian Delta Light Railwar Com- 
panr 1952 kmi,
	        
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