Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Wie zu erwarten war, ist Dr. Marckwald mit 
diesen Anschauungen in den beteiligten Kreisen der 
Kolonie auf heftigen Widerspruch gestoßen.“) Um 
nun auch von amtlicher kompetenter Stelle einen 
Beitrag zur Klärung der vorliegenden wichtigen 
Fragen zu erhalten, ist der Direktor des Kaiserl. 
Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts Amani, 
Prof. Dr. Zimmermann, von der vorgesetzten 
Behörde zur Erstattung eines Gutachtens auf- 
gefordert worden, das nachstehend wiederge- 
geben sei. « 
I. Die Kultur von Manihot Glaziovii. 
1. Ungenügende Bodenbearbeitung. Es 
wird den Pflanzern vorgeworfen, daß sie „an ein 
Roden, Eggen und Pflügen des Landes nicht 
denken.“ Ich bemerke hierzu, daß wohl wenige 
Pflanzer sich darüber im Unklaren sein dürften, 
daß die Kautschukbäume auf gepflügtem Lande 
besser wachsen würden, wie auf ungepflügtem. 
Wenn das Pflügen auch in einem hinreichend 
ebenen Gelände, in dem die Viehhaltung möglich 
wäre, unterblieben ist, so hat dies darin seinen 
Grund, daß das Pflügen mit unverhältnismäßig 
großen Kosten verbunden ist. Ein Pflügen würde ja 
nur möglich sein, wenn aus dem Boden vorher 
alle Baumwurzeln entfernt wären, was, wie jeder 
Tropenpflanzer weiß, mit sehr großen Kosten ver- 
bunden sein würde. So wird denn auch zur 
Zeit nicht nur bei der Kultur der Kautschukbäume, 
sondern auch auf den Plantagen von Kaffee, 
Kakao, Tee usw. und nicht nur in Deutsch-Ost- 
afrika von einem „Ausroden der großen Wurzeln“ 
fast allgemein Abstand genommen. In Ostasien 
hat man allerdings auf einigen Plantagen (vgl. 
Petch, The Physiology and Diseases of Hevea 
brasiliensis, S. 146) versuchsweise die Wurzeln 
vollständig entfernt. Dies hat aber darin seinen 
Grund, daß man dadurch den dort anscheinend 
immer mehr um sich greifenden Wurzelpilzen 
entgegenarbeiten wollte. Da aber bei Manihot 
Glaziovi# Wurzelfäule fast ausschließlich in sehr 
feuchten Gegenden beobachtet wurde, dürste es 
ganz berechtigt sein und nicht auf Unkenntnis be- 
ruhen, daß die deutsch-ostafrikanischen Kautschuk- 
pflanzer davon absehen, ihre Felder so vollständig 
wurzelfrei zu machen, daß diese mit Pflug und 
Egge zu bearbeiten sind. 
Mit geringeren Kosten würde es nun aller- 
dings verbunden sein, die Kautschukfelder vor dem 
Auspflanzen der Kautschukbäume und auch später 
mit der Hacke zu bearbeiten. Es ist auch wohl 
wahrscheinlich, daß eine derartige Bodenbearbeitung 
*) Agl. die Aufsätge von Dr. Schellmann in der 
llsambara-Post, Jahrg. 1912. 
  
die darauf zu verwendenden Kosten lohnen würde. 
Mit Sicherheit erwiesen ist dies aber nicht und, 
so viel ich aus der mir hier zugänglichen Literatur 
und aus mündlichen Berichten des Herrn Che- 
mikers Lommel erfahren habe, wird auch auf 
den meisten Kautschukplantagen Ostasiens nur 
dann der Boden gründlich mit der Hacke be- 
arbeitet, wenn Zwischenkulturen angelegt werden. 
Um aber über die Erfolge gründlichen Hackens 
sichere Anhaltspunkte zu erhalten, habe ich in 
das Programm der in den nächsten Monaten auf 
den Kautschukplantagen der Nordbezirke auszu- 
führenden Versuchsreihen auch eine solche über 
Bodenbearbeitung mit aufgenommen. 
2. Ungenügende Reinigung. Herr Dr. 
Marckwald sagt: „auch ein, durch die ungünstigen 
Arbeiterverhältnisse bedingtes mangelhaftes Rei- 
nigen hemmt häufig die Entwicklung der Plan- 
tagen.“ Hier scheint also Herr Dr. Marckwald 
selbst anzunehmen, daß weniger durch Unkenntnis 
als durch die ungünstigen Arbeiterverhältnisse 
und die hohen Löhne viele Pflanzer von der 
ausreichenden Reinigung abgehalten werden. Ich 
glaube auch annehmen zu dürfen, daß sich alle 
Pflanzer darüber klar sind, daß namentlich der 
junge Kautschuk in der Entwicklung gehemmt 
wird, wenn er zwischen hohem Unkraut steht. 
Wenn dennoch häufig stark vernnkrautete Pflan- 
zungen angetroffen werden, so hat dies vielfach 
darin seinen Grund, daß die Pflanzungsleiter von 
ihren heimischen Direktionen zur Ablieferung 
möglichst hoher Kautschukerträge gedrängt werden, 
was ja bei abnormer Höhe der Kautschukpreise 
einigermaßen begreiflich ist. Daß aber in dieser 
Beziehung vielfach zu weit gegangen wird, muß 
ich leider zugeben. Ich beabsichtige auch durch 
eine vergleichende Versuchsreihe auf verschiedenen 
Pflanzungen den Einfluß ungenügender Reinigung 
zahlenmäßig zu demonstrieren. 
Ob es sich nun allerdings als rentabel er- 
weisen wird, die Manihot-Pflanzungen so rein zu 
halten wie es auf den ostasiatischen Hevea-Plan- 
tagen meistens geschieht, ist wohl zweifelhaft. 
Namentlich auf geneigtem Terrain ist mit dem 
System des zclean weedinge auch eine größere 
Abspülung der wertvollen Oberkrume des Bodens 
verbunden, der man in Ostasien vielfach durch 
das erhebliche Kosten verursachende Ausheben von 
nahezu horizontal verlaufenden Gräben entgegen- 
zuwirken sucht. Vielfach wurde dort auch emp- 
fohlen, durch Zwischenpflanzen von einjährigen 
Nutzpflanzen oder von Gründungspflanzen die 
Reinigungskosten, die in Ostasien ganz bedeutende 
sind, zu vermindern. Auch in Deutsch-Ostafrika 
wurden vielfach Bohnen, Canavalia, Mais, Baum- 
wolle usw. mit mehr oder weniger gutem Erfolg 
zwischen Kautschuk angepflanzt.
	        
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