Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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In der nachfolgenden Tabelle sind nun die 
Durchschnittswerte der gegen die Zapfung des 
ersten Tages in den Zapfungen der drei Jahre 
beobachteten Zunahmen in Prozenten der ersten 
Zapfung ausgedrückt zusammengestellt. 
Zunahme der Erträge in Prozenten der ersten 
Zapfung. 
1910 1911 11912 
Gruppe II — 4,9 — 4,9 —5,4 
Gruppe III , + 11,8 K—.23, 7 — 7,6 
Wenn nun auch bei diesem mehr zur Orien- 
tierung dienenden Versuche gewisse Fehlerquellen 
vorhanden waren, so hätten diese die Resultate 
doch nicht derartig beeinflussen können, daß bei 
einer wirklichen Zunahme von 40 oder gar 100 v. H. 
eine Abnahme der Erträge beobachtet wäre, wie 
bei Gruppe II. Bei der Schwierigkeit exakter 
Düngungsversuche erscheint es mir auch wenig 
ralsam, die Pflanzer zu privaten Düngungsver- 
suchen ermutigen, um so weniger, als außer Herrn 
Dr. Marckwald das Kaiserliche Gouvernement 
bereits mit systematischen Düngungsversuchen auf 
den Kautschuk-Plantagen begonnen hat. 
4. Pflanzweite. Herr Dr. Marckwald 
führt als einen, die Ertragsfähigkeit der Plantagen 
schwer gefährdenden Mißstand die fast durchweg 
zu enge Pflanzweite der Bäume an. Diese Be- 
hauptung halte ich für richtig, sie ist aber nicht 
gerade neu. In dem von mir 1909 heraus- 
gegebenen Flugblatte habe ich allerdings noch 
4X4 m als normale Pflanzweite für Manihot 
Glaziovii angegeben. In den 1911 abgehaltenen 
Kursen (vgl. „Pflanzer“ 1911. S. 258) habe 
ich mich aber bereits für eine etwas weitere 
Pflanzweite ausgesprochen. Es wird dort gesagt: 
„Man wird gut tun, sich für eine einigermaßen 
weite Pflan zweite zu entscheiden, also bei einiger- 
maßen günstigen Kulturbedingungen jedenfalls 
nicht unter 4m, vielleicht aber besser nicht unter 
5 m in jeder Richtung heruntergehen.“ 
Auch in „Pflanzer“ 1911,. S. 571 habe ich 
mich entschieden für eine weitere Pflanzweite aus- 
gesprochen und erörtert, daß in vielen Fällen die 
heimischen Direktionen und der bei den Verkäufen 
befolgte Usus, den Wert einer Pflanzung nach 
der Zahl der darauf besindlichen Bäume abzu- 
schätzen, die zu enge Pflanzweite veranlaßt und 
das Ausholzen verhindert haben. 
Welche Pflanzweite nun aber als richtig an- 
zusehen ist, ist wohl schwerlich für alle Fälle 
ohne weiteres anzugeben. Ich habe aber diese 
Frage in meinem nahezu abgeschlossenen Buche 
auf Grund meiner Erfahrungen und Beob- 
achtungen ausführlich erörtert und hoffe, daß 
durch diese Erörterungen nicht nur die Pflanzer, 
sondern auch die heimischen Direktionen sich all- 
  
mählich immer mehr von den Vorteilen einer 
weiteren Pflanzweite überzeugen werden. 
Bemerken möchte ich an dieser Stelle noch, 
daß man allerdings in Ostasien immer mehr von 
enger zu weiter Pflanzweite übergegangen ist, daß 
aber auch dort in dieser Hinsicht noch immer sehr 
große Unterschiede vorhanden sind. 
5. Die Pflanzzeit. Herr Dr. Marckwald 
sagt: „Die Pflanzzeit drüben ist fast durchweg 
eine falsche. Man pflanzt in der großen, statt in 
der kleinen Regenzeit, und züchtet damit krumme 
und schiefe, stark verästelte, statt gerader und un- 
verästelter Bäume. In diesem Punkte kann aller- 
dings noch nachträglich, besonders in Gegenden, 
in denen die Gefahr des Ausbleibens einer 
Regenzeit vorliegt, durch ein späteres, ganz un- 
schädliches Kappen der Bäume Abhilfe geschaffen 
werden. Die Ursachen des ungünstigen Wachs- 
tums der in der großen Regenzeit angelegten 
Pflanzungen stehen noch nicht fest; sie scheinen 
durch einen Käfer verursacht, der in der kleinen 
Regenzeit nicht mehr am Leben ist.“ 
Ich bemerke hierzu folgendes: Daß aus den 
in der großen Regenzeit ausgelegten Samen vor- 
wiegend krumme und schiefe Bäume entstehen, ist 
unrichtig. Unrichtig ist auch, daß bei der Ver- 
zweigung ein Käfer eine Rolle spielt. Mir ist 
von dem Vorkommen derartiger Käfer nichts be- 
kannt, und es könnte sich dabei höchstens um 
einen ganz speziellen Fall handeln, der noch 
näher zu untersuchen wäre. Tatsache ist, daß die 
Verzweigung stets dann eintritt, wenn die Bäume 
anfangen zu blühen, weil eben bei Manihot 
Glazovii die Blütenstände den Stamm abschließen 
und sich während der Entwicklung der Blüten 
Seitenzweige bilden, die in ihrer Wachstums- 
richtung mehr oder weniger stark von der Ver- 
tikalen abweichen. Welche Faktoren nun die 
Blütenbildung beeinflussen, ist noch nicht mit 
Sicherheit anzugeben. Es ist allerdings auf 
manchen Plantagen des Tangabezirks beobachtet 
worden, daß die in der kleinen Regenzeit aus- 
gelegten Samen höher verzweigte Bäume liefern, 
als die in der großen Regenzeit gepflanzten. 
Daß aber dennoch auch in Gegenden, in denen 
überhaupt zwei Regenzeiten vorhanden sind, was 
für einen großen Teil unserer Kolonie nicht zu- 
trifft, in vielen Fällen die große Regenzeit zur 
Aussaat benutzt wird, hat darin seinen Grund, 
daß die kleine Regenzeit meist zu unsicher ist, um 
in dieser Periode große Flächen zu bepflanzen. 
Auch im Tangabezirk ist ja in manchen Jahren 
die kleine Regenzeit ganz ausgeblieben. Ferner 
ist es auch für die Anwendung der „Lewa- 
methode“ nicht von so großer Wichtigkeit, daß die 
Bäume sich erst hoch über dem Boden ver- 
zweigen. Ich habe allerdings durch (im „Pflanzer“
	        
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