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erfordert die Aufbringung von Geldmitteln, dic sich auf
nicht weniger als 172 Millionen Franken beziffern.
Bei Amortisation einer derartigen Summe in 50 Jahren
beträgt die Jahresquote 7 633 000 Franken. Aller-
dings wird von vorherein nicht das ganze Kapital aun-
gesordert werden. Im Gegenteil, die auf einen Zeit-
raum von 10 Jahren verteilten Arbeiten werden seine
IAnanspruchnahme nur in aufeinanderfolgenden Veraus-
gabungen, ganz wahrscheinlich von 3 zu 3 Jahren,
nötig machen. Die Jahresquoten werden zuallernächst
weniger als bei sofortiger Verausgabung des ganzen
Napitals betragen und sich auf die angegebene Höhe
erst um Ende der zehnjährigen Periode belaufen, wenn
die Nolonie sich mit ihrem vollständigen Rüstzeug ver-
sehen haben und ihren vollen Ausschwung nehmen
wird.
Wenn auch eine solche finanzielle Last die gegen-
würtigen Mittel von Agquatorial-Afrika überschreitet,
so zeigt doch ein Uberblick über die wirtschaftliche Lage
der Kolonie seit 20 Jahren mit den Folgerungen, die
daraus für die Zulunft gezogen werden können, dasß
in 10 Jahren das General-Budget imstande sein wird,
sic zu tragen. Im folgenden sei die Entwicklung des
General-Budgets im Laufe der nächsten 10 Jahre ge-
schildert, wie sie sich nach den Ergebnissen der Ver-
gangenheit und der Prüfung der Gegenwart gestalten
wird.
Die eigentlichen Einnahmen des eneral-Budgets
beruhen auf den indirekten Steuern, den Domanial=
cinkünften und sonstigen Erträgen. Wird der Fall un-
berücksichtigt gelassen, daß die Tarife geändert werden,
was für die Zulunft nicht vorausgesehen werden kann,
so hängen die indirekten Steuern von der Zu= und
Abnahme des Handels ab, und es wird sich demgemätß;
ans der Prüfung der bisherigen Hanudeldentwicklung
eine Abschätzung der zukünftigen Einnahmen aus den
indirekten Steuern ableiten lassen.
Der Gesamthandel der Kolonie selbst betrug 1892:
5 500 000 Franken; er stieg in den folgenden 10 Jahren
auf einen Jahresdurchschnitt von 11 450 000 Franken
und in dem Zeitraum von 1903 bis 1911 auf einen
solchen von 28 200 000 Frauken. Die Kurve der
Handelobewegung ist ständig gestiegen, auogenommen
in den Jahren 1908 und 1009, in denen Französisch=
Aquatorial-Afrika den Rückschlag der Weltkrisis mit
ihren Verwüstungen auf den Märkten, namentlich auf
dem Holz= und Kautschukmarkt, zu fühlen bekam. Für
die Einfuhr hat die Steigerung in den Jahren von
1908 bid 19p11 jährlich 9, 14,6 und 15,4 v. O., im
Durchschnitt während dieses Zeitraumes also 13 v. O.
betragen. Für die Auodfuhr betrug die entsprechende
Zahl in dem geitraum von 19892 bis 1909, einschließ-
lich dieses Jahres, jährlich 19 bis 21 v. H., und in
den Jahren 1910 und 1911: 13.5 v. H. Wird sowohl
für die Ein= wie für die Auofuhr 13 v. H. ange-
nommen, was nicht zu hochgegriffen ist, so wird sich
nach der hiernach möglichen Schätzung im Jahre 1922
die Einfuhr aufs 56 74360000, die Ausfuhr auf 95 062 000
Franken und der Gesamthandel der Kolonie allein auf
152 70.,000 Franken belaufen. Da der Einfuhrgoll
nach dem Werte der eingeführten Waren, und zwar zu
10 v.O., berechnet wird, so ergibt sich, wenn diese Ver-
hältnis zahl auch der künftigen Zunahme der Einfuhr
iugrunde gelegt wird, für das Jahr 1922 eine vor-
auosichtliche Einnahme von 9 078 000 Franken. Was
die Ausfuhrzölle angeht, so ist ihr Verhältnis zu der
Auo fuhr selbst kein gleichbleibendes. Die Faktoren
sind hier veränderlicher, und wenn auch die Ausfuhr
des Kautschuks in einer ungefähr gleichen und normalen
Weise wachsen muß, so wird diesenige von Lölzern zu
einer gewissen geit einen toten Punkt erreichen, wie
ihn diejenige von Elfenbein wahrscheinlich schon er-
reicht hat. Wird mit diesen Erwägungen gerechuet.
so kann der Wert der Ausfuhrzölle im Jahre 1922
auf 3 853 000 Franken veranschlagt werden. Endlich
wird sich der Ertrag der sonstigen Steunern, der
0,2 v. H. des Gesamthandels ergibt, in demselben Zeil-
raum auf 305 000 Franken erhöhen. Das macht für
die gesamten indirekten Steuern eine Summe von
13 230 000 Franken, die auf 13 Millionen Franken
reduziert werden kann, um dem Ausfall Rechuung in
tragen, den das französisch-dennsche Abkommen im Ge-
folge haben wird, obgleich dies im Hinblick auf die
lberschüsse unberücksichtigt bleiben könnte, welche die
Anulage der Anleihekapitalien und die geschaffenen
Transporterleichterungen den Geschäften bringen werden
Unter den Domanialeinkünften lassen sich die feu-
stehenden Abgaben der Konzessionsgesellschaften malbe-
matisch genau gemäß der Größe ihrer Gebiete und
gemäß ihren Vertragsverpflichtungen berechnen. Sie
werden 1922: 255 4.,0 Franken betragen. Der Amtei.
von 15 v. H. an dem GCewinn dieser Gesellschaften mun
dagegen auf Grund einer Steigerung berechnet werden.
die zugleich den Uberschüssen der Vergangenheit und
der Einschränkung der Konzessionsgebiete Rechumn
trägt. Unter Berücksichtigung hiervon kann der Amteil
in 10 Jahren auf 1 024 524 Franken geschäut werden
Die Ziffer von einer Million Franken, die in dem-
selben geitraum für die Einkünfte aus den Ernten m
den nicht konzessionierten Gegenden vorgesehen ist, #
nach Maßgabe der Entwicklung des freien Handels,
der sich seit 3 Jahren verfünffacht hat und schon ein
Einnahme von 200 000 Franken liefert, sicherlich al
Minimum zu bezeichnen. Was dic „sonstigen Ertrage“
angeht, so werden die Bergwerksabgaben im Jahtt
1922 dank dem Bau von Privatbahnen #der Babuen
von Mindouli und von Renwille), welche die Aus-
bentung der Erzlager emwickeln werden, nicht wemger
als 200 000 Franken betragen: die Einnahmen aus
den Postanstalten und Telegraphenlinien, die bei der
Entwicklung der Kommunikationsmittel und bei dem
wirtschaftlichen Aufschwunge des Lundes mitwirel.
werden 400 000 und die Einkünfte aus der Duuckere
50 000 Franken ergeben. Im Ergebnis werden sich
so die im einzelnen durchgeprüften Einnahmen des
General-Budgets in 10 Jahren auf eine Gesamtsumme
von rund 16 Millionen Franken belaufen.
Wenn anderseits bei diesem Nachweis die Finanen
als ein Ganges geprüft werden, so ist die standme
Erhöhung dieses Ganzen seit 1906 und vor allem seil
1909 festzustellen. Für die letzten 3 Rechnungssabte
hat sich der zuwachs im Durchschnitt auf jähriich
950 000 Franken belaufen. Trägt man mu dem
Rechnung, daß wegen des französisch-deutschen Ab—
kommeno? die Voranschläge für 1912 auf eine Ziner
reduziert worden sind, die geringer ist als die ul#-
sprünglich aufgestellte, und reduziert man die Jahres-
summe in Zukunft auf 9.30 000 Franken, so können die
Voranschläge für das Jahr 1922 auf 14 510 900 fFranu“
ken geschätzt werden. Aber diese Ziffern sind so be-
rechnet worden, als ob der wirtschaftliche Ausschwung
der Lolonie von dem Impuls unbeeinflußt bliebe.
welcher den Geschäften die Schaffung eines Rüsteug-
geben wird, das die Kolonie bisher hat emtbebren
müssen. Wird diesem Faktor Rechnung gemagen und
seine Einwirkung auf die Zunahme der Einkünfte #ml
10 bis 12 v. H. jährlich festgesetzt, so bringt er dr
Gesamtsumme der Einnahmen für das Rechnungssadt
1922 auf eine Ziffer zwischen 16 und 17 Millionen
Franken, d. h. ungefähr auf dieselbe Summe, die die
Prüfung der einzelnen Einnahmeauellen ergibt.
Welche Lasten wird nun dad Budget in dies#em