Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Zeitraum aufweisen? Vorerst wird es durch die Be- 
freiung von den Subventionen erleichtert werden, die 
den eingelnen Kolonien gewährt werden. Deren Bud- 
gets werden dank den normalen Uberschüssen ihrer eigenen 
Einkünfte, insbesondere der Kopfsteuer ohne Hilfe des 
General-Budgets ins Gleichgewicht gebracht werden. 
Es ist in dieser Beziehung ganz sicher, daß die immer 
mehr effektiv werdende O kkupation der Gebiete, dic schon 
bemerkenswerte Ergebnisse hinsichtlich der Eintreibung 
der Kopfsteuer gezeitigt hat, immer greifbarere Erfolge 
haben wird. Dagegen werden die Ausgaben für das 
Personal, abgesehen von denen für die gentralbehörden, 
die keine neunenswerte Anderung erfahren werden, 
merklich wachsen, aber sie werden in 10 Jahren sicherlich 
nicht 1 500 000 Franken übersteigen. Nun beläuft sich 
das Budget für 1912 auf der Ausgabeseite auf 
5 217 600 Franken. Davon ist abzusetzen einerseits die 
Summe von 665 750 Franken, die für den Tilgungs- 
dienst der Anleihe von 1909 auogeworfen ist und die 
durch eine gleich hohe Subvention des Mutterlandes 
ausgeglichen wird, und anderseitd die Summe von 
2 175 000 Franken. welche die den einzelnen Nolonien 
gewährten Subventionen darstellt. So reduziert sich 
die Ausgabeseite des Budgets von 1912 auf 
2 376850 Franken. Wenn ich zu dieser zZiffer 
1 500 000 Franken hinzufüge, die für die künftige 
Vermehrung des Personals vorgesehen sind, so wird 
die Gesamtsumme der Ausgaben im Jahre 1922 nicht 
mehr als 4 Millionen Franken betragen. zu bemerken 
ist, daß es sich dabei nur um dauernde Ausgaben 
handelt und daß mit Vorbedacht den Summen keine 
Rechnung getragen worden ist, die für die neuen, mit 
den regelmaßigen Einkünften der Rolonie zu bestreiten- 
den Arbeiten bestimmt sein werden, die sie mit Ge- 
bänden, mit Materialien, kurz mit dem Rüstzeug der 
Verwaltung ausstatten sollen, das ihr unentbehrlich 
ist. Diese Summen werden besonders zwischen den 
dauernden Ausgaben und den Einnahmen aufsgeführt 
werden. Die Sonderaufstellung wird eine wachsende 
Tendenz haben, wobei die Sleigerung der Ausgaben 
hinter dersenigen der Einnahmen zurückbleiben wird. 
So ergibt sich, daß im Jahre 1922 das General-= 
Audget an Einnahmen 16 Millionen und an dauern- 
den Auogaben 4 Millionen Franken ausweisen und 
ihm der Betrag von 12 Millionen zur Verfügung 
stehen wird, der weitaus genügen wird, allen Ver- 
bindlichkeiten nachzulommen. 
Diese Augeinandersetzung über die finanzielle Lage 
stellt in klarer und einwandfreier Weisc fest, daß die 
Kolonie in 10 Jahren selbst imstande sein wird, für 
die Abtragung ihrer verschiedenen Anleihen zu sorgen, 
daß sie aber bis zum Ende dieses zeitraumes absolut 
nicht in der Lage ist, dafür aufzukommen. Mandarfeben 
nicht aus den Augen verlieren, daß ihre Budgets, 
wenn sie auch als progressiv angusprechen sind, doch 
jedes Jahr nenen unerwarteten Ausgaben entgegen- 
zusehen haben werden, die in einem Lande, wo noch 
zum größten Teile mit Stroh und Lehm gebaut wird, 
sehr schwer auf ihnen lasten. 
Gründung von Hohosnuß- und Kopra-Gesellschaften 
auf der Malalischen Hbalbinsel. 
Zeitungsmeldungen aus Singapore zufolge hat 
sich die Regierung der Vereinigten Malaienstaaten 
veranlaßt gesehen, durch Vermittelung des Ko- 
lonialamtes das Publikum vor unsicheren, in 
London geplanten überkapitalisierten Kokos= 
nuß= und Kopra-Gesellschaften auf der Ma- 
  
laiischen Halbinsel zu warnen. Dabei ist betont 
worden, daß die Namen von früheren Beamten 
der Vereinigten Malaienstaaten in den in Umlauf 
gesetzten Prospekten keine Gewähr dafür bieten, 
daß die Unternehmen reell und gesund seien. 
— —„ 
sauschukerzeugung in Brasilien. 
lber die brasilianische Kautschukerzeugung 
äußert sich ein Bericht des Ministers für Ackerbau, 
Handel und Industrie dahin, daß von den in 
Brasilien hauptsächlich in Betracht kommenden 
Kautschukarten der in den Urwäldern des Ama- 
zonasgebiets sich findende und aus der Hevea 
brasiliensis gewonnene Seringakautschuk für 
sich allein genügen würde, den wachsenden Bedarf 
des Weltverbrauchs zu decken, wenn er zweckmäßig 
gewonnen würde. Das wäre aber nur dann 
möglich, wenn in dem großen Gebiet, in dem 
dieser Kautschuk gewonnen werden kann, vor allem 
eine dichtere Bevölkerung und bessere Transport- 
verhältnisse vorhanden wären. Der Seringa- 
kautschuk wird mit Ausnahme des Aeregebiets zur 
Zeit nur in den an den Ufern von schiffbaren 
Flüssen gelegenen Urwaldgebieten gewonnen und 
nicht weiter als etwa 10 km weit von beiden 
Seiten der Flüsse. Die Verbindungen sind schlecht 
und teuer, die Bäume finden sich sehr zerstrent 
und viele sind wegen Mangels an gutem Nähr- 
boden nur schlecht entwickelt. Wenn hiernach der 
Seringakantschuk schon unter den ungünstigsten 
Bedingungen gewonnen wird, so kommen dazu 
noch die hohen Preise aller Materialien, die zu 
einer Gewinnung benötigt werden, und der not- 
wendigsten Lebensmittel in jenen Gegenden. 
Auch der den Manigobakautschuk liefernde 
Manicoba, der in dem Gebiete vom rechten Ufer 
des Rio Parnahyba bis zum Norden des Staates 
Minas Geraes einheimisch ist, kommt massenhaft 
vor, und wenn er auch nicht rationell ausgebeutet 
wird, so stehen doch die Kosten seiner Gewinnung 
in besserem Verhältnis zum Verkaufspreis, als 
dies bei dem Seringakautschuk der Fall ist. Trotz- 
dem wird auch mit diesen Bäumen Raubbau ge- 
trieben. Infolge einer veralteten Anzapfungs- 
methode und um einen möglichst hohen, wenn 
auch nur augenblicklichen Gewinn zu erzielen, 
wird den Bäumen bei jeder Ernte der ganze 
Saft abgezogen, wodurch nicht nur die Bäume 
selbst, sondern auch die Güte und Menge des Er- 
zeugnisses leiden. 
Am verbreitetsten von allen Kautschuk liefern- 
den Bäumen in Brasilien ist der Mangabeira. 
Er findet sich von Maranhäo bis Säo Paulo und 
auch in einigen Gegenden des Amazonasgebiets. 
Er wächst schon auf sandigem und schlechtem 
Boden, liefert aber auf gutem Boden ein viel
	        
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