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Zeitraum aufweisen? Vorerst wird es durch die Be-
freiung von den Subventionen erleichtert werden, die
den eingelnen Kolonien gewährt werden. Deren Bud-
gets werden dank den normalen Uberschüssen ihrer eigenen
Einkünfte, insbesondere der Kopfsteuer ohne Hilfe des
General-Budgets ins Gleichgewicht gebracht werden.
Es ist in dieser Beziehung ganz sicher, daß die immer
mehr effektiv werdende O kkupation der Gebiete, dic schon
bemerkenswerte Ergebnisse hinsichtlich der Eintreibung
der Kopfsteuer gezeitigt hat, immer greifbarere Erfolge
haben wird. Dagegen werden die Ausgaben für das
Personal, abgesehen von denen für die gentralbehörden,
die keine neunenswerte Anderung erfahren werden,
merklich wachsen, aber sie werden in 10 Jahren sicherlich
nicht 1 500 000 Franken übersteigen. Nun beläuft sich
das Budget für 1912 auf der Ausgabeseite auf
5 217 600 Franken. Davon ist abzusetzen einerseits die
Summe von 665 750 Franken, die für den Tilgungs-
dienst der Anleihe von 1909 auogeworfen ist und die
durch eine gleich hohe Subvention des Mutterlandes
ausgeglichen wird, und anderseitd die Summe von
2 175 000 Franken. welche die den einzelnen Nolonien
gewährten Subventionen darstellt. So reduziert sich
die Ausgabeseite des Budgets von 1912 auf
2 376850 Franken. Wenn ich zu dieser zZiffer
1 500 000 Franken hinzufüge, die für die künftige
Vermehrung des Personals vorgesehen sind, so wird
die Gesamtsumme der Ausgaben im Jahre 1922 nicht
mehr als 4 Millionen Franken betragen. zu bemerken
ist, daß es sich dabei nur um dauernde Ausgaben
handelt und daß mit Vorbedacht den Summen keine
Rechnung getragen worden ist, die für die neuen, mit
den regelmaßigen Einkünften der Rolonie zu bestreiten-
den Arbeiten bestimmt sein werden, die sie mit Ge-
bänden, mit Materialien, kurz mit dem Rüstzeug der
Verwaltung ausstatten sollen, das ihr unentbehrlich
ist. Diese Summen werden besonders zwischen den
dauernden Ausgaben und den Einnahmen aufsgeführt
werden. Die Sonderaufstellung wird eine wachsende
Tendenz haben, wobei die Sleigerung der Ausgaben
hinter dersenigen der Einnahmen zurückbleiben wird.
So ergibt sich, daß im Jahre 1922 das General-=
Audget an Einnahmen 16 Millionen und an dauern-
den Auogaben 4 Millionen Franken ausweisen und
ihm der Betrag von 12 Millionen zur Verfügung
stehen wird, der weitaus genügen wird, allen Ver-
bindlichkeiten nachzulommen.
Diese Augeinandersetzung über die finanzielle Lage
stellt in klarer und einwandfreier Weisc fest, daß die
Kolonie in 10 Jahren selbst imstande sein wird, für
die Abtragung ihrer verschiedenen Anleihen zu sorgen,
daß sie aber bis zum Ende dieses zeitraumes absolut
nicht in der Lage ist, dafür aufzukommen. Mandarfeben
nicht aus den Augen verlieren, daß ihre Budgets,
wenn sie auch als progressiv angusprechen sind, doch
jedes Jahr nenen unerwarteten Ausgaben entgegen-
zusehen haben werden, die in einem Lande, wo noch
zum größten Teile mit Stroh und Lehm gebaut wird,
sehr schwer auf ihnen lasten.
Gründung von Hohosnuß- und Kopra-Gesellschaften
auf der Malalischen Hbalbinsel.
Zeitungsmeldungen aus Singapore zufolge hat
sich die Regierung der Vereinigten Malaienstaaten
veranlaßt gesehen, durch Vermittelung des Ko-
lonialamtes das Publikum vor unsicheren, in
London geplanten überkapitalisierten Kokos=
nuß= und Kopra-Gesellschaften auf der Ma-
laiischen Halbinsel zu warnen. Dabei ist betont
worden, daß die Namen von früheren Beamten
der Vereinigten Malaienstaaten in den in Umlauf
gesetzten Prospekten keine Gewähr dafür bieten,
daß die Unternehmen reell und gesund seien.
— —„
sauschukerzeugung in Brasilien.
lber die brasilianische Kautschukerzeugung
äußert sich ein Bericht des Ministers für Ackerbau,
Handel und Industrie dahin, daß von den in
Brasilien hauptsächlich in Betracht kommenden
Kautschukarten der in den Urwäldern des Ama-
zonasgebiets sich findende und aus der Hevea
brasiliensis gewonnene Seringakautschuk für
sich allein genügen würde, den wachsenden Bedarf
des Weltverbrauchs zu decken, wenn er zweckmäßig
gewonnen würde. Das wäre aber nur dann
möglich, wenn in dem großen Gebiet, in dem
dieser Kautschuk gewonnen werden kann, vor allem
eine dichtere Bevölkerung und bessere Transport-
verhältnisse vorhanden wären. Der Seringa-
kautschuk wird mit Ausnahme des Aeregebiets zur
Zeit nur in den an den Ufern von schiffbaren
Flüssen gelegenen Urwaldgebieten gewonnen und
nicht weiter als etwa 10 km weit von beiden
Seiten der Flüsse. Die Verbindungen sind schlecht
und teuer, die Bäume finden sich sehr zerstrent
und viele sind wegen Mangels an gutem Nähr-
boden nur schlecht entwickelt. Wenn hiernach der
Seringakantschuk schon unter den ungünstigsten
Bedingungen gewonnen wird, so kommen dazu
noch die hohen Preise aller Materialien, die zu
einer Gewinnung benötigt werden, und der not-
wendigsten Lebensmittel in jenen Gegenden.
Auch der den Manigobakautschuk liefernde
Manicoba, der in dem Gebiete vom rechten Ufer
des Rio Parnahyba bis zum Norden des Staates
Minas Geraes einheimisch ist, kommt massenhaft
vor, und wenn er auch nicht rationell ausgebeutet
wird, so stehen doch die Kosten seiner Gewinnung
in besserem Verhältnis zum Verkaufspreis, als
dies bei dem Seringakautschuk der Fall ist. Trotz-
dem wird auch mit diesen Bäumen Raubbau ge-
trieben. Infolge einer veralteten Anzapfungs-
methode und um einen möglichst hohen, wenn
auch nur augenblicklichen Gewinn zu erzielen,
wird den Bäumen bei jeder Ernte der ganze
Saft abgezogen, wodurch nicht nur die Bäume
selbst, sondern auch die Güte und Menge des Er-
zeugnisses leiden.
Am verbreitetsten von allen Kautschuk liefern-
den Bäumen in Brasilien ist der Mangabeira.
Er findet sich von Maranhäo bis Säo Paulo und
auch in einigen Gegenden des Amazonasgebiets.
Er wächst schon auf sandigem und schlechtem
Boden, liefert aber auf gutem Boden ein viel