Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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wird, soweit die monatlichen Zufuhren zeigen, 
erheblich hinter der des Vorjahrs zurückbleiben. 
Die Zufuhren betrugen im Mai 1912 (Mai 
1911): 9875 (15742), im Juni 32459 (17 878), 
im Juli 37 447 (37 168), im August 25 643 
(52 556) und im September 13 985 (45 500) 
Sack. Für Oktober werden kaum mehr als 
30 000 Sack Kakao erwartet, während im Ok- 
tober 1911 etwa 63 000 Sack an den Markt 
kamen. 
Als Grund für die geringe Qualität und 
Quantität muß vor allem das ungünstige Wetter 
bezeichnet werden. Nach heißem Sonnenschein 
folgten schwere Regenfälle und beeinträchtigten 
den Fruchtansatz. Gewissen Schaden, wenn auch 
in geringerem Maße als anfänglich geschätzt wurde, 
verursachte ein unbekannter Käfer in den Kakao- 
pflanzungen. 
Beachtenswert sind auch die Klagen über die 
wohl auch zum erstenmal beobachtete Verringe- 
rung der Tragfähigkeit der alten Bäume. 
  
Wenn man auch hofft, daß dies eine vorüber- 
gehende Erscheinung sein wird, so verschließt mian 
sich wiederum nicht der Erkenntnis, daß ein jähr- 
licher nicht unbedeutender Ausfall der Ernte ein- 
treten müßte, falls diese Beobachtung ein Zeichen 
dauernder Erschöpfung der alten Bäume sein 
dürfte. 
Unter den gegenwärtigen Verhältnissen: kleine 
Ernte, schlechte Qualität und gedrückte Preise, 
leidet naturgemäß besonders der kleine Pflanzer. 
Er hält die systematische Bewirtschaftung seines 
Landes nicht mehr für nutzbringend und vernach- 
lässigt, was er in manchen Jahren schwerer Ar- 
beit geschaffen hat. Mit Neupflanzungen sind 
Geldausgaben verknüpft, Barmittel aber sind 
knapp bei ihm, da entschließt er sich lieber zu 
einem Verkaufe seiner „Fazenda“, sofern sich ihm 
irgendein annehmbares Gebot zeigt. 
(Bericht des Kais. Konsulats in Babian 
vom 11. Oktober 1912.) 
  
  
Literatur-Bericht. 
Die Lundesgesetzgehung für das Schutzgeblet 
Kamernn. Suammlung der in Kamerun zur geit 
kzeltenden völkerrechtlichen Verträgce. Gesctze, Ver- 
onnungen und Dienstvomchriften mit Anmerkungen 
und HRegistern. Auf Grund amtlicher (##uellen her- 
anskegeben von Dr. Ruppel. Regierungsrat und 
Referent beim Kaiserlichen Gouvrernement von 
Kamerun. Berlin 1912. Verlag von L.ust Sieg- 
fried Mittler & Sohn. (lebunden Preis 31 .K. 
Erfreulich ist den Landesgesetzgebungender Schutz- 
gebicte Deutsch-Ostafrika und Togo (1902, 1910) nun- 
mehr die Landesgesctzgebung des Schutzgebiets Kau- 
merun gefolgt. In sieben Kapiteln (I. Verlassung, 
Allgemeine Verwaltung, Völkerrechtliche Verträge; 
II. Beamte und Angertellte; III. Finanzrerwaltung; 
IV. Rechtspflege; V. PLolizei; VI. Wohlfahrtspflege; 
VII. Mililtärwesen) gibt das Werk. nach Alnterien 
geordnet, ein recht klares, übersichtliches und voll- 
stündiges Bill vom getzcmhwärtizen Stande des Ka- 
meruner Rechts, so (dlulz auch der nicht juristisch 
vorgebildete Kaufmann und l’flanzer leicht einen er- 
schöpfenden Aufschlunz über die ihn beschüftigenden 
Fragen, z. B. des Stener-. ZJoll-. Handels- oler Cde- 
werberechts erhulten. Ebenso wird (lie Landesgesetz- 
kbung ein willkommener Wegveiser durch die ver- 
schlungenen (jünge des Kol#minlreclus nicht nur dem 
in der kolonialen DP’rakis stchenden Verwaltungsbeamten 
und Richter. sondern auch dem ZQhriftsteller sein, 
der sih theoretisch mit einer Einzelfrage der schwie- 
rigen. in den letzten Jahren jedoch rielfach hevor- 
zugten Koloninlrechtswissenschaft befalzt. 
# ist zu hoffen, dali das handliche Werk. dessen 
Gebrauch durch ein suchlich. innerhalb der Abschuitte 
aber zeitlich geor#lnetes lInhaltsverzeichnis und (Hlurch 
ein umfangreiches alphabelisches Sachregister wesent- 
lich erleichtert winl, eine recht weite Verbreitung 
finden, auch dat ihm bald eine weitere echtssamm- 
lung der noch übrikgen Schutzgechiete folgen wird. 
Fischer. 
  
Krieg und Frleden, Erinnerungen aus dem Lehen 
einer Offiziersfrau. Hernusgegeben von Adda Frei- 
frau von Liliencron, uch. Freiin von Wrangel. 
Mit einem Bildnis. (icheftet 5,00 f., gelbunden 
6.50 .. Verlag R. Eisenschmidt, Berlin NW.7. 
In packender Weise und glänzender Sprache 
schildert die Verfasserin, sclbst ein Sollalenkinde. ihr 
viclbewegtes Leben, das sie als Offiziersftau und na#h 
dem Tode ihres (intten im Hause ihres Schwicer- 
schns, gleichfalls eines hohen Alilitärs, von cinem Um 
zum andern führte, denn „der Soldat hat kein bleibene! 
Quartier-. Wicltkzeschichtliche Ereignisse hat sie niehn 
nur miterleht. sondern auch mitemplfunden, und al- 
ihr das Lichste und (dumit alle Aufgaben Eenoni- 
men sind, die jahrelang ihr Lehen ausfüllten, da widl- 
met sich dies elle Frauenherz von nun an ganz d# 
aufopfernden Nächstenliehe, denn im (ilücklueh-- 
machen liegt das (ilücklichsein. Hatte sie darin 
schon vicl Liches und Gutes in der Garnisoh ihre 
Schwickersohns tun können. so bot sich ihr ein neue-.# 
reiches Fell der Tätigkeit lurch den Aufslund in 
Sücllwestafrka 1001, nohin ihr „getreuer Adjutant“. 
der damalige Umeroffizier Lüth. uals Freiwilliger ze#. 
Wie während der ganzen Aufstandsinhre jeder ein- 
zcelne. vom jüngsten Reiter bis zum ültesten Ottfizier. 
an „Zunserer Freifrau von Afrika“ hing, das weil jGler. 
der schbst mit druuen war. So wirkt sie auch heute an 
ihrem Lehbensabend norh in ihrer stillen. zu jedenn 
Dersönlichen Opfer bereiten Weise zum Besten des 
Nüchesien fort, und die noch vor kurzem in Südwei-- 
afrika, Kamerun und Ostafrtika von ihr ins Lebeon 
gerufenen Soldaten-Büchereien werden in den deint- 
schen Schutaigehieten ein bleibendes Andenken bilden 
an die Person und das Wirken dieser echt deutschen 
Frau. Bender.
	        
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