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Hieran wird auch eine verbesserte Technik in der
Behandlung nicht viel ändern können.
Im Bezirk Omaruru tragen sich zurzeit eine
Anzahl Farmer mit dem Gedanken, eine Ge-
nossenschaftsmeierei zu gründen. Das Zu-
standekommen eines derartigen Unternehmens
wäre um so mehr zu begrüßen, als nur in einem
mit modernen Hilfsmitteln ausgestatteten Betrieb
ein gleichmäßiges und gutes Molkereiprodukt ge-
wonnen werden kann, das auch die für den Export
nötigen Eigenschaften besitzt.
Zur Entrahmung der Milch auf den Farmen
bedient man sich erfreulicherweise immer mehr
und mehr der Handzentrifugen, was immerhin
schon einen Fortschritt bedeutet. Diese Zentri-
fugen find fast ohne Ausnahme deutsches Fabrikat.
Aus dem Krbeitsbereich des Kolonial-Wirtschaft-
lichen Komittees.
Die Schiffahrts-Erpedition nach Alt= und
Neukamernn.
Bei der kürzlich stattgehabten Sitzung der Techni-
schen Kommission des Kolonial-Wirtschaft-
lichen Romitees berichtete der Erpeditionsleiter der
Schiffahrts-Erpedition Michell, der noch vor kurzem
im Dienste der Belgischen Regierung am Kongo tätig
war, u. a. zunächst folgendes:
Bei meiner Rückreise vom Ublégebiet hatte ich
Gelegenheit, die Sangha-Mündung, die verschie-
denen NRanäle, die in den Kongo ausmünden, und
den Liknala-Mosaka zu beobachten, den letzteren auch
ein Stück aufwärts bis zur französischen Handelsstation
Mosaka. Das Land ist hier äußerst flach und zur
Hochwasserzeit für längere oder kürgere Zeit über-
schwemmt. Den Namen „Sumpfland“ in dem üblichen
Sinne anwenden zu wollen, ist falsch. Diese Gegenden
werden richtiger mit „Uleberschwemmungsgebiet“ be-
zeichnet. Das Land selbst besteht zum größten Teil
aus Lehmboden, der zur Trocken= bzw. Niedrigwasser-
zeit äußerst hart wird in dem Maßce, daß in der Erde
große Sprünge auftreten, zum Teil ist es Grasland,
auf dem der Büffel seine beste Lebensbedingung findet,
zum anderen Teil Wald. Einige wenige Stellen liegen
etwas erhöht; auf ihnen befinden sich Eingeborenen-
dörfer, in Mosaka ferner die Faktorei Tréchot. Letztere
ist auf einem künstlich hergestellten Erdwall erbant,
steht aber trotzdem während einiger Wochen der Loch-
wasserzeit unter Wasser, so daß der Verkehr zwischen
den ein zelnen Häusern nur unter Benutzung von Kanus
hergestellt werden kann. Im Dorfe Mosaka, etwas
unterhalb der Faktorei, errichtete das französische Gou-
vernement im September dieses Jahres einen Zoll-
posten.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei dem viel-
genannten Bonga am rechten Sangha-Ufer, das
jetzt deutsch geworden ist. Leute, die längere Zeit dort
wohnten, bestätigten mir, daß auch hier die Häuser
während mehrerer Wochen des Jahres gänzlich im
Wasser stehen. Ich glaube daher kaum, daß Bonga
jemals ein Haupthandelsplatz oder gar Eisenbahnend-
punkt werden kann. Selbst angenommen, daß die
Überschwemmung Bongas während einiger Wochen im
Jahre kein Hindernis bilden würde, so steht doch das
westlich und nördlich gelegene Land 4 und 5 Monate
lang unter Wasser, hauptsächlich der Teil zwischen dem
Sangha und dem Likuala-Mosaka, der von zahlreichen
Kanälen durchzogen ist und stellenweise größere und
kleinere Tümpel aufweist, die selten trocken werden.
*
Der Schiffahrtsexpedition nach Alt= und Neu-
kamerun, die wegen der günstigsten klimatischen und
Wasserstandsverhälinisse ihre Ausreise am 9. Jannar
antreten wird, ist die allgemeine Aufgabe gestellt, die
Flüsse Niong, Dume, Kadei, Sangha, Mambere
auf ihre Leistungsfähigkeit als Zubringer zur Ka-
merun-Mittellandbahn zu prüfen bzw. nachzu-
prüfen, und die besondere Aufgabe, Pläne und Kosten-
anschläge für die Verbesserung der Wasserstraßen und
Kostenanschlüge und Rentabilitätsberechnungen für die
Einrichtung einer Motor-Schleppschiffahrt in den ge-
nannten Flußsystemen mit Vorschlägen für die ge-
eignetste Fahrzengtype zu liefern.
Auf Antrag des Gouvernements von Kamernn er-
fährt das Programm der Erpedition insofern eine Ande-
rung, als die Arbeiten nicht am Sangha, sondern am
Njong beginnen werden. Wenn der Njong als Schiff-
fahrtostraße noch nicht diejenige Beachtung gefunden
hat, die ihm zweifelsohne zukommt, so liegt dies an
seiner Binnenlage, die ihn mangels einer Verbindung
mit der Küste wegen seiner Stromschnellen zu einer
Verkehrsbedeutung nicht hat gelangen lassen. Es
mangelt diesem Fluß zur Zeit jede Beziehung zum Wirt-
schaftsleben der Außenwelt. Die im Bau begriffene
Mittellandbahn ist berufen, diese Beziehung herzu-
stellen und die günstigen Verhältnisse des Njong als
Verkehrsstraße zur Geltung zu bringen. Am Nijong
haben bereits zweimal Erkundungen stattgefunden,
nunmehr soll eine gründliche Untersuchung des Flusses
auf seine Schiffbarkeit bei möglichst niedrigem Wasser-
stand folgen. Dieser fällt in die Zeit von Ende Fe-
bruar bis Ende April. Das Gouvernement stellt einen
im Wasserbau erfahrenen Oberbeamten zur Verfügung,
ferner wird ein in der Schiffahrt erfahrener Maschinist
die Expedition begleiten. Ihm liegt u. a. die Be-
dienung eines Cudellmotors ob, der zum schnelleren
Vorwärtskommen der Erpedition beitragen soll, und
der an jedes Boot oder KRanu angeschraubt werden
kann. Die Arbeit der Erxpedition wird etwa 10 km
unterhalb Olama beginnen und von hier den Njong
aufwärts unter eventueller Berücksichtigung einiger
Seitenflüsse fortgeführt werden. Hierauf wird der
libergang zum Dume, die Bereisung des Kadei und
von Nola aufwärts des Mambere bis zum nörd-
lichsten schiffbaren Punkt erfolgen. Die Rückreise soll
über den Sangha und Kongo stattfinden; die eigent-
liche Aufgabe der Erpedition wird bei Bonga beendigt
sein. Eine Bereisung des Dscha läßt sich mit dieser
Erxpedition nicht verbinden, weil die Niedrigwasserzeit
gerade für die Untersuchung der erwähnten Flüsse
ausreicht. Eine Erkundung des Dscha würde allein
eine Niedrigwasserperiode ganz ausfüllen.
Den Nachweis der Schiffbarkeit vorausgesetzt, ist
das Gouvernement entschlossen, mit allen Mitteln die
Ausnutzung der Wasserstraßen zu betreiben und diese
Arbeiten so zu beschleunigen, daß, sobald der Schienen-
strang der Mittellandbahn den Njong erreicht,
was für Ende 1916 erhofft wird, auf den Wasser-
straßen bereits ein rationeller Schiffahrts-
betrieb eingerichtet ist.
Der erste Dieselmotor in Deutsch-Ostafrika.
Ferner wurde in jener Sitzung die Einführung
des ersten stationären Dieselmotors für
Deutsch-Ostafrika beschlossen.