Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Hieran wird auch eine verbesserte Technik in der 
Behandlung nicht viel ändern können. 
Im Bezirk Omaruru tragen sich zurzeit eine 
Anzahl Farmer mit dem Gedanken, eine Ge- 
nossenschaftsmeierei zu gründen. Das Zu- 
standekommen eines derartigen Unternehmens 
wäre um so mehr zu begrüßen, als nur in einem 
mit modernen Hilfsmitteln ausgestatteten Betrieb 
ein gleichmäßiges und gutes Molkereiprodukt ge- 
wonnen werden kann, das auch die für den Export 
nötigen Eigenschaften besitzt. 
Zur Entrahmung der Milch auf den Farmen 
bedient man sich erfreulicherweise immer mehr 
und mehr der Handzentrifugen, was immerhin 
schon einen Fortschritt bedeutet. Diese Zentri- 
fugen find fast ohne Ausnahme deutsches Fabrikat. 
Aus dem Krbeitsbereich des Kolonial-Wirtschaft- 
lichen Komittees. 
Die Schiffahrts-Erpedition nach Alt= und 
Neukamernn. 
Bei der kürzlich stattgehabten Sitzung der Techni- 
schen Kommission des Kolonial-Wirtschaft- 
lichen Romitees berichtete der Erpeditionsleiter der 
Schiffahrts-Erpedition Michell, der noch vor kurzem 
im Dienste der Belgischen Regierung am Kongo tätig 
war, u. a. zunächst folgendes: 
Bei meiner Rückreise vom Ublégebiet hatte ich 
Gelegenheit, die Sangha-Mündung, die verschie- 
denen NRanäle, die in den Kongo ausmünden, und 
den Liknala-Mosaka zu beobachten, den letzteren auch 
ein Stück aufwärts bis zur französischen Handelsstation 
Mosaka. Das Land ist hier äußerst flach und zur 
Hochwasserzeit für längere oder kürgere Zeit über- 
schwemmt. Den Namen „Sumpfland“ in dem üblichen 
Sinne anwenden zu wollen, ist falsch. Diese Gegenden 
werden richtiger mit „Uleberschwemmungsgebiet“ be- 
zeichnet. Das Land selbst besteht zum größten Teil 
aus Lehmboden, der zur Trocken= bzw. Niedrigwasser- 
zeit äußerst hart wird in dem Maßce, daß in der Erde 
große Sprünge auftreten, zum Teil ist es Grasland, 
auf dem der Büffel seine beste Lebensbedingung findet, 
zum anderen Teil Wald. Einige wenige Stellen liegen 
etwas erhöht; auf ihnen befinden sich Eingeborenen- 
dörfer, in Mosaka ferner die Faktorei Tréchot. Letztere 
ist auf einem künstlich hergestellten Erdwall erbant, 
steht aber trotzdem während einiger Wochen der Loch- 
wasserzeit unter Wasser, so daß der Verkehr zwischen 
den ein zelnen Häusern nur unter Benutzung von Kanus 
hergestellt werden kann. Im Dorfe Mosaka, etwas 
unterhalb der Faktorei, errichtete das französische Gou- 
vernement im September dieses Jahres einen Zoll- 
posten. 
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei dem viel- 
genannten Bonga am rechten Sangha-Ufer, das 
jetzt deutsch geworden ist. Leute, die längere Zeit dort 
wohnten, bestätigten mir, daß auch hier die Häuser 
während mehrerer Wochen des Jahres gänzlich im 
Wasser stehen. Ich glaube daher kaum, daß Bonga 
jemals ein Haupthandelsplatz oder gar Eisenbahnend- 
punkt werden kann. Selbst angenommen, daß die 
Überschwemmung Bongas während einiger Wochen im 
Jahre kein Hindernis bilden würde, so steht doch das 
westlich und nördlich gelegene Land 4 und 5 Monate 
  
lang unter Wasser, hauptsächlich der Teil zwischen dem 
Sangha und dem Likuala-Mosaka, der von zahlreichen 
Kanälen durchzogen ist und stellenweise größere und 
kleinere Tümpel aufweist, die selten trocken werden. 
* 
Der Schiffahrtsexpedition nach Alt= und Neu- 
kamerun, die wegen der günstigsten klimatischen und 
Wasserstandsverhälinisse ihre Ausreise am 9. Jannar 
antreten wird, ist die allgemeine Aufgabe gestellt, die 
Flüsse Niong, Dume, Kadei, Sangha, Mambere 
auf ihre Leistungsfähigkeit als Zubringer zur Ka- 
merun-Mittellandbahn zu prüfen bzw. nachzu- 
prüfen, und die besondere Aufgabe, Pläne und Kosten- 
anschläge für die Verbesserung der Wasserstraßen und 
Kostenanschlüge und Rentabilitätsberechnungen für die 
Einrichtung einer Motor-Schleppschiffahrt in den ge- 
nannten Flußsystemen mit Vorschlägen für die ge- 
eignetste Fahrzengtype zu liefern. 
Auf Antrag des Gouvernements von Kamernn er- 
fährt das Programm der Erpedition insofern eine Ande- 
rung, als die Arbeiten nicht am Sangha, sondern am 
Njong beginnen werden. Wenn der Njong als Schiff- 
fahrtostraße noch nicht diejenige Beachtung gefunden 
hat, die ihm zweifelsohne zukommt, so liegt dies an 
seiner Binnenlage, die ihn mangels einer Verbindung 
mit der Küste wegen seiner Stromschnellen zu einer 
Verkehrsbedeutung nicht hat gelangen lassen. Es 
mangelt diesem Fluß zur Zeit jede Beziehung zum Wirt- 
schaftsleben der Außenwelt. Die im Bau begriffene 
Mittellandbahn ist berufen, diese Beziehung herzu- 
stellen und die günstigen Verhältnisse des Njong als 
Verkehrsstraße zur Geltung zu bringen. Am Nijong 
haben bereits zweimal Erkundungen stattgefunden, 
nunmehr soll eine gründliche Untersuchung des Flusses 
auf seine Schiffbarkeit bei möglichst niedrigem Wasser- 
stand folgen. Dieser fällt in die Zeit von Ende Fe- 
bruar bis Ende April. Das Gouvernement stellt einen 
im Wasserbau erfahrenen Oberbeamten zur Verfügung, 
ferner wird ein in der Schiffahrt erfahrener Maschinist 
die Expedition begleiten. Ihm liegt u. a. die Be- 
dienung eines Cudellmotors ob, der zum schnelleren 
Vorwärtskommen der Erpedition beitragen soll, und 
der an jedes Boot oder KRanu angeschraubt werden 
kann. Die Arbeit der Erxpedition wird etwa 10 km 
unterhalb Olama beginnen und von hier den Njong 
aufwärts unter eventueller Berücksichtigung einiger 
Seitenflüsse fortgeführt werden. Hierauf wird der 
libergang zum Dume, die Bereisung des Kadei und 
von Nola aufwärts des Mambere bis zum nörd- 
lichsten schiffbaren Punkt erfolgen. Die Rückreise soll 
über den Sangha und Kongo stattfinden; die eigent- 
liche Aufgabe der Erpedition wird bei Bonga beendigt 
sein. Eine Bereisung des Dscha läßt sich mit dieser 
Erxpedition nicht verbinden, weil die Niedrigwasserzeit 
gerade für die Untersuchung der erwähnten Flüsse 
ausreicht. Eine Erkundung des Dscha würde allein 
eine Niedrigwasserperiode ganz ausfüllen. 
Den Nachweis der Schiffbarkeit vorausgesetzt, ist 
das Gouvernement entschlossen, mit allen Mitteln die 
Ausnutzung der Wasserstraßen zu betreiben und diese 
Arbeiten so zu beschleunigen, daß, sobald der Schienen- 
strang der Mittellandbahn den Njong erreicht, 
was für Ende 1916 erhofft wird, auf den Wasser- 
straßen bereits ein rationeller Schiffahrts- 
betrieb eingerichtet ist. 
Der erste Dieselmotor in Deutsch-Ostafrika. 
Ferner wurde in jener Sitzung die Einführung 
des ersten stationären Dieselmotors für 
Deutsch-Ostafrika beschlossen.
	        
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