Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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keiten hinsichtlich der Verwaltung durch Ehren- 
beamte ergeben. Er glaube, daß auch in den 
anderen Bezirken sich Farmer finden würden, 
die zur Führung der Verwaltung geeignet seien. 
Eine weitere Ausbreitung von Genossenschafts- 
banken sei bisher aus Gründen, die nicht klar 
hervorträten, möglicherweise aus persönlichen 
Momenten, unterblieben. 
Herr Generalkonsul von Mendelssohn: 
Nach den Ausführungen des Herrn Korreferenten 
sei ein Bedürfnis für Grundkredit nicht mehr vor- 
handen, da der Grund und Boden bereits ent- 
sprechend hoch belastet sei. Das scheine ihm nicht 
erwiesen und er halte es für sehr wichtig, hier 
Klarheit zu schaffen. Auch sei es notwendig zu 
erfahren, inwieweit das Land verbesserungsfähig 
sei. Damit komme er auf die Meliorationen zu 
sprechen. Er glaube, daß dieser Frage näher 
getreten werden müsse, bevor der Bodenkredit ge- 
regelt werden könne. Die in dem Referat S. 132 
wiedergegebenen Ausführungen des Herrn 
W. Willcoxs halte er für sehr richtig. Freilich 
werde für die Bewässerung ein sehr großes Kapital 
ersorderlich sein. Die formelle Einrichtung der 
Institute sei ihm cura posteria. 
Der Korreferent Herr Dr. Salomonsohn 
erwiderte, er habe seinen Berechnungen das in 
den Anlagen des Berichts des Herrn Geheimrats 
Zoepfl enthaltene Zahlenmaterial zugrunde ge- 
legt. Wenn man den Wert des Hektars mit 2./ 
annehme, was verhältnismäßig hoch sei, so bestehe 
zur Zeit eine Durchschnittsbelastung der Grund- 
stücke von 58% ihres Wertes. Die Wünsche 
selbst der anspruchsvollsten Farmer gingen nur 
dahin, daß bei der neuen Kreditorganisation eine 
Beleihung bis 60 % des Grundstückswertes in 
Aussicht genommen werde. 
Der von den Farmern ausgenommene Personal- 
kredit, den man auf 3 Millionen schätze, stecke 
wohl in den hypothekarisch gesicherten Beträgen. 
Geheimrat Zoepfl erklärte dies für zutreffend. 
Der Vorsitzende warf die Frage auf, ob 
man nicht bei der Beleihung bis zu 66m % des 
Grundstückswertes gehen könne. Dr. Salomon- 
sohn wies demgegenüber darauf hin, daß in den 
fremden Kolonien die Beleihung durchgängig bis 
zu 50% ginge. Nur Kanada kennt eine Be- 
leihung bis zu 662/ %. Einer über 50% 
hinausgehenden Beleihung müsse er mit Rücksicht 
auf die Unsicherheit des Bodenwerts entschieden 
widerraten. 
Der Vorsitzende führte weiter aus: Der 
Wert der Farmen sei in letzter Zeit, wenn auch 
angenblicklich infolge der Trockenheit eine Störung 
Ceingetreten sei, ständig gestiegen. Da das dem 
  
der Bahn gelegene Land in der Hauptsache ver- 
kauft sei, müßten neu eintreffende Ansiedler ent- 
weder in weiter von der Bahn entfernt gelegenen 
Gebieten Farmen erwerben oder bereits bestehende 
Farmen kaufen. In Fällen der letzteren Art 
seien neuerdings ziemlich erhebliche Preise gezahlt 
worden. 
Es habe sich auch mehr und mehr heraus- 
gestellt, daß sowohl mit Gartenkultur als mit 
Körnerfrüchten, namentlich Mais, Erfolge erzielbar 
sind, die man vorher nicht für möglich gehalten 
habe. Er wolle dabei auf Südafrika hinweisen, 
wo man durch Tiefpflügen große Erfolge erzielt 
habe. Während seiner Tätigkeit als Generalkonsul 
in Kapstadt habe man es nicht für möglich ge- 
halten, daß das Land seinen eigenen Maisbedarf 
werde decken können. Heute würden schon er- 
hebliche Mengen Mais ausgeführt. 
Nördlich Windhuk seien auf einer Farm 20, 
auf einer zweiten 40 ha mit Mais bebaut. Noch 
mehr Mais werde im Norden des Schutzgebiets 
angebaut. 
Auf den Kleinsiedlungen erweise sich der Anbau 
von Fruchtbäumen als möglich. Eine Anzahl 
Farmer beschäftige sich jetzt auch mit Tabakbau, 
doch stände man hier noch im Stadium des 
Versuchs. 
Alle diese Momente ergäben wohl, daß mit 
einer weiteren Steigerung des Bodenwertes für 
absehbare Zeit gerechnet werden könne. 
Richtig sei, daß die Regierung früher Land 
zu sehr niedrigen Preisen weggegeben habe. Man 
habe sich damals in einer gewissen Zwangslage 
befunden, weil nur wenig bemittelte Farmer ins 
Land gekommen seien und man den altgedienten 
Leuten aus der Schutztruppe den Erwerb von 
Farmen nicht gut habe unmöglich machen können. 
Es sei hinzugekommen, daß damals noch keine 
Eisenbahnverbindungen bestanden hätten und das 
Risiko beim Transport von der Küste sehr groß 
gewesen sei. 
Was die Ansiedlungsbeihilsen betreffe, so stehe 
zur Zeit kein statistisches Material darüber zur 
Verfügung, wieviel von den Beihilfen als ver- 
loren anzusehen seien. Nach einem Bericht des 
Geheimen Regierungsrats Hintrager, der lange 
Zeit die Gouverneursgeschäfte geführt habe, habe 
die Regierung bisher noch keine Veranlassung ge- 
habt, auch nur eine dieser Ansiedlungsbeihilfen 
als verloren anzusehen. Er persönlich glaube 
zwar nicht, daß alle Beihilfen zurückerstattet werden 
würden. Immerhin würden Verluste in dem 
Maße, als allgemein angenommen werde, nicht 
eintreten. Die Beihilfen seien, als er Gouverneur 
gewesen sei, schon vorwiegend als Meliorations= 
darlehen gegeben worden; die Petenten hätten 
Fiskus zum Verkauf zur Verfügung stehende anMden Nachweis erbringen müssen, daß der Betrag
	        
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