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keiten hinsichtlich der Verwaltung durch Ehren-
beamte ergeben. Er glaube, daß auch in den
anderen Bezirken sich Farmer finden würden,
die zur Führung der Verwaltung geeignet seien.
Eine weitere Ausbreitung von Genossenschafts-
banken sei bisher aus Gründen, die nicht klar
hervorträten, möglicherweise aus persönlichen
Momenten, unterblieben.
Herr Generalkonsul von Mendelssohn:
Nach den Ausführungen des Herrn Korreferenten
sei ein Bedürfnis für Grundkredit nicht mehr vor-
handen, da der Grund und Boden bereits ent-
sprechend hoch belastet sei. Das scheine ihm nicht
erwiesen und er halte es für sehr wichtig, hier
Klarheit zu schaffen. Auch sei es notwendig zu
erfahren, inwieweit das Land verbesserungsfähig
sei. Damit komme er auf die Meliorationen zu
sprechen. Er glaube, daß dieser Frage näher
getreten werden müsse, bevor der Bodenkredit ge-
regelt werden könne. Die in dem Referat S. 132
wiedergegebenen Ausführungen des Herrn
W. Willcoxs halte er für sehr richtig. Freilich
werde für die Bewässerung ein sehr großes Kapital
ersorderlich sein. Die formelle Einrichtung der
Institute sei ihm cura posteria.
Der Korreferent Herr Dr. Salomonsohn
erwiderte, er habe seinen Berechnungen das in
den Anlagen des Berichts des Herrn Geheimrats
Zoepfl enthaltene Zahlenmaterial zugrunde ge-
legt. Wenn man den Wert des Hektars mit 2./
annehme, was verhältnismäßig hoch sei, so bestehe
zur Zeit eine Durchschnittsbelastung der Grund-
stücke von 58% ihres Wertes. Die Wünsche
selbst der anspruchsvollsten Farmer gingen nur
dahin, daß bei der neuen Kreditorganisation eine
Beleihung bis 60 % des Grundstückswertes in
Aussicht genommen werde.
Der von den Farmern ausgenommene Personal-
kredit, den man auf 3 Millionen schätze, stecke
wohl in den hypothekarisch gesicherten Beträgen.
Geheimrat Zoepfl erklärte dies für zutreffend.
Der Vorsitzende warf die Frage auf, ob
man nicht bei der Beleihung bis zu 66m % des
Grundstückswertes gehen könne. Dr. Salomon-
sohn wies demgegenüber darauf hin, daß in den
fremden Kolonien die Beleihung durchgängig bis
zu 50% ginge. Nur Kanada kennt eine Be-
leihung bis zu 662/ %. Einer über 50%
hinausgehenden Beleihung müsse er mit Rücksicht
auf die Unsicherheit des Bodenwerts entschieden
widerraten.
Der Vorsitzende führte weiter aus: Der
Wert der Farmen sei in letzter Zeit, wenn auch
angenblicklich infolge der Trockenheit eine Störung
Ceingetreten sei, ständig gestiegen. Da das dem
der Bahn gelegene Land in der Hauptsache ver-
kauft sei, müßten neu eintreffende Ansiedler ent-
weder in weiter von der Bahn entfernt gelegenen
Gebieten Farmen erwerben oder bereits bestehende
Farmen kaufen. In Fällen der letzteren Art
seien neuerdings ziemlich erhebliche Preise gezahlt
worden.
Es habe sich auch mehr und mehr heraus-
gestellt, daß sowohl mit Gartenkultur als mit
Körnerfrüchten, namentlich Mais, Erfolge erzielbar
sind, die man vorher nicht für möglich gehalten
habe. Er wolle dabei auf Südafrika hinweisen,
wo man durch Tiefpflügen große Erfolge erzielt
habe. Während seiner Tätigkeit als Generalkonsul
in Kapstadt habe man es nicht für möglich ge-
halten, daß das Land seinen eigenen Maisbedarf
werde decken können. Heute würden schon er-
hebliche Mengen Mais ausgeführt.
Nördlich Windhuk seien auf einer Farm 20,
auf einer zweiten 40 ha mit Mais bebaut. Noch
mehr Mais werde im Norden des Schutzgebiets
angebaut.
Auf den Kleinsiedlungen erweise sich der Anbau
von Fruchtbäumen als möglich. Eine Anzahl
Farmer beschäftige sich jetzt auch mit Tabakbau,
doch stände man hier noch im Stadium des
Versuchs.
Alle diese Momente ergäben wohl, daß mit
einer weiteren Steigerung des Bodenwertes für
absehbare Zeit gerechnet werden könne.
Richtig sei, daß die Regierung früher Land
zu sehr niedrigen Preisen weggegeben habe. Man
habe sich damals in einer gewissen Zwangslage
befunden, weil nur wenig bemittelte Farmer ins
Land gekommen seien und man den altgedienten
Leuten aus der Schutztruppe den Erwerb von
Farmen nicht gut habe unmöglich machen können.
Es sei hinzugekommen, daß damals noch keine
Eisenbahnverbindungen bestanden hätten und das
Risiko beim Transport von der Küste sehr groß
gewesen sei.
Was die Ansiedlungsbeihilsen betreffe, so stehe
zur Zeit kein statistisches Material darüber zur
Verfügung, wieviel von den Beihilfen als ver-
loren anzusehen seien. Nach einem Bericht des
Geheimen Regierungsrats Hintrager, der lange
Zeit die Gouverneursgeschäfte geführt habe, habe
die Regierung bisher noch keine Veranlassung ge-
habt, auch nur eine dieser Ansiedlungsbeihilfen
als verloren anzusehen. Er persönlich glaube
zwar nicht, daß alle Beihilfen zurückerstattet werden
würden. Immerhin würden Verluste in dem
Maße, als allgemein angenommen werde, nicht
eintreten. Die Beihilfen seien, als er Gouverneur
gewesen sei, schon vorwiegend als Meliorations=
darlehen gegeben worden; die Petenten hätten
Fiskus zum Verkauf zur Verfügung stehende anMden Nachweis erbringen müssen, daß der Betrag