Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Arbeitszeit gerichtete Bewegung geltend. Da brach- 
ten Ende Juni die aus den Vereinigten Staaten 
kommenden Nachrichten über sehr günstige Aus- 
sichten für die kommende Ernte einen vollständigen 
Umschwung. Die Preise für das Rohmaterial 
gingen fortschreitend zurück, so daß die Webereien 
ihre Preise herabsetzen und sich gleichwohl einen 
besseren Gewinn sichern konnten. Der Verbrauch, 
der sich unter den früheren hohen Preisen nach 
Möglichkeit zurückgehalten hatte, setzte verstärkt ein, 
und man kaufte — eine seltene Erscheinung! — 
trotz weiter weichender Preise mehr und mehr, 
so daß die Webereien reichlich, zum Teil sogar 
überreichlich, beschäftigt waren und die Erzeugung 
der Spinnereien vollständig aufnehmen konnten. 
Auch die politischen Störungen im Orient und in 
Ostasien, die das zweite Halbjahr 1911 brachte, 
übten keinen allzu fühlbaren Einfluß aus. Die 
Ergebnisse des Jahres sind daher für die Spinne- 
reien und Webereien günstig gewesen, so günstig, 
daß bereits eine weitere Vermehrung der Spindel- 
zahl befürchtet wird. 
Die während des Jahres veröffentlichten Ab- 
schlüsse und bekannt gegebenen Dividenden der 
Aktienspinnereien geben freilich kein getreues Bild 
der tatsächlichen Geschäftslage, weil in ihnen noch 
die Ungunst der vorausgegangenen Zeiten nach- 
wirkt, und weil anderseits für die Dividenden- 
zahlung vielfach auf alte Reserven zurückgegriffen 
wurde. Nach einer Statistik haben von 76 Spinne- 
reien in Lancashire mit einem Aktienkapital von 
2680 798 Lund einem Leihkapital von 1394792#. 
45 einen Gewinn von 79724 K erzielt und 31 
einen Verlust von 48711 L gehabt. 100 andere 
Spinnereien mit einem Aktienkapital von 
3728 058 Lund einem Leihkapital von 2 589 471 . 
erzielten einen durchschnittlichen Reingewinn von 
nur 3¾ v. H. vom Aktienkapital bzw. etwas über 
2 v. H. vom Gesamtkapital, verteilten aber gleich- 
wohl 43/ v. H. Dividende. 
Wenn die wirklichen Gewinnziffern auch gering 
sind, so tritt aber jedenfalls die Besserung gegen das 
Vorjahr, das nur Verluste aufwies, deutlich zutage. 
Für 1911 wird die Zahl der britischen Baum- 
wollspindeln (einschließlich derjenigen für Zwirne- 
reien und Abfallspinnereien) auf 58 002 000 gegen 
57 732000 im Vorjahr und die Zahl der Baum- 
wollwebstühle im Vereinigten Königreich auf 
741.000 (gleiche Zahl wie im Vorjahr) angegeben. 
Die entsprechenden Weltziffern betragen für Spin- 
deln etwa 140 656 000 (1910: 138598000) und 
für Webstühle 2517000 (1910: 2473000). 
Die Baumwollernte der Vereinigten 
Staaten von Amerika hatte 1908/09 bei einer 
Anbaufläche von 33512000 Aeres rund 13 800 000 
Ballen, 1909/10 bei einer Anbaufläche von 
33862000 Aeres rund 10 600000 Ballen ergeben. 
  
1910/11 betrug die Anbaufläche 35 379000 Acres 
und der Ertrag 12 135000 Ballen. Für 1911/12 
dagegen wird bei einer Anbaufläche von 37581000 
Acres auf einen Ertrag von 15½ bis 16 Millionen 
Ballen gerechnet. Der Preis für amerikanische 
Mittelware (middling American) betrug in Liver- 
pool im Jahresdurchschnitt 1908/09 5,50 d für 
das englische Pfund, 1909/10 7,87 d. Ende 1909 
stand er auf 8,90 d, Ende 1910 auf 8,07 d. 
Ende Februar 1911 war er auf 7,51 d zurück- 
gegangen. Bis Mitte Mai hatte er sich wieder 
auf 8,42 d gehoben. Ende Juni betrug er noch 
8,04 d. Von da an ging er mit einigen Schwan- 
kungen zurück, bis er Ende 1911 auf dem Tief- 
stand von 5,01 d ankam. 
In Agypten hatte die Baumwollernte 1908/09 
6751000 Kantar und 1909 10 5007000 Kantar 
ergeben. 1910/11 betrug sie dort 7573000 Kan- 
tar. Für 1911/12 wird wieder eine weniger 
reichliche Ernte von etwas über 6500000 Kantar 
erwartet. Der Preis für ägyptische „durchaus 
gut befriedigende“ Ware (fully good fair Egyptian) 
betrug in Liverpool Ende 1909 13⅛ d und Ende 
1910 11½/16 d für das Pfund. Ende 1911 stellte 
er sich nur noch auf 8 7/8 d. Die große Ernte in 
Amerika hat also ihren Einfluß auch auf den 
Preis der ägyptischen Baumwolle ausgeübt. 
Im Jahre 1909/10 hatte OÖstindien im 
Gegensatz zu Nordamerika und Agypten eine 
reichliche Ernte aufzuweisen. 1910,11 dagegen 
blieb dort die Ernte zurück, und auch das neue 
Erntejahr verspricht keinen großen Ertrag. Gleich- 
wohl sank auch das ostindische Erzeugnis mit dem 
nordamerikanischen im Preise. Während „gute 
Nr. 1 Oomra“ Ende 1910 mit 67/8 d bezahlt 
wurde, erzielte sie Ende 1911 nur 415/16 d für 
das Pfund. 
Nach der Handelsstatistik wurden an roher 
Baumwolle in das Vereinigte Königreich ein- 
geführt in 100 engl. Pfund:') 1911: 22070881 
(Wert 71 155514 T), 1910: 19727 413 
(71711908 L), 1909: 21887 613 (60 295049 O), 
1908: 20 606696 (55 834 883 TL). 
Die Wiederausfuhr in das Ausland betrug in 
100 engl. Pfund:') 1911: 2911701 (Wert 
10 719 533 L), 1910;: 2 561 008 (9810 161 L), 
1909: 2686335 (7789 504 L), 1908: 2909 702 
(8250197 O. 
Die Ausfuhr an baumwollenem Garn ein- 
heimischer Erzeugung betrug: 
Pfund Wert: L 
1911: 223 857 600 15 664 739 
1910: 191 629 100 13 337 780 
1909: 215 223 400 11 822 145 
1908: 214 762 200 12 844 700 
Davon nach Deutschland 
Pfund Wert: 
541 551 200 51730V75 
19 841 000 14470 552 
11974 300 2 97N 700 
12 156 700 3079280 
*) Im vorjährigen Bericht waren die Mengen in 
englischen zentnern von 112 Pfund angegeben.
	        
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