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Eine weitere Schädigung erfuhr die Baumwolle
durch einen Käfer, Sragrus puncticollis. Was
darüber in Erfahrung gebracht werden konnte, ist im
„Pflanzer" (1910, Nr. 16, S. 241) veröffentlicht worden.
Die übrigen Arbeiten der Stakion erstreckten sich
auf die Förderung des Eingeborenen -Baumwollbaus
im Rufiyi-Bezirk in Gemeinschaft mit dem Begirksamt,
ferner auf Bereisung und Beratung der benachbarten
Pflanzungen, auf Wetterbeobachtungen und Beob-
achtungen wissenschaftlicher Natur.
Am 1. Oktober ging die ehemalige Baumwollschule
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitces durch Schenkung
mit allem lebenden und toten Inventar an das Gou-
vernement über, und führt seitdem den Namen „Baum-
wollstation Mpanganya“.
Die Übernahme geschah durch den Diplom-Land-
wirt Reiter, der für den trankheitshalber nach Dares-
salam abberufenen Dr. Rränzlin mit der Leitung der
Station betraut war. Er wurde unterstützt durch den
Landwirt Hilmer. Vom Kolonial-Wirtschaftlichen
Komitee wurde ferner der frühere Assistent der Pflanzung,
der Goanese de Silva, übernommen.
Die weiteren Arbeiten des Jahres 1910 be-
schränkten sich in der Hauptsache auf das Einbringen
der Ernte.
Die Ergebnisse des Jahres 1910 sind in der
Hauptsache folgende:
1. Beschaffung von sehr sorgfältig gereinigtem
Saatgut der Sorten Abassi. Mitafifi, Nubari, Jannovich
und Nyassa-lipland für Weiterzucht in Mpanganya
und Myombo.
2. Die Erzielung von Elitepflanzen,
Grundstock für weitere Zuchten gaben.
3. Die Feststellung, daß die Upland-Sorten recht
gute Erträge geben können, daß sie sich auch für den
Aubau in der Ebene eignen, und daß sie härter gegen
die Kräuselkrankheit sind als die äguptischen Sorten.)
4. Fortschritte in der Erkennung der Kränsel-
krankheit, die einen Fingerzeig geben, wo bei der Be-
kämpfung einzusetzen ist.
B. Bericht über 1911.
Das Jahr 1911 war insofern ungünstig für die
Arbeiten der Station, als es im zeichen eines häufigen
Personalwechsels stand.
Im April verließ der Diplom-Landwirt Reiter,
der derzeitige Leiter der Station, die Pflanzung end-
gültig, um seinen Oeimaturlaub anzutreten. Die Leitung
der Station übernahm damals vertretungsweise der
Assistent Schütze, der an Sielle Oilmers getreten
war. Erst im Juli traf der neue Leiter, Landwirt-
schaftslehrer Wunder, in Mpanganya ein.
In der kleinen Regenzeit 1910“/11 wurde ein
Aersuch mit ägyptischem Weizen und verschiedenen
Maissorten gemacht. De r Weizen, der gut aufgelaufen
war, vertrocknete infolge der ürre der Monate Jannar
und Februar. Der Mais brachte eine Mittelernte:
für die kleine Regenzeit empfiehlt sich der Anbau von
Eingeborenen-Mais eher als der von amerikanischen
Sorten, da letztere nicht so widerstandsfähig gegen
Dürre sind.
liber die im Jahre 1911 durchgeführten Baum-
wollsortenversuche sind die Ergebnisse noch nicht
abgeschlossen: es ist eine Mittelernte zu erwarten. Die
die den
*) Diese und ähnliche Feststellungen in den vor-
liegenden Berichten sind nicht als endgültig auf-
zufassen, da sie lediglich die Ergebnisse ein= oder
zweijähriger Versuche wiedergeben. Erst nach Ab-
lauf längerer Versuchsperioden werden definitive Schlusse
gegogen werden können.
spät bepflanzgten Felder litten unter der spärlichen
Regen zeit und werden kaum eine Ernte geben.
Die Sortenversuche dehnten sich im letzten Pflang-
jahr über elf Sorten aus. Die Anbauversuche be-
zwecken in erster Linie den Vergleich zwischen ägups
tischen und Upland-Sorten, wie auch einen Bergleich
zwischen Saaten, die im Schutzgebiet gezgogen. und
solchen, die direkt aus Agypten importiert sind. Weitere
Versuche über die Pflanzweiten, Pflanggeiten und
Bodenbearbeitung sind gemacht worden. Ferner sind
zum ersten Male Versuche mit Fruchtwechsel und Grün-
düngung eingeleitet worden. Die Resultate dieser
Versuche können in diesem Jahr noch nicht gezogen
werden, da sich die Versuche über Jahre erstrecken.
Das Auftreten von Schädlingen wurde in
einigen Fällen beobachtet; ferner begann die Kräusel-=
krankheit Mitte Juli sich bemerkbar zu machen.
Die Kulturen der Fruchtfolgeversuche gediehen
gut mit einer Ausnahme, bei der ein Insekt die
Pflangen abfraß.
Die unter der Leitung des Komitees noch au-
gelegten Versuche mit lpalmen wurden weiter-
geführt. Die wenigen Pflangen, die in den Saat-
beeten standen, wurden ausgepflanzt und haben sich
normal weiterentwickelt.
Schon im Dezember 1910 war der Vorschlag ge-
macht worden, die Pflanzung zu erweitern. Das
Projekt ist indessen noch nicht weiter gediehen, da in
dem zur Vergrößerung in Aussicht genommenen Land
Eingeborene zum Teil ihre Felder haben.
Die Arbeiterfrage fing in diesem Jahre auch
in Mpanganya an brennend zu werden
Die Einrichtung, auf der Station Eingeborene zu
Baumwoll-Wanderlehrern augzubilden, die den
Anbau der Eingeborenen überwachen sollen, wird bei-
behalten, die Ausbildung selbst aber auf eine andere
Basis gestellt und gründlicher betrieben als vordem.
Als Neueinrichmug kam hinzu, daß die Station
befugt ist, die „Anerkennung“ von guter Baumwolle
der Europäerpflanzungen als zur Saat geeignet vor-
zunehmen. Es ist in drei Fällen davon Gebrauch
gemacht worden.
An banunlichen Anderungen kamen im Laufe des
Jahres 1911 ein neues Haus für den Leiter hinzu,
der Viehstall, der baufällig ist, wird erneuert. Zwei
Handwalzgengins sind zum Zweck der Aufbereitung der
von den zuchtstämmen gezogenen kleinen Mengen
Baumwolle aufgestellt.
Die Arbeiten des Jahres 1911 haben von neuem
die Brauchbarkeit der Upland -Sorten bestätigt.
Die erzielten Ernten sind derart, daß die anderen
Stationen bereits mit gereinigtem und verbessertem
Saatgut versehen werden können. Auch der Anbanu
der ägyptischen Sorten hat Erträge gegeben, die es
wahrscheinlich machen, daß Ende 1912 zum ersten Male
größere Mengen selbstgesogenen Saatgutes an Private
abgegeben werden konnen. Die Züchiungsversuche, die
sich auf eine ganze Reihe von Familien und Stümmen
erstrecken, werden unter stündiger Auemerzung der
sich nicht bewährenden Gruppen fortgesenzt und lassen
bald hochwertiges Saatgut in größeren Mengen aus
eigener, züchterischer Arbeit erwarten.
II. Baumwollstation Myombo.
Auf der Baumwollstation Myombo sind die Ein-
richtung: Sarbeiten im Dezember 1910 begonnen worden.
Das Gelände nmuß für den in Frage kommenden Zweck
als sehr günstig angesehen werden.
Die im Jahre 1911 während der von Jannar bis
Märg: dauernden Regenzeit auf dem pflanzfertig her-