Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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mangu. Kiguena ist eine Olverkaufstelle; da die 
in dieser Gegend vorhandenen Olpalmenwälder, 
ähnlich wie der Mtara-Wald verseucht sind, ist 
der Verkauf von Palmöl unter Kontrolle gestellt 
und auf einzelne Plätze beschränkt. Die Ver- 
legung eines durch diese Palmwälder gehenden 
Weges und Sperrung der am meisten insizierten 
Wälder ist in Aussicht genommen. Im übrigen 
wird man hier ähnlich wie beim Mtara-Wald 
vorgehen müssen. 
Im Schlafkrankenlager Niansa findet sich 
neben dem äußerst bescheidenen Wohnhaus der 
Arzte das Laboratorium, in welchem der Leiter 
der Schlafkrankheitsbekämpfung Stabsarzt Kleine 
die meisten seiner wissenschaftlichen Versuche über 
die Infektionsart der Schlafkrankheit ausgeführt 
hat. Abbildung 12 zeigt das Wohnhaus der 
Arzte im Schlafkrankenlager. In letzter Zeit hat 
hier Stabsarzt Taute experimentell den Nachweis 
geliefert, daß auch die Glossina morsitans das 
Trypanosoma gambiense zu übertragen imstande 
ist. (Leider ist dieses Laboratorium nach neuesten 
Nachrichten jetzt abgebrannt.) 
In Niansa bildet das Affendorf mit seinen 
hundert Einwohnern eine Sehenswürdigkeit 
(Abb. 13). Ein kleines neues Wohngebäude für 
den vom Urlaub zurückkehrenden Leiter der Schlaf- 
krankheitsbekämpfung war bei meiner Anwesenheit 
eben fertiggestellt. 
Auf der Fahrt von Niansa nach Udjidji 
sieht man sich einer nicht bewohnten, von vielen 
Bächen durchzogenen Steilküste gegenüber; es 
folgt dann der Hafen von Kigoma, welcher 
schon zum zweiten Male freigeschlagen und ebenso 
wie die Küste von da bis Udjidji von Glossinen 
befreit ist. 
Udjidji selbst und seine Umgebung ist frei von 
Glossinen, so daß die zahlreichen Einwanderer 
aus dem Kongo, unter denen sich nicht selten mit 
Schlafkrankheit Infizierte finden, und der Handels- 
verkehr über den See wenigstens keine unmittel- 
bare Gefahr bilden. Durch Bootskontrolle wird 
die sanitäre Gefahr dieser Einwanderung außer- 
dem noch gemindert, wenn auch nicht ganz be- 
seitigt. Das Schlafkrankenlager von Udjidji be- 
herbergte zur Zeit meiner Anwesenheit etwa 
neunzig Kranke; sie sind in großen Hütten gut 
untergebracht, für Tobsüchtige sind drei Zellen 
vorhanden (Abb. 14). 
Südlich von Udjidji erreicht man in zwei- 
stündiger Dampferfahrt die Mündung des Ma- 
lagarasi, die ein großes von Schilf bestandenes 
Delta bildet, worin sich die Glossina palpalis 
aufhält. Etwas südlich davon liegt der durch 
Abholzungen von Glossinen befreite Dampfer- 
halteplatz Kalago. Vom Landungsplatz führt 
ein zweistündiger durch Morsitans-Gebiet führen- 
  
der Weg zu einem Lager am unteren Malagarasi. 
Der Fluß ist hier von Schilf und Busch gesäubert. 
Von hier kann man im Boot etwa anderthalb 
Stunden flußaufwärts fahren, ohne daß eine 
Fliege sichtbar wird. Die Ufer fsind von den 
Anwohnern freigeschlagen und großenteils mit 
Nutzgewächsen verschiedener Art, Mais, Kartoffeln 
usw. bepflanzt. Nach anderthalbstündiger Fahrt 
hören die Abholzungen zuerst an einem, daun 
auch am andern Ufer auf und sofort umschwär- 
men Palpales das Boot. Auf unserem weiteren 
Marsch flußaufwärts fanden wir bald nach Ver- 
lassen des Ufers Glossina morsitans, an zwei 
den Weg kreuzenden in den Malagarasi fließenden 
Bächen aber wieder einige Palpales. Am Lager, 
das wir etwa 50 m vom Fluß entferut auf- 
schlugen, flogen Palpales bis in unsere Zelte 
hinein, sie waren stechlustig (Abb. 15). Wahrscheinlich 
bildeten die Einwohner eines dicht dabei ge- 
legenen kleinen Fischerdorfes gewöhnlich die Blut- 
lieferanten für diese Fliegen. 
Bei den kleinen Malagarasi-Fällen gibt es 
viele Krokodile und Flußpferde, hier fanden sich 
auch bei einer Bootsfahrt so viele Palpales, wie 
ich sonst nie gesehen hatte; es mögen wohl fünfzig 
zu gleicher Zeit das Boot umflogen haben (Abb. 16). 
Auch an den großen Fällen findet sich Palpalis und 
nur wenige Schritte vom Ufer entfernt Morsitans. 
Weiter flußaufwärts in der Nähe der Saline 
Gottorp ist der Fluß in verschiedene Arme ge- 
teilt, die Ufer sind nur von ganz dünnem Rand- 
busch mit Ambatsch und Schilf umsäumt, dahinter 
ist Grasland. Es finden sich hier nur noch wenige 
Palpales, ihre Vertilgung durch Freischlagen des 
Ufers wäre eine geringe Arbeit, während das. 
Abholzen der tropischen Vegetation bei den Fällen 
größere Aufwendungen erfordern würde. Die 
nähere Umgebung der Saline ist von den An- 
gestellten der Saline gereinigt und daher frei von 
Palpalis. Noch weiter oben an der Karawanen- 
straße Udjidji-Tabora sind keine Palpales mehr 
am Malagarasi. 
Die südliche Hälfte des Tanganika habe ich 
nicht kennen gelernt; sie ist für die Schlafkrank-= 
heit von geringerer Bedeutung, da die Küste nur 
wenig bewohnt ist. 
il. 1 
1* 
Am Tanganika-See ist die Bekämpfung 
der Schlafkrankheit noch nicht so weit vorgeschritten 
wie am Victoria-See. Die Schwierigkeiten sind 
größer, weil die Schlafkrankheit am Tanganika- 
See unter einer schenen, mit Europäern noch 
wenig in Berührung gekommenen und deshalb 
schwer zu behandelnden Bevölkerung, Platz ge- 
griffen hat. Außerdem ist das Gebiet, in welchem 
die Schlafkrankheit bereits endemisch verbreitet ist, 
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