Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Deutsch-Südwestafrika. 
Ein Erkundungsritt in das Kaukau-Veld. 
Von Hauptmann Miüller. 
(Mit einer Kartenskizze und 8 Abbildungen.) 
Von Grootfontein über Otjituo nach 
Karakuwisa. 
Nachdem am 24. August vor. Is. die 1. Kom- 
pagnie vom Gouverneur besichtigt worden war, 
trat sie am Nachmittag den Marsch von Groot- 
fontein nach Otjituo an, das am 25. erreicht 
wurde. 
Hier blieben die Fahrzeuge, sämtliche Pferde 
und Manltiere und einige Leute zurück. Dafür 
wurden ein Polizeiwachtmeister und zwei Ein- 
geborene vom Bezirksamt Grootfontein auf Ka- 
melen beritten gemacht. 
Am 26. erfolgte der Weitermarsch den Omu- 
ramba abwärts. In den ersten Tagen ging es 
ziemlich flott vorwärts. Späterhin bei Rüdiger- 
Bley wurde das Vorwärtskommen durch dichten 
Dornbusch, der sich eng wie eine Mauer zu- 
sammenschloß, erschwert. Das Reiten war hier 
unmöglich und es mußten ganze Strecken zu Fuß 
zurückgelegt werden. 
Ahnlich war es zwischen Kano-Vley und 
Kawino-Vley. Glücklicherweise hatten hier die 
Frachtfahrer, die nach Blockfontein fuhren, mit 
ihren Fahrzeugen schon gut Bresche geschlagen, 
sonst wäre es nicht möglich gewesen, die rund 
180 km betragende Durststrecke Otjituo —Ka- 
rakuwisa bis zum 1. September zurückzulegen. 
(Wenn die Richtwege benutzt werden, die manch- 
mal schwer zu finden sind, ist die Entfernung 
kürzer.) 
Die Weide für Kamele war außerordentlich 
schlecht. Alle Bäume und Büsche waren kahl, 
die Tiere haben kaum ein grünes Blatt in das 
Maul bekommen. Die Pferdeweide war überall gut. 
Besonders fiel auf, daß in dem großen Wild- 
reservat, welches von Buschmann-Pütz bis nach 
Karakuwisa heranreicht, außer Perlhühnern gar 
kein Wild gesehen wurde. 
Das Gelände zwischen Karakuwisa 
und Kauara. 
Karakuwisa liegt in einer kurzen, von 
steilen Abhängen begrenzten sackartigen Seiten- 
abzweigung des Omuramba-u-Omatako. 
Während der Omuramba einen zwar dichten, 
aber von südlicheren Teilen des Landes nicht 
abweichenden Busch= und Baumbestand hat, zeigt 
das Gelände östlich Karakuwisa einen für das 
südwestafrikanische Auge ganz fremden Charakter. 
Ein 80 km breiter Laubwald zieht sich bis 
  
Kauara hin und gewährt dem Auge des 
Reisenden einen prächtigen abwechslungsreichen 
Anblick. 
Hier ist es junges Stangenholz, das an eine 
deutsche Eichenschonung erinnert, dort wieder, 
wo das Laubdach etwas dichter wird, glaubt 
man unter den herrlichen Buchen der Insel 
Rügen zu reiten. Besonders sind es die mäch- 
tigen Exemplare der Copaifera coelosperma 
Benth., einer Verwandten der im Amboland 
überaus häufigen Copaifera Mopane, die mit 
ihren wunderbaren sattgrünen Laubkronen dem 
Walde das Gepräge geben. Die Bäume hatten 
bei nicht wenigen Exemplaren eine solche Stärke, 
daß es dreier Leute bedurfte, um sie mit aus- 
gestreckten Armen umfassen zu können. 
Die Krone, welche sich zu dreifacher Höhe 
über dem gelben glatten Stamm erhebt, könnte 
mit ihrem weitverzweigten Astwerk einer ganzen 
Buschmannswerft Schutz gegen Sonne und Regen 
gewähren. 
Der im großen Omuramba häufige Omum-= 
borombonga (Combretum primigenium) ver- 
schwindet und keine Acacia horrida-Giraffae oder 
detinens erinnert an Südwestafrika. Als alten 
Bekannten treffen wir nur das Gelbholz. Zahl- 
reiche Berg-Sandseringen (I Kai-Baum — Burkea 
africana), hohe schlanke Bäume mit doppelt ge- 
fiederter Belaubung, begleiten uns auf unserem 
Weg. 
Lautlos ziehen wir weiter. Vornweg unsere 
Führer zu Fuß im schlanken Trab. Eben und 
weich ist der Boden. Hier und da liegt ein 
Baumstamm über den Weg, sonst hindert nichts 
den eilenden Tritt des Kamels. Keine Maus 
hat hier gewühlt, kein Erdmännchen hat den 
Boden durchfurcht. Nur die großen Höhlen des 
Schakals und der Hyäne treffen wir an. 
Dort steht ein wilder Apfelsinenbaum (Strych- 
nos innoca), dessen Früchte aber noch zu grün 
sind, um das Buschmannsherz zu reizen. Dafür 
springen die gelben Burschen oftmals seitwärts 
in die Büsche, um sich das schmackhafte Harz des 
Ulka zu holen. 
Auch die Mangetti-Frucht (Herero-Omungette) 
des Ricinodendron Rauthanüi, die neuerdings 
zur Olgewinnung ausgenutzt werden soll, findet 
sich in den Sammeltäschchen unserer Führer. 
In dem weichen Sande hebt sich die Wagen- 
spur aus dem Jahre 1906 nur noch ganz schwach 
ab. Oberflächlich von hellgrauner Färbung, ist 
der Boden mit einer ganz feinen staubartigen 
Humuserde gemischt. Uberall dringt dieser Staub 
durch; wir unterscheiden uns in der Farbe bald 
nicht mehr von unseren Eingeborenen. 
Für Fahrzeuge ist das Gelände nach allen 
Richtungen hin ohne Schwierigkeit zu passieren.
	        
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