Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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schnitten, der ein besonders weiches Mark hat, 
ähnlich wie unser Hollunder. Das Mark wird 
herausgestoßen und die Feder hineingesteckt. 
Mit reicher Beute ziehen dann die Betschuanen 
nach mehrmonatigem Aufenthalt über Lewis- 
fontein nach dem Ngamiland zurück, und wir 
bekommen später über Rietfontein N und Go- 
babis die Trophäen nach Windhuk, wo sie im 
Store verkauft werden. So haben wir doch 
wenigstens auch etwas von unserem Kaukau-Veld. 
(Im Jahre 1908, wo übrigens nach Streitwolf 
für das ganze Jahr die Jagd im Beschuanenland 
gesperrt war, sind tatsächlich mehrere Ochsenwagen 
voll Gehörne, die alle vom Ngami-See kamen, 
über Rietsontein nach Gobabis geliefert worden.) 
Leider sind wir um vier Wochen zu spät ge- 
kommen, sonst hätten wir die schwarze Jagd- 
gesellschaft, die aus 8 bis 10 Köpfen bestanden 
haben mag, noch gefaßt. 
Die Buschleute scheinen aber gut Freund mit 
den Betschuanen zu sein. Als ich einen Busch- 
mann fragte, ob es ihnen denn nicht unangenehm 
sei, daß die Betschnanen jährlich so viel Wild 
abschießen, sagte er: „Ja, wir bekommen aber 
Präsent!“ 
Ich bin der festen Uberzeugung, daß das 
Gewehr von dem Kapitän Garu auch von den 
Betschuanen stammt, und daß diese ihm auch 
regelmäßig für Jagdzwecke Munition verkaufen. 
Interessant ist noch, daß bislang bei Garu 18 
bis 20 Herero mit einigen Gewehren ohne Patronen 
gesessen haben. So lange wie das Wasser in der 
Gegend von Gam reichte, haben sie dort versteckt 
im Busch gelebt. Schließlich aber mußten sie aus 
Wassermangel einen Platzwechsel vornehmen und 
zogen nach Garn. Mit den zurückkehrenden 
Betschuanen sind sie dann über die Grenze ge- 
gangen. Ich habe mir die verlassenen Werften 
angesehen und glaube, daß die Angaben der 
Buschleute stimmen. Aber größere Mengen von 
Hereros sind im nördlichen Sandfeld wohl nicht 
mehr vorhanden. 
Im allgemeinen lautet mein Urteil über die 
Buschleute des Kaukau-Veldes günstig. 
Diese harmlosen Naturkinder waren stets 
freundlich und hilfsbereit. Niemals wurden sie 
aufdringlich, niemals ist ein Diebstahl vorge- 
kommen. Im Gegenteil: verlorengegangene 
Sachen suchten sie wieder und fanden sie auch 
stets, was man bei anderen Eingeborenen wohl 
nicht immer behaupten kann, wenn es sich um 
wertvolle Gegenstände handelt. Auch Diebstahl 
im Stamme scheint es nicht zu geben. Man 
hütet sich peinlich, Gegenstände, die abwesenden 
Stammesgenossen gehörten, zu veräußern. Selbst 
der Kapitän wagte das nicht. Uberhaupt scheint 
der Kapitän nur geringe Macht zu besiten. 
  
Als Führer haben sie sich außerordentlich be- 
währt. Den einmal übernommenen Auftrag 
führten sie zur vollsten Zufriedenheit aus. Nur 
wenn sie zu einem guten Wildstand führen sollten, 
nahmen sie es mit der Wahrheit nicht immer so 
genau. Das kommt aber auch bei Weißen vor. 
Besonders freundlich und vergnügt waren die 
Leute von Karakuwisa. 
Passarge behauptet, daß das Lachen der 
Buschmänner besonders merkwürdig sei. „Ohne 
Zweifel“, sagt er, „kann der Buschmann auch mit 
breitgezogenem Maul grinsen, wie es der Kaffer 
tut; am häufigsten lacht der Buschmann aber 
lautlos, verschämt, mit zugespitztem, nach vorn 
zusammengezogenem Mund.“ 
Dies mag der Fall sein, wenn er sich be- 
obachtet fühlt oder die Nähe des Fremden ihn 
bedrückt. 
In Karakuwisa habe ich das Gegenteil er- 
fahren. Bald, nachdem das Lager aufgeschlagen 
war, ertönte lautes Geschrei und Lachen von 
einem großen Baum her. Hier saßen die „un- 
glücklichen Kinder des Augenblicks“ und verjeuten 
in ihrem Leichtsinn alles, was sie kurz vorher an 
Tabak und sonstigen Gegenständen durch kleine 
Arbeitsleistungen verdient hatten. Eine Ver- 
gnügtheit herrschte hier, die an Tollheit grenzte. 
Das Lachen klang so herzerfrischend, daß man 
unwillkürlich mitlachen mußte. Lange habe ich 
diesem fröhlichen Treiben zugesehen. Die Leute 
lachten aus vollem Halse und waren vergnügt 
wie andere Menschen. Es ist mir nichts be- 
sonderes dabei ausgefallen. 
Nicht so zutraulich waren zunächst die Leute 
im Innern. Da wir ihnen aber freundlich ent- 
gegenkamen, war bald das Mißtrauen geschwunden, 
sie waren aber ebenso freundlich und bereitwillig 
wie alle anderen. - 
Ich bin weit entfernt, den Buschmann für 
einen vollkommen harmlosen Menschen zu halten. 
Wenn man ihm nichts zuleide tut, ist er harmlos. 
Wenn er in seinem idyllischen Vagabundenleben 
sein Auskommen findet, hält er Ruhe und Frieden. 
Doch schmälert man ihn in seinem Besitztum, 
findet er nicht mehr seinen Lebensunterhalt in 
Wald und Flur, kann er nicht mehr dem Wild 
nachspüren, dann wird er sich gegen die Kultur- 
tröger auflehnen. Da er aber einen zielbewußten 
Widerstand nicht leisten kann, wird er zum 
Anarchisten, Raub und Mord sind dann sein 
Handwerk. 
Auf einem Farmertag in Grootfontein 
wurde der Antrag eingebracht, rechts des großen 
Omuramba ein großes Buschmannsreservat 
zu schaffen und alle Buschleute, welche nicht 
arbeiten wollen, nötigenfalls mit Gewalt dorthin 
zu bringen.
	        
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