Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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der belgischen Kolonial-Behörden und besonders auch 
der Kongo-Beamten bedürfen, um durch Austreibung 
des alten Systems den Bestimmungen des Berliner 
Vertrages allgemeine Geltung zu verschaffen. 
Immer wieder muß darauf bingewiesen werden, 
daß, im Widerspruch mit diesen Bestimmungen, der 
weitaus größte Teil des Handels in den Händen der 
Konzessions-Gesellschaften und der Regierung selbst 
ruht und daß der auf eigenen Füßen stehende Kauf- 
mann überall auf Schwierigkeiten und Gesetze stlößt, 
die ihn schädigen oder die Ausübung seiner Tätigkeit 
unmöglich machen. 
Wenn, im Gegensatz zu unseren Kolonien, der 
Wert der Ausfuhr die Einfuhr weit übersteigt — 
1910 Anofuhr 66 000 000 Franken, Einfuhr 37000 000 
Franken —, so beweist dies klar, das der Eingeborene 
für seine Ergeugnisse, hauptsächlich Rautschuk, nicht an- 
nähernd den wirklichen Wert empfängt. daß die 
Kolonie noch stark vom Mutterlande auogebentet wird. 
Belgien war in der Ansfuhr mit 88 v. H., an der 
Einfuhr mit 74 v. H. beteiligt. Die belgische Regierung 
war, laut einer Veröffentlichung des belgischen Kolo- 
nialamts vom Dezember 1911, 1910 mit 18 Millionen 
Franken für eigene Rechnung an der Produkten-Ausfuhr 
der Kolonic beteiligt. 
Liberia. 
Die befriedigenden Werte von Kaffee, Kernen und 
Ol auf den europäischen Märkten brachten den Liberia- 
Firmen nicht diejenigen Vorteile, die man hätte er- 
warten sollen, da die Vorschiebung zahlreicher Neben- 
faktoreien ins Jnnere die Unkosten weiter anwachsen 
ließ und die häufigen Preis-Uberbietungen beim Ein- 
kauf der Landesprodukte die Gewinne stark beschränkten. 
Der Mangel an Verkehrswegen nach dem Hinter- 
lande und die vielerorts mangelnde Autorität der 
liberianischen Regierung ist die Ursache einer gewissen 
Stagnation im Handel. 
Die neue Anleihe ist noch nicht erschienen und die 
internationale Zoll-Kontrolle noch nicht in Kraft ge- 
treten, doch befinden sich beide im fortgeschrittenen 
Stadium. Möglich, daß, nachdem diese Dinge end- 
gültig geregelt sein werden, die Verhältnisse im Lande 
sich dadurch bessern, daß die Regierung sich freier be- 
wegen kann und etwas mehr Geld ius Land kommt. 
Dahomoy. 
Der Handel weist im Jahre 1911 wieder größere 
Zahlen auf wie das vorhergehende Jahr. Erport und 
Import sind weiter gestiegen, was vor allem der 
günstigen Ernte in Palmfruchten zu verdanken ist. 
Hohe Preise begünstigten das Geschäft. 
Mais kam leider wieder nicht zum Erport, dagegen 
hat sich der Erport von Baumwolle etwas gehoben. 
Das Import-Geschäft war namentlich in der zweiten 
Hälfte des Jahres recht groß, da Zollerhöhungen in 
Aussicht gestellt wurden. Diese sind aber noch nicht 
in Kraft getreten, und die großen Läger drücken sehr 
auf den Markt. 
Im westlichen Teile der Kolonic ist jetzt eine 
Eisenbahn geplant, die das Hinterland am Mono mit 
der Küfte verbinden soll. 
Die Brücke in Cotonon ist im Ausbau begriffen 
und soll in diesem Jahre dem Verkehr übergeben werden. 
Portugiecsisch-Guinca. 
Abgesehen von kleinen Rämpfen zwischen einzelnen 
Stämmen, war es in der Kolonie ruhig und der 
Handel konnte ohne Zwischenfall seine Geschäfte treiben. 
IAnfolge der im Vorjahre bezahlten guten Preise 
für Erdnüsse war die Ernte um ein Drittel bedentender 
  
als 1910 und verspricht eine weitere Steigerung. Cs 
ist zu hoffen, daß dieser Artikel in der Guinee wieder 
auf seine alte Höhe kommen wird. 
Der Gummihandel litt wie überall unter den im 
Vergleich mit dem Vorjahre bezahlten niedrigen 
Preisen, wodurch eine bedeutende Verminderung des 
Erports eintrat. 
Palmkerne. Wachs, Häute usw. wurden in normalen 
Onantitäten gehandelt. 
Der Warenverkauf war im Vergleich zu 1910 be- 
deutend geringer und beschränkte sich hauptsächlich auf 
Stapelartikel, Tabake, Pulver und Spirituosen. 
Guinke Frangaise. 
Langwierige Unruhen in der Fontah und strenges 
Einhalten des Gummischneideverbots in der Regenzeit 
beeinträchtigten das Geschäft sehr unangenehm, und die 
Umsätze ließen sehr zu wünschen übrig. 
Dazu kamen rückläufige Preise für Gummi, so daß 
die Firmen große D-erluste erlitten und einige gezwungen 
waren. ihr Geschäft zu schlicßen. 
Die allgemeine Lage des Geschäftes ist wenig er- 
freulich, zumal die Entwicklung des Handels im Ointer-- 
lande, von dem man sich so sehr viel versprochen hatte, 
sehr enttäuschte. 
Nordkamerun. 
gaben über die Entwicklung des Landels im Jahre 1911 
für Nordkamerun zu machen. Die bis jent vorliegenden 
Statistiken berechtigen aber zu der Annahmc. daß auch 
im verflossenen Jahre die Ausfuhr der wichtigsten Roh- 
produkte, nämlich Palmöl und Palmkerne, eine weitere 
Zunahme erfahren hat. Daoselbe dürfte aber nicht bei 
Kautschuk, Elfenbein und Ebenholz der Fall sein, welche 
Produkte, soweit sich dies bis jetzt überblicken läßt, in 
geringeren Mengen ausgeführt sein dürften als im 
Jahre 1910. 
IIn das Berichtsjahr fällt die Eröffnung der 
Kameruner Nordbahn, der sogenannten Manenguba- 
Bahn, welche am 24. Mai dem Aerkehr übergeben 
wurde. Die Bahn durchschneidet stellenweise auege- 
dehnte Olpalm-Ländereien und berechtigt daher zu der 
Hoffnung, daß die Ausfuhr von Palmöl und Palm- 
kernen, dieser wichtigsten Landesprodukte, in nicht un- 
erheblichem Maße gesteigert wird. Der maschinellen 
Aufarbeitung der ClIfrüchte wurde im verflossenen 
Jahre von vielen Seiten rege Beachtung geschenkt, und 
nachdem man in bezug auf die Konstruktion der dazu 
erforderlichen Maschinen weitere Erfahrungen ge- 
sammelt hat, ist an zunehmen, daß diese Industrie sich 
auch in Kamerun in den nächsten Jahren günstig ent- 
wickeln dürfte. 
Die hauptsächlich im Nordwesten des Schutzgebietes 
liegenden Kakao-Pflanzungen hatten im Jahre 1911 
im allgemeinen eine weniger günstige Ernte aufzu- 
weisen als im vorangegangenen Jahre, was wohl 
zum großen Teil auf besonders starke Regenfälle zurück- 
zuführen ist, die wiederum der Grund dafür sein 
dürften, daß die so gefürchtete Braunfänle in ziem- 
lichem Umfange auftrat, wodurch bei den meisten 
Pflan zungen die geernteten Mengen gesunden Kakaos 
im Verhältnis zum Vorjahre zurückgeblieben sein dürften. 
Durch den Verlauf der Marokko-Angelegenheit er- 
fuhr das Schutzgebiet ebenso wie in seinem südlichen 
auch in seinem nördlichen Teile eine Veränderung. 
indem an Frankreich ein Teil des sog. Entenschnabels, 
das zwischen den Flüssen Schari und Logone belegene. 
als besonders fruchtbar bezeichnete Gebiet, abgetreien 
wurde gegen an Ausdohnung allerdings weit be- 
deutendere Gebiete im Westen und Süden des Schutz- 
gebiets.
	        
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