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der belgischen Kolonial-Behörden und besonders auch
der Kongo-Beamten bedürfen, um durch Austreibung
des alten Systems den Bestimmungen des Berliner
Vertrages allgemeine Geltung zu verschaffen.
Immer wieder muß darauf bingewiesen werden,
daß, im Widerspruch mit diesen Bestimmungen, der
weitaus größte Teil des Handels in den Händen der
Konzessions-Gesellschaften und der Regierung selbst
ruht und daß der auf eigenen Füßen stehende Kauf-
mann überall auf Schwierigkeiten und Gesetze stlößt,
die ihn schädigen oder die Ausübung seiner Tätigkeit
unmöglich machen.
Wenn, im Gegensatz zu unseren Kolonien, der
Wert der Ausfuhr die Einfuhr weit übersteigt —
1910 Anofuhr 66 000 000 Franken, Einfuhr 37000 000
Franken —, so beweist dies klar, das der Eingeborene
für seine Ergeugnisse, hauptsächlich Rautschuk, nicht an-
nähernd den wirklichen Wert empfängt. daß die
Kolonie noch stark vom Mutterlande auogebentet wird.
Belgien war in der Ansfuhr mit 88 v. H., an der
Einfuhr mit 74 v. H. beteiligt. Die belgische Regierung
war, laut einer Veröffentlichung des belgischen Kolo-
nialamts vom Dezember 1911, 1910 mit 18 Millionen
Franken für eigene Rechnung an der Produkten-Ausfuhr
der Kolonic beteiligt.
Liberia.
Die befriedigenden Werte von Kaffee, Kernen und
Ol auf den europäischen Märkten brachten den Liberia-
Firmen nicht diejenigen Vorteile, die man hätte er-
warten sollen, da die Vorschiebung zahlreicher Neben-
faktoreien ins Jnnere die Unkosten weiter anwachsen
ließ und die häufigen Preis-Uberbietungen beim Ein-
kauf der Landesprodukte die Gewinne stark beschränkten.
Der Mangel an Verkehrswegen nach dem Hinter-
lande und die vielerorts mangelnde Autorität der
liberianischen Regierung ist die Ursache einer gewissen
Stagnation im Handel.
Die neue Anleihe ist noch nicht erschienen und die
internationale Zoll-Kontrolle noch nicht in Kraft ge-
treten, doch befinden sich beide im fortgeschrittenen
Stadium. Möglich, daß, nachdem diese Dinge end-
gültig geregelt sein werden, die Verhältnisse im Lande
sich dadurch bessern, daß die Regierung sich freier be-
wegen kann und etwas mehr Geld ius Land kommt.
Dahomoy.
Der Handel weist im Jahre 1911 wieder größere
Zahlen auf wie das vorhergehende Jahr. Erport und
Import sind weiter gestiegen, was vor allem der
günstigen Ernte in Palmfruchten zu verdanken ist.
Hohe Preise begünstigten das Geschäft.
Mais kam leider wieder nicht zum Erport, dagegen
hat sich der Erport von Baumwolle etwas gehoben.
Das Import-Geschäft war namentlich in der zweiten
Hälfte des Jahres recht groß, da Zollerhöhungen in
Aussicht gestellt wurden. Diese sind aber noch nicht
in Kraft getreten, und die großen Läger drücken sehr
auf den Markt.
Im westlichen Teile der Kolonic ist jetzt eine
Eisenbahn geplant, die das Hinterland am Mono mit
der Küfte verbinden soll.
Die Brücke in Cotonon ist im Ausbau begriffen
und soll in diesem Jahre dem Verkehr übergeben werden.
Portugiecsisch-Guinca.
Abgesehen von kleinen Rämpfen zwischen einzelnen
Stämmen, war es in der Kolonie ruhig und der
Handel konnte ohne Zwischenfall seine Geschäfte treiben.
IAnfolge der im Vorjahre bezahlten guten Preise
für Erdnüsse war die Ernte um ein Drittel bedentender
als 1910 und verspricht eine weitere Steigerung. Cs
ist zu hoffen, daß dieser Artikel in der Guinee wieder
auf seine alte Höhe kommen wird.
Der Gummihandel litt wie überall unter den im
Vergleich mit dem Vorjahre bezahlten niedrigen
Preisen, wodurch eine bedeutende Verminderung des
Erports eintrat.
Palmkerne. Wachs, Häute usw. wurden in normalen
Onantitäten gehandelt.
Der Warenverkauf war im Vergleich zu 1910 be-
deutend geringer und beschränkte sich hauptsächlich auf
Stapelartikel, Tabake, Pulver und Spirituosen.
Guinke Frangaise.
Langwierige Unruhen in der Fontah und strenges
Einhalten des Gummischneideverbots in der Regenzeit
beeinträchtigten das Geschäft sehr unangenehm, und die
Umsätze ließen sehr zu wünschen übrig.
Dazu kamen rückläufige Preise für Gummi, so daß
die Firmen große D-erluste erlitten und einige gezwungen
waren. ihr Geschäft zu schlicßen.
Die allgemeine Lage des Geschäftes ist wenig er-
freulich, zumal die Entwicklung des Handels im Ointer--
lande, von dem man sich so sehr viel versprochen hatte,
sehr enttäuschte.
Nordkamerun.
gaben über die Entwicklung des Landels im Jahre 1911
für Nordkamerun zu machen. Die bis jent vorliegenden
Statistiken berechtigen aber zu der Annahmc. daß auch
im verflossenen Jahre die Ausfuhr der wichtigsten Roh-
produkte, nämlich Palmöl und Palmkerne, eine weitere
Zunahme erfahren hat. Daoselbe dürfte aber nicht bei
Kautschuk, Elfenbein und Ebenholz der Fall sein, welche
Produkte, soweit sich dies bis jetzt überblicken läßt, in
geringeren Mengen ausgeführt sein dürften als im
Jahre 1910.
IIn das Berichtsjahr fällt die Eröffnung der
Kameruner Nordbahn, der sogenannten Manenguba-
Bahn, welche am 24. Mai dem Aerkehr übergeben
wurde. Die Bahn durchschneidet stellenweise auege-
dehnte Olpalm-Ländereien und berechtigt daher zu der
Hoffnung, daß die Ausfuhr von Palmöl und Palm-
kernen, dieser wichtigsten Landesprodukte, in nicht un-
erheblichem Maße gesteigert wird. Der maschinellen
Aufarbeitung der ClIfrüchte wurde im verflossenen
Jahre von vielen Seiten rege Beachtung geschenkt, und
nachdem man in bezug auf die Konstruktion der dazu
erforderlichen Maschinen weitere Erfahrungen ge-
sammelt hat, ist an zunehmen, daß diese Industrie sich
auch in Kamerun in den nächsten Jahren günstig ent-
wickeln dürfte.
Die hauptsächlich im Nordwesten des Schutzgebietes
liegenden Kakao-Pflanzungen hatten im Jahre 1911
im allgemeinen eine weniger günstige Ernte aufzu-
weisen als im vorangegangenen Jahre, was wohl
zum großen Teil auf besonders starke Regenfälle zurück-
zuführen ist, die wiederum der Grund dafür sein
dürften, daß die so gefürchtete Braunfänle in ziem-
lichem Umfange auftrat, wodurch bei den meisten
Pflan zungen die geernteten Mengen gesunden Kakaos
im Verhältnis zum Vorjahre zurückgeblieben sein dürften.
Durch den Verlauf der Marokko-Angelegenheit er-
fuhr das Schutzgebiet ebenso wie in seinem südlichen
auch in seinem nördlichen Teile eine Veränderung.
indem an Frankreich ein Teil des sog. Entenschnabels,
das zwischen den Flüssen Schari und Logone belegene.
als besonders fruchtbar bezeichnete Gebiet, abgetreien
wurde gegen an Ausdohnung allerdings weit be-
deutendere Gebiete im Westen und Süden des Schutz-
gebiets.