Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Oollwe-Dflanzungs-Gesellschaft.“) 
Allgemeines. 
Das wichtigste Ereignis des Jahres 1911 für die 
Kolonie Kamerun bildete die Übernahme eines Ge- 
bietes von 275 000 km, dessen wirtschaftliche Be- 
deutung sich heute noch nicht ermessen läßt und dessen 
Angliederung an das Schutgebiet vorerst noch manche 
Kosten für Organisation, Wege= und Bahnbanten er- 
fordern dürfte. Es ist jedoch zu hoffen, daß auch die 
neuen Gebietsteile an der bisherigen günstigen Ent- 
wicklung Kameruns entsprechenden Anteil nehmen 
werden. 
Von den bisher im Bau befindlichen Bahnen wurde 
die Nordbahn bis Kilometer 160 Station Nkongsambe 
fertiggestellt und im Mai dem Betrieb übergeben, 
während bei der Mittellandbahn mit Jahreoschluß der 
Oberbau auf etwa 80 km durchgeführt war. Die 
schwierige Uberbrückung des Sanagaflusses bei Edea 
wurde im November vollendet. 
Die Arbeiterbeschaffung stellte sich für die Pflan- 
zungen etwas schwieriger als bisher, zum Teil mag 
diese Erscheinung durch den Babubau bedingt gewesen 
sein, an dem etwa 5000 Arbeiter beschäftigt werden. 
Die Witterung war für die Pflanzungen nicht 
günstig. Die reichen Niederschläge verursachten auf 
vielen Nakaoplantagen starke Ernteausfälle, die Rautschuk- 
produktion hingegen erfuhr einen starken Zuwachs. 
Von den Kamernner Pflanzungen wurden insgesamt 
ansgeführt etwa 3500 Tonnen Kakao und etwa 7000 kg 
Kickria-Kautschuk. 
Die Weltproduktion von Kakao betrug in 
1910: 220 000 t, 1911: 247 000 t, 
in Deutschland wurden verbraucht: 
1910: 44 000 t, 1911: 51 000 t. 
Die Preise für Kamerun-Kakao hielten sich Anfang 
des Jahres auf 104.#4¾ pro 100 kgE. gingen im Frühjahr 
auf 100 .# zurück, um nach einer kurzen Steigerung 
auf 118 . 4¾, schließlich mit 110 zu enden. 
Die Preise für feinen Para-Kautschuk schwankten 
zwischen 9,45. und 12,10 pro kx. Die Welt- 
produktion von Kautschuk ist zur zeit ungefähr 80000 t 
(1910 76000 t), hierunter etwa 14 000 t#Plantagen- 
Kautschuk von Ceylon und Malakka. 
Pflanzungsbetrieb. 
Der Regenfall übertraf im Berichtsjahr nicht nur 
die zehnjährige Durchschnittsmenge, sondern wirkte 
auch ungünstig durch die Verteilung der Regentage. 
Gemessen wurden 3180 mm bei 156 Regentagen (1910 
2526 mm bei 1144 Regentagen). 
Neuanlagen wurden im Betriebsjahre nicht vor- 
genommen, so daß die in Kultur genommene Fläche 
mit 1494,54 hu bestehen bleibt. Auch auf der Dibongo- 
Pflanzung fand eine Ausdehnung der 119 hu großen 
Kautschukanlage nicht statt. 
Die Entwicklung der Heve#abestände darf als viel- 
versprechend begeichnet werden, und berechtigt zu der 
Hoffnung, in 1913 mit regelmäßigen Zapfungen be- 
ginnen zu können. Die Kickriaanlagen wurden mit 
Rücksicht auf die bisherigen geringen Ernteergebnisse 
zum größten Teil ebenfalls mit Heveabäumen durch- 
sorstet, eine Maßregel, von der wir uns gute Ergeb- 
nisse versprechen. Wir verschifften außer einem kleinen 
Versuchoquantum Ficuskautschuk 852 ku Kickriakantschuk 
(1910 565 kel, während eine Ernte von Castillva= 
kautschuk im Berichtsjahre unterbliecb, um den Bäumen 
eine größere Ruhepause zu gewähren. Die Lualität 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911. 
  
des Kickriakautschuk wurde am Hamburger Markt recht 
aut bewertet und stand dem Para fine nur um ein 
Geringes nach. Trotzdem werden wir zukünftig mehr 
und mehr mit den Ergebnissen der Heveakultur zu 
rechnen haben, da diese die Kickriakultur wohl allmählich 
verdrängen dürfte. 
Mit Ausnahme der Abteilung Woermannöhöbe, 
in welcher starkes Auftreten von Engerlingen eine 
Schädigung der Kakaobestände verursachte, war der 
Stand der Kakaoanlagen befriedigend. Die ernte- 
reifen Bestände wuchsen auf 702 ha, von denen wir 
6000 Sack à 50 kg ernteten (1910 665 ha = 6660 Sack 
Kakao). Der Durchschnittserlös betrug 109.5.¾ pro 
100 kg (1910 9p,2). Das hinter den Erwartungen 
zurückgebliebene Ernteergebnis ist teils auf den Ausfall 
in Woermannshöbe, teils auf den nachteiligen Einfluß 
der ungünstigen Witterung zurückzuführen. 
Von unseren geringen Rolabeständen konnten 
wir ein kleines Juantum ernten. Die Früchte der in 
den jüngeren Kulturen vorhandenen Mehlbananen, 
ebenso wie die Früchte der vorhandenen Olpalmen 
wurden für die Ernährung unserer Arbeiter verwendet. 
Die Feldbahn wurde um 965 m verlängert, die 
Gesamtlänge der Bahnstrecke beträgt jetzt 10 km. 
Im Monatsdurchschnitt waren 816 Arbeiter be- 
schäftigt. am Jahresschluß 799 Mann. Der Gesund- 
heitszustand der europäischen Angestellten war zu- 
friedenstellend, der eingeborenen Arbeiter hingegen 
während der schweren Regenzeit nicht ganz so günstig: 
epidemische Nrankheiten sind jedoch nicht aufgetreten. 
Finanzielles. 
Dem Erntekonto sind die Unterhaltungskosten der 
702 ha ertragreifen Rakaobestände sowie die Erntekosten 
belastet, während die Kosten für Unterhaltung der 
etwa 120 ha noch wachsenden Bestände dem Kakao- 
pflan zungskonto, der 645 ha Kautschukanlagen dem 
Kautschutpflan zungskonto zugeschrieben wurden. Auf 
Nebenkulturenkonto sind die Ausgaben für Erweiterung 
der Olpalmenbestände und für Unterhaltung der Kola- 
anlagen verbucht. 
Die schwimmenden November= und Dezember= 
ernten sind auf Produktenkonto ausgewiesen. Unter 
Vorräten ist der Lagerbestand in Ramerun aufsgeführt. 
der vorhandene Arbeiterproviant, neue Geräte und 
Materialien und die für das Jahr 1912 bestimmte 
Sendung Kunstdünger. 
Den nach Vornahme der Abschreibungen in Höhe 
von 83 627 X sich ergebenden Reingewinn von 
117 476 . “ beantragen wir zu verteilen, wic folgt: 
5 v. H. für den Reservefonds = 5875 M., 5 v. H. Divi- 
dende auf 2000 000 4 -— 100 000 „MX. Vortrag 
11 602 .K. 
* 
* 
Aus der Bilanz für 1911 heben wir hervor,. daß 
Terrains mit 150 000 .. Kakaopflanzungen mit 
928 684 .“ und Kautschukpflangungen mit 472 007.¼ 
zu Busche stehen. An Kreditoren schuldete die Gesell- 
schaft 41666 „ , die aber durch Bankguthaben 155176.W . 
Effekten (194 420 .) usw. überreichlich gedeckt sind. 
Deutsche Kautschuh- Aktiengesellschaft, 
Berlin und Ramerun.“) 
Pflanzungs-Abteilung. 
Die Pflanzung hat sich auch im abgelaufenen Jahr 
befriedigend entwickelt. Am 31. Dezember 1911 be- 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911.
	        
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