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Oollwe-Dflanzungs-Gesellschaft.“)
Allgemeines.
Das wichtigste Ereignis des Jahres 1911 für die
Kolonie Kamerun bildete die Übernahme eines Ge-
bietes von 275 000 km, dessen wirtschaftliche Be-
deutung sich heute noch nicht ermessen läßt und dessen
Angliederung an das Schutgebiet vorerst noch manche
Kosten für Organisation, Wege= und Bahnbanten er-
fordern dürfte. Es ist jedoch zu hoffen, daß auch die
neuen Gebietsteile an der bisherigen günstigen Ent-
wicklung Kameruns entsprechenden Anteil nehmen
werden.
Von den bisher im Bau befindlichen Bahnen wurde
die Nordbahn bis Kilometer 160 Station Nkongsambe
fertiggestellt und im Mai dem Betrieb übergeben,
während bei der Mittellandbahn mit Jahreoschluß der
Oberbau auf etwa 80 km durchgeführt war. Die
schwierige Uberbrückung des Sanagaflusses bei Edea
wurde im November vollendet.
Die Arbeiterbeschaffung stellte sich für die Pflan-
zungen etwas schwieriger als bisher, zum Teil mag
diese Erscheinung durch den Babubau bedingt gewesen
sein, an dem etwa 5000 Arbeiter beschäftigt werden.
Die Witterung war für die Pflanzungen nicht
günstig. Die reichen Niederschläge verursachten auf
vielen Nakaoplantagen starke Ernteausfälle, die Rautschuk-
produktion hingegen erfuhr einen starken Zuwachs.
Von den Kamernner Pflanzungen wurden insgesamt
ansgeführt etwa 3500 Tonnen Kakao und etwa 7000 kg
Kickria-Kautschuk.
Die Weltproduktion von Kakao betrug in
1910: 220 000 t, 1911: 247 000 t,
in Deutschland wurden verbraucht:
1910: 44 000 t, 1911: 51 000 t.
Die Preise für Kamerun-Kakao hielten sich Anfang
des Jahres auf 104.#4¾ pro 100 kgE. gingen im Frühjahr
auf 100 .# zurück, um nach einer kurzen Steigerung
auf 118 . 4¾, schließlich mit 110 zu enden.
Die Preise für feinen Para-Kautschuk schwankten
zwischen 9,45. und 12,10 pro kx. Die Welt-
produktion von Kautschuk ist zur zeit ungefähr 80000 t
(1910 76000 t), hierunter etwa 14 000 t#Plantagen-
Kautschuk von Ceylon und Malakka.
Pflanzungsbetrieb.
Der Regenfall übertraf im Berichtsjahr nicht nur
die zehnjährige Durchschnittsmenge, sondern wirkte
auch ungünstig durch die Verteilung der Regentage.
Gemessen wurden 3180 mm bei 156 Regentagen (1910
2526 mm bei 1144 Regentagen).
Neuanlagen wurden im Betriebsjahre nicht vor-
genommen, so daß die in Kultur genommene Fläche
mit 1494,54 hu bestehen bleibt. Auch auf der Dibongo-
Pflanzung fand eine Ausdehnung der 119 hu großen
Kautschukanlage nicht statt.
Die Entwicklung der Heve#abestände darf als viel-
versprechend begeichnet werden, und berechtigt zu der
Hoffnung, in 1913 mit regelmäßigen Zapfungen be-
ginnen zu können. Die Kickriaanlagen wurden mit
Rücksicht auf die bisherigen geringen Ernteergebnisse
zum größten Teil ebenfalls mit Heveabäumen durch-
sorstet, eine Maßregel, von der wir uns gute Ergeb-
nisse versprechen. Wir verschifften außer einem kleinen
Versuchoquantum Ficuskautschuk 852 ku Kickriakantschuk
(1910 565 kel, während eine Ernte von Castillva=
kautschuk im Berichtsjahre unterbliecb, um den Bäumen
eine größere Ruhepause zu gewähren. Die Lualität
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911.
des Kickriakautschuk wurde am Hamburger Markt recht
aut bewertet und stand dem Para fine nur um ein
Geringes nach. Trotzdem werden wir zukünftig mehr
und mehr mit den Ergebnissen der Heveakultur zu
rechnen haben, da diese die Kickriakultur wohl allmählich
verdrängen dürfte.
Mit Ausnahme der Abteilung Woermannöhöbe,
in welcher starkes Auftreten von Engerlingen eine
Schädigung der Kakaobestände verursachte, war der
Stand der Kakaoanlagen befriedigend. Die ernte-
reifen Bestände wuchsen auf 702 ha, von denen wir
6000 Sack à 50 kg ernteten (1910 665 ha = 6660 Sack
Kakao). Der Durchschnittserlös betrug 109.5.¾ pro
100 kg (1910 9p,2). Das hinter den Erwartungen
zurückgebliebene Ernteergebnis ist teils auf den Ausfall
in Woermannshöbe, teils auf den nachteiligen Einfluß
der ungünstigen Witterung zurückzuführen.
Von unseren geringen Rolabeständen konnten
wir ein kleines Juantum ernten. Die Früchte der in
den jüngeren Kulturen vorhandenen Mehlbananen,
ebenso wie die Früchte der vorhandenen Olpalmen
wurden für die Ernährung unserer Arbeiter verwendet.
Die Feldbahn wurde um 965 m verlängert, die
Gesamtlänge der Bahnstrecke beträgt jetzt 10 km.
Im Monatsdurchschnitt waren 816 Arbeiter be-
schäftigt. am Jahresschluß 799 Mann. Der Gesund-
heitszustand der europäischen Angestellten war zu-
friedenstellend, der eingeborenen Arbeiter hingegen
während der schweren Regenzeit nicht ganz so günstig:
epidemische Nrankheiten sind jedoch nicht aufgetreten.
Finanzielles.
Dem Erntekonto sind die Unterhaltungskosten der
702 ha ertragreifen Rakaobestände sowie die Erntekosten
belastet, während die Kosten für Unterhaltung der
etwa 120 ha noch wachsenden Bestände dem Kakao-
pflan zungskonto, der 645 ha Kautschukanlagen dem
Kautschutpflan zungskonto zugeschrieben wurden. Auf
Nebenkulturenkonto sind die Ausgaben für Erweiterung
der Olpalmenbestände und für Unterhaltung der Kola-
anlagen verbucht.
Die schwimmenden November= und Dezember=
ernten sind auf Produktenkonto ausgewiesen. Unter
Vorräten ist der Lagerbestand in Ramerun aufsgeführt.
der vorhandene Arbeiterproviant, neue Geräte und
Materialien und die für das Jahr 1912 bestimmte
Sendung Kunstdünger.
Den nach Vornahme der Abschreibungen in Höhe
von 83 627 X sich ergebenden Reingewinn von
117 476 . “ beantragen wir zu verteilen, wic folgt:
5 v. H. für den Reservefonds = 5875 M., 5 v. H. Divi-
dende auf 2000 000 4 -— 100 000 „MX. Vortrag
11 602 .K.
*
*
Aus der Bilanz für 1911 heben wir hervor,. daß
Terrains mit 150 000 .. Kakaopflanzungen mit
928 684 .“ und Kautschukpflangungen mit 472 007.¼
zu Busche stehen. An Kreditoren schuldete die Gesell-
schaft 41666 „ , die aber durch Bankguthaben 155176.W .
Effekten (194 420 .) usw. überreichlich gedeckt sind.
Deutsche Kautschuh- Aktiengesellschaft,
Berlin und Ramerun.“)
Pflanzungs-Abteilung.
Die Pflanzung hat sich auch im abgelaufenen Jahr
befriedigend entwickelt. Am 31. Dezember 1911 be-
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911.