Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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in absehbarer Zeit ein Ersatz des Bruttoabgabesystems 
durch ein rationelleres Besteuerungssystem in Aussicht 
steht. Da heute die Mehrzahl der Aktien oder Anteile 
der Diamantengesellschaften sich nicht mehr in südwest- 
afrikanischen Händen befinden dürfte, so fließt von dem 
Ertrage des Diamantenexports jetzt nur überaus wenig 
auf direktem Wege in die Kolonie, dagegen hat sie 
aus den großen Diamantensteuer-Erträgnissen des 
Staates erheblichen Vorteil gegogen, indem der Staat 
einen sehr beträchtlichen Teil dieser Einnahmen zum 
Ausbau des Eisenbahnnetzes verwendet hat. 
Die Annahmestelle für die Diamantenregie an der 
Prinzenbucht, welche wir im vorigen Jahre auf Grund 
eines Übereinkommens mit der Regie errichteten, wurde 
auf deren Wunsch im laufenden Jahre wieder auf- 
gehoben. 
Die Diamantenausfuhr belief sich im Berichtsjahre 
auf 789 191 Rarat gegen 841 900 Karat im Jahre 1910. 
Der Export von rohen und aufbereiteten Kupfer- 
erzen hat im Jahre 1911 einen Rückgang erfahren und 
betrug rund 30 000 Tonnen. 
Der Eisenbahnumbau Karibib—Windhuk und die 
Strecke Windhuk—Keetmanshoop sind nunmehr voll- 
endet und werden der Entwicklung der Kolonie gute 
Dienste leisten. Zunächst allerdings fällt die Alimen- 
tation fort, welche diese großen Unternehmungen dem 
Handel und Wandel während der Banzeit zugeführt 
haben. 
Auf unsere Bankgebäude haben wir 31 077.#K ab- 
geschrieben, so daß sie nunmehr mit 173.000 Kx zu Buch 
stehen. Der Reingewinn für 1911 beläuft sich auf 
130 907 . ¼%. und wir schlagen vor, denselben wie folgt 
zu verwenden: 15 000.4 als Rücklage in den gesetz- 
lichen Reservefonds, 15 000 1 als Rücklage in die 
Spezialreserve, 80 000 .“4 als Dividende von 8 v. H. 
auf das eingegahlte Kapital von 1.000 000 x, 3478.4 
als Tantieme und 17 428 .„ als Vortrag. 
* 
*# 
In der Bilanz für Ende 1911 stehen bei einer 
Million Mack Aktienkapital den mit zusammen rund 
6.4 Millionen Mark bezifferten Depositen= und Kredi- 
torenverpflichtungen gegenüber: Kasse usw. 5 400 000, 
Wechsel 633 875 .X, Debitoren 1 400 000 # und 
Effekten b4 083 A. 
Kacko-Land- und Minen-Gesellschaft, Berlin.“) 
Erneute Verhandlungen über die Einführung der 
Kaiserlichen Bergverordnung sind in die Wege geleitet. 
Die Leitung der zum Zwecke der bergmännischen 
und geologischen Erforschung des Gesellschaftsgebietes 
entsandten Expedition, deren Dauer von April 1910 
ab auf zwei Jahre festgesetzt war. ist bis November 
1911 von Ingenieur Kuntz fortgeführt und von da ab 
auf Ingenieur Dr. Kranse übergegangen, welcher schon 
seit Juli v. Is. als Assistent bei der Erpedition tätig 
war. Ingenieur Kuntz mußte aus Gesundheitsrücksichten 
nach Deutschland zurückkehren, jedoch wurden durch 
diesen Personalwechsel die Arbeiten der Expedition 
nicht unterbrochen. 
Während das erste Jahr der Erpedition 1910 der 
allgemeinen Erforschung und Orientierung gewidmet 
war, wurde das verflossene Jahr für die Beschürfung 
und Verfolgung der bereits gemachten und der neu 
hin zugekommenen Funde sowie für die genauere Unter- 
suchung aller derjenigen Gegenden verwandt, welche 
für die Auffindung von Bergwerksobjekten besonders 
versprechend erschienen. 
*) Aus dem Bericht über das sechzehnte Geschäfts- 
jahr (1911). 
  
  
  
Außer den im Jahre 1910 festgestellten Eisenerz- 
lagerstätten bei Gagarus und Ombombo (im mitt- 
leren östlichen Teile des Kaokofeldes) sind in etwa 
15 km Entfernung von der erstgenannen Fundstelle zwei 
weitere hochprozentige Eisenerzvorkommen entdeckt 
worden. Die weitere Erforschung dieser Eisenerglager 
wird jedoch späterhin Sache einer besonderen Expedition 
sein müssen, da ohne Eisenbahn der Abbau derselben 
nicht in Frage kommt. 
Besonderes Augenmerk wurde den bei Khorichas 
(im südöstlichen Teile des Kaokofeldes) und bei 
Khoabendus (90 km östlich Zesfontein) gelegenen 
Goldvorkommen geschenkt. Trotz der günstigen Aus- 
sichten, welche der erstgenannte Fundpunkt wegen seines 
teilweise sehr hohen Goldgehaltes bot, ist das Ergebnis 
einer eingehenden bergmännischen Untersuchung vor- 
läufig negativ gewesen. Nach Ansicht der beiden 
Expeditionsleiter war jedoch die Möglichkeit des Auf- 
tretens eines versprechenden Goldvorkommens nicht 
ganz ausgeschlossen, so daß die Schürfarbeiten westlich 
und südlich von Khorichas bis zum April d. Js. fort- 
gesetzt werden. Diese Arbeiten werden sich auch auf 
die nähere Untersuchung der in der Südostecke unseres 
Gesellschaftsgebietes aufgetretenen Spuren von Zinn- 
erzvorkommen erstrecken. 
Die Schürfarbeiten bei Khoabendus. wo eine 
größere Anzahl goldhaltiger Luarze und Quarzite im 
Juli 1911 aufgefunden wurde, sollen inzwischen energisch 
fortgesetzt werden, um festzustellen, ob sich hier abbau- 
würdige Erzgvorkommen vorfinden. 
Die Expedition wird nach Ablauf der festgesetzten 
Dauer von zwei Jahren im April d. Is. ihre Tätigkeit 
einstellen. 
Es macht sich jetzt regere Nachfrage nach Farmen 
geltend, da die Bodenverhältnisse in unserem Land- 
gebiete besser beurteilt werden, als dies früher der 
Fall war. Zwei Farmen sind bereits verkauft. 
Wie schon im Vorjahre von uns mitgeteilt worden 
ist, sind wir zur Entrichtung von Grund= und Bezirks- 
steuern herangegogen worden. Alle von uns dagegen 
eingelegten Berufungen sind von der Berufungs- 
kommission, als letzter Instanz im Schutzgebiete, ver- 
worfen worden. Auch eine von uns an den Herrn 
Reichskanzler gerichtete Eingabe ist erfolglos geblieben, 
ebenso wie unsere Vorstellungen beim Reichs-Kolonial- 
amt. Wir haben daher die Steuern für die Jahre 1909, 
1910 und 1911 im Betrage von zusammen 270 405.4 
bezahlen müssen, uns aber Regreßansprüche vorbehalten. 
Der Verlust-Saldo hat 1911 sich durch die weiteren 
Kosten für die Erpedition Kuntz und die großen Steuer- 
beträge von 514 637 . auf 936 917. erhöht. Die 
Erpeditionskosten sind innerhalb des Voranschlages 
geblieben. Zur Deckung dieser Ausgaben verwandten 
wir unser Bankguthaben und einen Teil unseres Effekten- 
bestandes, die sich dadurch vermindert haben. Aus 
dem Verkaufe dieser Effekten resultiert der Verlust auf 
Effektenkonto von 4232 KC. 
* 1 
# 
Ende Degember 1911 standen die Effekten noch 
mit 53 755 & und Bankguthaben und Kasse mit 
5219 .“ zu Buch. Der Landbesitz und Grundrechte 
werden mit 7,2 Millionen Mark bewertet. Die Schulden 
der Gesellschaft beschränkten sich auf wenige 817.4#. 
Hernsheim & Co. K.-6G.“) 
Wir blicken wiederum auf ein befriedigendes Ge- 
schäftsjahr zurücck. 
*) Aus dem Jahresbericht für 1911. 
 
	        
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