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öffnung neuer Post= und Telegraphenanstalten,
in der Erweiterung des Geschäftskreises bestehender
Verkehrsanstalten, in der Vervollkommnung der
Betriebseinrichtungen und in der Erschließung
neuer Verkehrswege.
Die Zahl der Verkehrsanstalten in den Schutz-
gebieten ist von 122 auf 207, die ihrer Berufs-
beamten von 81 auf 144 gestiegen.
Gegenwärtig ist der
Dost- und Telegraphendienst
in den deutschen Schutzgebieten in folgender
Weise geregelt.
Deutsch-Ostafrika.
An Verkehrsanstalten besitzt dieses Schutzgebiet
die Postämter in Daressalam und Tanga sowie
40 Postagenturen, nämlich an der Küste in:
Bagamojo, Kilwa, Lindi, Mikindani, Mohoro,
Pangani, Sadani und Tschole; sodann im Innern
des Landes in: Amani, Aruscha, Bismarckburg,
Buiko, Bukoba, Dodoma, Iringa, Kilimatinde,
Kilossa, Kondoa-Irangi, Korogwe, Leganga, Ma-
heuge, Mkalama, Mkumbara, Mombo, Morogoro,
Moschi, Mpapua, Muaja, Muansa, Muhesa, Neu-
Langenburg, Ngerengere, Ruanda, Schirati,
Ssongea, Tabora, Udjidji, Usumbura, Wiedhafen,
Wilhelmstal; außerdem besteht in Wugiri eine
Telegraphenanstalt ohne Postbetrieb.
Die Postverbindungen mit Europa werden
durch die Reichspostdampfer der Deutschen Ost-
afrika-Linie hergestellt, die alle drei Wochen auf
der Hauptlinie und alle sechs Wochen, neuerdings
monatlich, auf der Zwischenlinie verkehren. Hierzu
kommen die monatlich einmal Zanzibar anlaufenden
französischen Dampfer der Messageries Maritimes
und die vierwöchentlich Zanzibar berührenden
euglischen Postdampfer der British India Steam
JNavigation Company. Außerdem stellen die
Dampfer des Gouvernements monatlich ein= bis
zweimal eine Verbindung zwischen sämtlichen
Postanstalten an der Küste her. Teilweise werden
die Küstenplätze auch von den der Deutschen
Ostafrika-Linie gehörenden Dampfern angelaufen,
die zwischen Bombay und Ost= und Südafrika
verkehren. Daneben sind die Küsten-Postanstalten
meist noch durch Botenposten auf dem Landwege
verbunden.
Die Beförderung der Post nach dem Innern
erfolgt auf der Usambara= und der Zentralbahn
von Tanga und Daressalam aus bis zum der-
zeitigen Endpunkte beider Bahnen. Von da ab
sowie von den Unterwegs-Stationen der Eisen-
bahnen entspringen Botenpostkurse nach den ab-
seits gelegenen Postanstalten.
Abweichend hiervon werden die Postsendungen
nach und von den am Vietoriasee gelegenen Post-
anstalten in Bukoba, Muansa und Schirati sowie
auch nach und von Ruanda allgemein üÜber
Mombasa, die Ugandabahn und von deren End-
punkt Port Florence mit englischen Schiffen über
den Victoriasee befördert.
An das oberirdische Telegraphennetz sind
29 Orte angeschlossen. Die Telegraphenleitungen
werden zur Telegrammbeförderung und zur Ab-
wicklung des Fernsprechverkehrs benutzt. Auch
die Funkentelegraphie hat neuerdings durch die
Errichtung zweier dem öffentlichen Verkehr dienenden
Funkentelegraphenstationen Eingang gefunden.
Mit dem Welttelegraphennetz ist Deutsch-
Ostafrika durch das der Eastern and South
African Telegrapd Company) gehörige und ihr
abgemietete Unterseekabel Daressalam—Bagamojo
Zanzibar verbunden. Der Mietvertrag, der
Juni 1910 ablief, ist auf weitere zehn Jahre
verlängert worden.
Dem mit der Leitung des Post= und Tele-
graphenwesens in Deutsch-Ostafrika beauftragten
Direktor des Postamts in Daressalam sind 31 Fach-
beamte, nämlich 3 Postinspektoren, 19 Betriebs-
beamte und 9 deutsche Unterbeamte, sowie weiße
und farbige Hilfsbeamte zugewiesen. Fachbeamte
befinden sich bei den Postämtern in Daressalam
und Tanga sowie bei den Postagenturen in
Amani, Bagamojo, Bukoba, Dodoma, Kilimatinde,
Kilossa, Kilwa, Lindi, Morogoro, Moschi, Muansa,
Pangani, Tabora, Udjidji und Wilhelmstal. Bei
den übrigen Postanstalten werden die Dienst-
geschäfte von Landesbeamten, Angehörigen der
Schutztruppe, Eisenbahnangestellten oder Privat--
personen wahrgenommen. Die bei den Verkehrs-
anstalten des Schutzgebiets beschäftigten Ein-
geborenen finden vorzugsweise im Unterbeamten-,
Boten= und Leitungsaufseherdienste, daneben aber
auch mit gutem Erfolg im Telegraphen= und
Fernsprechdienste Verwendung.
Deutsch-Südwestafrika.
Die ersten Jahre der Berichtszeit standen
noch unter dem Zeichen des anfangs 1904 aus-
gebrochenen Eingeborenenaufstandes. Infolge der
Entsendung eines starken Expeditionskorps hatte
der Verkehr einen außergewöhnlichen Umfang an-
genommen. Erst allmählich traten nach der Be-
ruhigung des Landes und der Wiederbesiedlung
der Farmen wieder stetige Verhältnisse in Handel
und Wandel sowie im Verkehr ein. Die während
der Aufstandzeit neu eingerichteten Postanstalten
mußten zum größten Teile beibehalten und in-
folge der Wiederbesiedlung des Landes und des
Fortschreitens der Bahnbauten vermehrt werden.
Neuen starken Aufschwung nahm der Verkehr mit
der Entdeckung der Diamanten im Süden des
Schutzgebiets gegen Mitte des Jahres 1908.