Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Die Eisenbahn wurde auch in dem abgelaufenen 
Geschäftsjahr noch durch den Bauverkehr der Nord- 
Süd-Bahn günstig beeinflußt. Nicht nur die Ver- 
frachtung von Baugütern, sondern auch die geschäftliche 
Belebung der vom Bahnbau durchzogenen Gebiete 
trugen zum lebhaften Bahnverkehr bei, der jedoch gegen 
Ende des Geschäftsjahres mit der Einschränkung des 
Baubetriebes abnahm. 
Die ordnungsmäßige Bewältigung des bis No- 
vember anhaltenden starken Verkehrs erforderte eine 
intensive Ausnützung der vorhandenen Betriebsmittel. 
Für den dann einsetzenden Verkehrsrückgang mußte 
rechtzeitig die Verminderung der Betriebsausgaben 
angestrebt werden. Wenn der Erfolg dieser Be- 
strebungen am Ende des Geschäftsjahres mit dem 
Berkehrsrückgang noch nicht ganz Schritt hielt, so lag 
dies daran, daß die Betriebsmittel in der Periode des 
starken Verkehrs stärker abgenutzt wurden, als durch 
laufende Unterhaltungsarbeiten ergängt werden konnte. 
Die Wiederinstandsetzungsarbeiten mußten daher in den 
levten Monaten des Geschäftsjahres 1911/12 nachgeholt 
werden und werden auch noch während des ersten 
Halbjahres des nenen Geschäftsjahres anhalten. 
Die durch den Verkehrsrückgang bedingte Ein- 
schränkung des Personals konnte dadurch, daß aus- 
scheidende Beamte und Angestellte nur in Ausnahme- 
fällen durch Neueinstellungen ersetzt wurden, ohne 
besondere Härten durchgeführt werden. 
Infolge der Einführung des Kapspurbetriebes auf 
der Regierungsbahn von Naribib nach Windhuk 
hörte Ende Angust der Ubergang unserer Wagen auf 
die Staatsbahnlinie auf. Damit ist der gelegentlich 
aufgetretene Wagenmangel und auch der Grund für 
die besonders starke Abuntung unserer Wagen behoben. 
Die nunmehr in Karibib erfolgende Umladung der 
Güter verursacht keine besonderen Schwierigkeiten und 
wird glatt bewältigt. 
An den Bahnanlagen wurden nur geringfügige 
Neuanlagen und Verbesserungen vorgenommen. Bei 
Kilometer 219 wurde eine Brücke mit 4.50 m Lichtweite 
eingebaut. 
Die Zahl der verheirateten Angestellten hat zu- 
genommen, so daß nicht nur die Räume des früher der 
Zollverwaltung vermieteten Hauses in Usakos hinzu- 
genommen und zweckentsprechend umgebaut werden 
mußten, sondern außerdem noch der Neubau eines 
massiven Gebäudes für acht Familien erforderlich war. 
Da die früheren Versuche, in der Namib brauch- 
bares Kesselspeisewasser zu erschließen, erfolglos waren, 
wurde in Arandis (Kilometer 60) eine leistungsfähige 
Wasserstatrion erbaut, der nunmehr das Wasser in ganzen 
Zügen von Usakos zugeführt wird. 
Der neue Hauptbrunnen in llsakos hat trotz der 
anhaltenden Trockenheit der Jahre 1909 und 1910 
allen Anforderungen entsprochen, so daß die lange Zeit 
in Usakos bestehende Wasserfrage, deren Lösung erheb- 
lichen Aufwand für Wassererschließung erforderte, uun 
endgültig beseitigt erscheint. 
Der Gesundheitszustand war trotz der lang 
andauernden Regenzeit befriedigend. Es wurden 1390 
(1171) Weiße behandelt, und zwar 9608 Männer, 
216 Frauen und 176 Kinder, und davon dem Lagarett 
überwiesen 26 Männer, 9 Frauen, 7 Kinder. 
Im Eingeborenen-La gzarett in Usakos wurden 427 
(902) Kranke ausgenommen, darunter 63 auf fremde 
Rechnung. 1261 (1379) Eingeborene wurden ambulant 
behandelt. 
Erwähnenswerte Betriebsunfälle ereigneten sich 
im Geschäftsjahr nicht. 
Für die im Vorjahr gegründete Schulgemeinde 
in Usakos wurde aus Vorschüssen der Gesellschaft ein 
  
Schulhaus mit Lehrerwohnung erbaut und dieses im 
Februar nach Eintreffen des Regierungslehrers in Be- 
nutzung genommen. Bis dahin war der Schulunterricht 
durch einen Pater der hiesigen katholischen Mission 
erteilt worden. 
Der Betriebsmittelpark umfaßte am Ende des 
Geschäftsjahres: 32 Lokomotiven. 2 Motorwagen, 
20 Tender, 377 Wagen. 
Es wurden gefahren: 6609 (i. V. 6447) Züge mit 
883 090 (916 126) Zugkilometern. Die Leistungen be- 
trugen: 912329 (916 126) Lokomotivdkilometer. 27538644 
(29354516) Wagenachskilometer. Die durchschnittliche 
Zugstärke war 31,2 (32,04) Achsen. 
Es betrugen: Personenbeförderung 48362 
(15367) Personen, davon in der I. Klasse 5849 (5391), 
in der II. Klasse 10 756 (10976), in der III. Rlasse 
31 757 (29000); Gepäckbeförderung 346t (338): Erx- 
preßgutbeförderung3:2t(22); Güterbeförderung 
100 145 t (111194) und Viehbeförderung zum Stück- 
viehtarif: 67 Stück Großvieh, 37 Stück Kleinvieh; zum 
Wagenladungstarif: 291 Wagen Großvieh, 84 Wagen 
Kleinvieh. 
Die Einnahmen betrugen 4863141.4¾ (4849 824,), 
und zwar aus dem Personen= und Gepäcckverkehr 
651 578 (488 480), aus dem Güter= und Viehverkehr 
3981 605. K (4207846), sonstige Einnahmen 229958.1 
(1534196). Die Ausgaben erforderten 2749 100 AM 
(2795367). Der Reingewinn beträgt 2114040 “4 
(2054 457). Der Betriebskoeffizient stellt sich auf 
56, 5 v. H. (57,6 v. H.). 
Zur Bilanz ist zu bemerken, daß die Debitoren 
Zentrale in Höhe von 17684 531.&¾ sich zusammensetzen 
aus 14496 860 . Ac Rest des Raufpreises der Eisenbahn, 
welcher in Jahresraten vom Fiskus bis 1. April 1914 
zu entrichten ist, ferner aus 2035239 Bankguthaben 
und im übrigen aus ausstehenden Beträgen für ab- 
gelieferte Erze, welche ingwischen voll eingegangen 
sind. Die Land= und Minenrechte stehen mit 1 400000.4 
zu Buch. Kassenbestände mit 49223.%. Die Kredi- 
toren zentrale von 13629690. bestehen aus 11500000.1 
für Vorschuß der Banken und der South West Africa 
Company Limited London, der zwecks Kapitalsrück- 
zahlung am 1. Juli 1910 von uns ausgenommen wurde, 
und der übereinstimmend mit dem Eingang der Kauf- 
gelderraten getilgt wird, 1400 875.K4 Guthaben der 
South West Africu Company für den Verkauf der 
Otavi/Grootfonteinbahn, das entsprechend den uns 
vom Fiokus zu leistenden Ratengahlungen zur Tilgung 
gelangt, 442 800. Forderung der Reichspostkasse für 
von uns einkassierte und später zur Ablieferung ge- 
langende Postgelder sowie aus noch zu zahlenden 
Frachten und Spesen. 
Nach Abschreibungen in Höhe von 867007 .K so- 
wie nach Rückstellung der in die Erneuerungs= und 
Baufonds zu legenden 412203..K¾ verbleibt ein Rein- 
gewinn von 2683767.X zu folgender Verteilung: 
Pachtzinsreserve 150000.¾, Assekuranz= und Un- 
fallreserve 50000.#KX,. Dividende 5 v. O. auf 1000000. 
200000 .“¼ Tantieme des Verwaltungerats 1062 162.K, 
b .. per Stück Superdividende auf die Anteile 
1000000. M, 5. per Stück auf die Gennßscheine 
1000000. und Vortrag 121604. 
  
Deutsch-Westafrikanische Handelsgesellschaft 
Hambdurg.“) 
Die Erwartung, daß der Geschäftsgang sich in 
der zweiten Hälfte des Jahres wieder heben würde, 
*! Aus dem Jahresbericht für 1911.
	        
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